Arbeiter:innenmacht

Zeitenwende und Aufrüstung: Europäische Kriegsindustrie im Goldrausch

Leo Drais, Neue Internationale 292, Juni 2025

Dem Ruf des Krieges geht der des Geldes voraus. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der Zeitenwende witterten die Rüstungskonzerne bereits Morgenluft, seit der beginnenden Abkehr Trumps von Europa und der Ukraine herrscht nun Goldrausch. Europa rüstet auf, und egal welchen Kriegskonzern man sich anschaut – bei allen geht der Börsenwert mittel bis steil nach oben. Wer sein Geld 2022 in Rheinmetall-Aktien gesteckt hat, hat von der Inflation nichts gespürt.

Wir müssen unsere Gegner:innen kennen. Es sind die Rüstungsschmieden, die zusammen mit den Regierungen den nächsten Weltenbrand, die nächste Neuaufteilung der Welt vorbereiten.

Insbesondere in Deutschland hat das Tradition. Rüstete Krupp vor dem Ersten Weltkrieg noch die ganze Welt mit Kanonen aus, stellte der Konzern im nächsten beider Weltkriege ein Rückgrat des Kaiserreichs und Nazideutschlands dar – die Gewinne blieben trotz der deutschen Niederlagen großteils in der Familie und wurden schließlich in eine Stiftung übergeführt. Andere Kapitalist:innen wie etwa Piëch (Porsche, Volkswagen) oder Quandt-Klatten (z. B. BMW) leben hingegen noch heute von einem Vermögen, das sich bis in die Weltkriege zurückverfolgen lässt. Im Krieg gilt: Manche sterben, andere erben.

Schauen wir ihnen deswegen auf die Finger. Der Krieg ist genauso wenig wie Wirtschaftskrisen ein Unwetter, das unvermeidlich über uns hinwegzieht. Es gibt Verantwortliche. Der Kampf gegen den Krieg ist der gegen sie. Deswegen geben wir hier eine Übersicht einiger der größten Rüstungskonzerne in Europa nach Umsatz im Bereich Verteidigung, wem sie gehören, was sie verdienen, und was sie ausmacht.

1: BAE Systems

Sitz: London
Größter Produktionsstandort: UK
Umsatz: 27, 5 Mrd Dollar (2024)
Gewinn: 3,4 Mrd Dollar (2024)

Der größte ist zugleich in gewisser Weise außen vor, was den Blick auf die EU angeht – denn BAE Systems ist ein britischer Konzern. Zumindest für das Jahr 2023 waren die größten Abnehmer:innen die USA, das UK und Saudi-Arabien. Die Produktpalette reicht von Panzern, Munition und Granaten, Kampfjets und Kriegsschiffen bis zu Elektronik, wobei das prominenteste Beispiel die Mitwirkung am Eurofighter ist, einem Joint Venture aus hauptsächlich BAE, Airbus und Leonardo S.p.A.. Der Jet gilt als das europäische Vorzeigekampfflugzeug. Zugleich ist BAE Teil der F-35-Kampfjetproduktion mit Lockheed Martin/Northrop Grumman (USA). Sowohl der F-35, als auch der Eurofighter waren Teil der Verwüstung des Irak und Libyens. Der F-35 ist zudem Teil des genozidalen Krieges gegen Gaza.

Der Konzern zeigt, was für die meisten anderen Unternehmen, die weiter unten folgen, gilt: Eine hohe Kapitalverflechtung und Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen der Kriegsindustrie. Andererseits besteht eine enge Einbindung in Regierungsverträge. Die Aktien des Konzerns befinden sich großteils in den Händen von Versicherungen, Fonds oder Vermögensverwalter:innen wie BlackRock, deren ehemaliger Mitarbeiter Friedrich Merz jetzt übrigens Bundeskanzler ist. Global lag BAE 2023 auf Platz 7 der größten Kriegsunternehmen – auf den ersten sechs Plätzen finden sich fünf US-Unternehmen und ein chinesisches.

2: Leonardo S.p.A.

Sitz: Rom
Größter Produktionsstandort: Italien
Umsatz: 13,0 Mrd Euro (2024)
Gewinn: 1,0 Mrd Euro (2024)

Auch bei diesem Unternehmen finden wir die Beteiligung am Eurofighter und F-35 sowie die Mitwirkung an der Entwicklung der Eurodrohne. Neben der Konzentration auf Kampfflugzeuge produziert der zehntgrößte italienische Konzern Militärhubschrauber, Elektronik, Radaranlagen, Kampfsysteme für den Seekrieg und Satellitenüberwachung. Außerdem ist Leonardo zusammen mit Airbus und BAE Systems der dritte Haupteigentümer von MBDA S.A.S., dem drittgrößten Lenkflugkörperhersteller der Welt, dessen deutscher Ableger mit Saab (Schweden) zusammen Hersteller des viel diskutierten Taurus-Marschflugkörpersystems ist.

Etwa die Hälfte von Leonardo befindet sich direkt oder indirekt im Besitz des italienischen Staates, in der anderen Hälfte tauchen klassische Verdächtige wie BlackRock oder The Vanguard Group (USA) auf.

3: Airbus Defence and Space

Sitz: Taufkirchen bei München
Größer Produktionsstandort: Frankreich
Umsatz: 12,3 Mrd Euro (2024)
Verlust: – 0,5 Mrd Euro (2024)

Dieser Geschäftsbereich des derzeit größten zivilen Flugzeugbauers der Welt ist zugleich der drittgrößte unter den europäischen Kriegskonzernen, wobei ausdifferenziert werden muss, dass in den Unternehmen auch die zivile Weltraumfahrt Airbus angesiedelt ist. Beide Bereiche gehen sicherlich fließend ineinander über. Auf der Produktpalette finden sich der schon oben erwähnte Eurofighter, der mängelbehaftete Transporter A400M sowie die Entwicklung der Eurodrohne Daneben gibt es eine große Bandbreite an Elektronik-, Funk-, Radar-, und Überwachungstechnologie, wo die Erfahrungen aus der zivilen Luftfahrt militärisch zum Tragen kommen.

Die Airbus Group mit Sitz in Toulouse/Leiden ist der Konzern mit der höchsten europäischen Integration – und zwar auch unter allen zivilen Konzernen. Anders als bei zum Beispiel VW, wo der Hauptsitz in Deutschland liegt und allenfalls Fabriken im Ausland stehen, von wo der Profit nach Deutschland zurückfließt, ist Airbus durch verschiedene Fusionsprozesse aus ursprünglich deutschen, französischen und spanischen Luftfahrzeugunternehmen hervorgegangen. Ein bedeutender Teil der Produktion ist zudem im Vereinigten Königreich angesiedelt. Die größten Einzelaktionär:innen sind die deutsche KfW-Bank und der französische Staat, es folgen verschiedene US-amerikanische Vermögensverwalter:innen. Insbesondere mit BAE und Leonardo ist Airbus zusätzlich eng verflochten.

Wenn es um den Hauptwiderspruch der EU geht – ein europäischer Wirtschaftsraum steht Konzernen gegenüber, die weiter an die einzelnen Nationalstaaten gebunden sind –, dann wird Airbus als Gegenbeispiel angeführt. Zu der Betrachtung muss jedoch gesagt werden, dass Airbus in dieser Form selbst nur entstehen konnte durch eine enge Verbindung von Staaten und Kapital. Es ging immer darum, den Kampf mit Boeing und Lockheed Martin aufnehmen zu können und – vermittels der ESA – auch beim Griff nach den Sternen mit der NASA mithalten zu können. Beides ist im Bereich der zivilen Luftfahrt von der EU mit mehreren Milliarden subventioniert worden; bei militärischen Flugzeugen sind die EU Staaten ohnedies die Hauptkunden.

Alleine bei Airbus Defence and Space arbeiten in Deutschland und Frankreich insgesamt etwa 100.000 Menschen. In der BRD gilt für Airbus dabei das Gleiche wie für Rheinmetall oder KNDS weiter unten: Die IG Metall freut sich über die prall gefüllten Auftragsbücher, die die Aufrüstung mitbringt. Sie steht den Konzernen als Sozialpartnerin treu zur Seite, anstatt den Kampf für Arbeitszeitverkürzung und Umstellung der Produktion auf eine zivile und ökologisch sinnvolle aufzunehmen.

4: Thales Group

Sitz: La Défense
Größter Produktionsstandort: Frankreich
Umsatz: 10,3 Mrd Euro (2024)
Gewinn: 1,4 Mrd Euro (2024)

Hier wird vor allem Hightech geboten. Von Steuerungen für Raketen, Kommunikation, Kommandosystemen, Marinesystemen, Luftabwehr und Lenkwaffen bis zu Cybersecurity ist alles dabei. Daneben, seit Thales seine Eisenbahntechniksparte an Hitachi abgestoßen hat, macht der Konzern fast nur noch in Rüstung – er habe sich auf einen sicheren Bereich konzentrieren wollen, man spricht also von garantierten Profiten.

Je ein Viertel von Thales ist im Besitz des französischen Staates und Dassault Aviation, einem französischen Flugzeughersteller. Thales wiederum hält 35 % an der französischen Naval-Group S.A., einem Schiffsbauer für Kriegsschiffe und U-Boote (weitere 60 % hält der französische Staat).

Die wichtigsten Kunden von Thales sind europäische Armeen.

5: Rheinmetall

Sitz: Düsseldorf
Größter Produktionsstandort: Deutschland
Umsatz: 8,4 Mrd Euro (2023)
Gewinn: 0,6 Mrd Euro (2023)

Der größte deutsche Kriegskonzern. Er ist gleichzeitig neben BAE und KNDS einer der größten Munitionshersteller für Panzer, Bomben und Artillerie in Europa, die Schätzungen für 2023–2024 liegen bei bis zu 80.000 Artilleriegranaten und 200.000 Schuss Panzermunition. Zum Vergleich: Die Ukraine soll im gleichen Zeitraum über zwei Millionen Granaten verfeuert haben. Entsprechend ist das Produktionsziel Rheinmetalls für 2025. Angepeilt werden ab da 500.000 155mm-Granaten im Jahr. Vor einem Jahr wurde ein Werk zur Panzerreparatur in der Ukraine eröffnet, die Produktion von Artilleriemunition im Land ist geplant. Mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukrainian Defence Industry wurde dafür ein Joint Venture eingegangen.

Mit dem Ukrainekrieg und dem Beweis, dass auch ein moderner konventioneller Eroberungskrieg und dessen Abwehr zu einem guten Teil über Panzer, Haubitzen und Artillerie führt, hat sich der Börsenkurs Rheinmetalls seit 2021 verzwanzigfacht, allein seit Anfang 2025 mehr als verdoppelt. Inwiefern hier ein Crash droht, bleibt abzuwarten, klar ist jedoch, dass viele in unsicheren Zeiten auf sichere Aufrüstung und Krieg spekulieren. Anders als etwa bei Thales oder Airbus gibt es bei Rheinmetall keinen herausstechenden staatlichen Aktionär:innen und auch keine/n dominierende/n private/n oder institutionelle/n. In den vergangenen drei Jahren ging der institutionelle Besitz mit Sitz in Nordamerika um fast die Hälfte von 40 % auf 20 % zurück, gleichzeitig stieg der private Streubesitz. BlackRock besitzt ca. 5 %, UBS (Schweiz) etwa 4 %.

Auch die deutsche Aufrüstung macht sich bemerkbar: Ein Drittel der Produkte nimmt die Bundeswehr ab. Dass Rheinmetall wie alle Waffenexporteur:innen einer Zustimmungspflicht seitens der Regierung unterliegt, merkt das Unternehmen kaum noch. Erstens ist mit der Zeitenwende die Nachfrage in Deutschland und Europa sowieso riesig geworden, zweitens können auch einfach Maschinen exportiert werden, mit denen die Munition dann vor Ort gebaut werden kann.

Der Schwerpunkt Rheinmetalls liegt neben der Munitionsfertigung bei militärischen Landfahrzeugen, darunter Panzer wie dem Lynx, Leopard, Marder oder der Panzerhaubitze (PzH) 2000. Im Falles des Leopard und der PzH 2000 besteht eine gemeinsame Entwicklung und Fertigung mit KNDS, einer Fusion aus Krauss-Maffei-Wegmann (KMW) und Nexter. Beim Lynx gibt es wiederum eine Zusammenarbeit mit Leonardo. Und wie es sich für eine deutsche Rüstungsschmiede gehört, kooperiert Rheinmetall auch mit israelischen Kriegs- und Genozidunternehmen.

Eine eng verbundene mörderische Industrie

In Deutschland belegt KNDS nach Airbus und Rheinmetall Platz 3, europaweit liegt es auf Platz 11. Bei Kampfpanzern stellt es die Nummer 1 dar. Auch KNDS ist das Ergebnis einer hohen Kapitalverflechtung und -verschmelzung. Wie Airbus und MBDA stellt er einen europäisch hochintegrierten Konzern dar. 2015 aus dem Zusammenschluss der beiden Panzerbauer KMW (Deutschland) und Nexter (Frankreich) entstanden, war die Fusion damals seitens KMW eher eine Reaktion auf rückläufige Aufträge. Dann wurde der Zusammenschluss jedoch zum Vehikel für die Entwicklung eines europäischen Kampfpanzers, der den Leopard (Bundeswehr) und Leclerc (Armée française) Ende der 2030er Jahre ablösen soll und unter dem Namen Main Ground Combat System (MGCS) firmiert. Vorbild für das Projekt im Übrigen: Airbus.

KNDS steht mit 50 % unter der Kontrolle des französischen Staates (ehemaliger Nexter-Anteil) und zu 50 % im Eigentum der Fürstenfeldbrucker Wegmann-Gruppe, die ihrerseits von der Familie Bode kontrolliert wird. Ein Börsengang wird erwogen. Die Zeitenwende bringt auch KNDS volle Auftragsbücher und eine Ausweitung der Produktion: Das von Alstom übernommene Waggonwerk Görlitz wird demnächst Panzer bauen, bis 2030 sollen allein an die Bundeswehr 105 Leopard-2A8-Kampfpanzer geliefert werden, Stückpreis 25 Millionen Euro, Gesamtpreis 2,6 Mrd Euro. (Man hätte von dem Geld auch 750 Nachtzugwagen kaufen können … oder 650 Straßenbahnen … nur mal so …). Wegmann hat übrigens Erfahrung mit dem Umbau von Eisenbahnfabriken zu Panzerschmieden, immerhin war das Unternehmen selbst ursprünglich ein Waggonbauer.

Unterm Strich zeigt sich für die europäische Rüstungsindustrie, dass sie ein hohes Maß an innerer Verflechtung aufweist und mitunter eng an die jeweiligen Staaten gebunden ist. In der Eigentümer:innenstruktur spiegelt sich zudem nach wie vor eine engere Beziehung zum US-Kapitalismus wieder – Trump hin oder her, BlackRock ist an allen börsennotierten Unternehmen beteiligt und die US-Armee bleibt eine der Hauptabnehmerinnen auch europäischer Waffen.

Weiterhin zeigt sich ein großer Fokus um die drei hauptsächlichen Imperialismen der EU Deutschland, Frankreich, Italien und daneben dem Vereinigten Königreich – daran hat auch der Brexit bisher nicht viel geändert.

Ergänzt werden muss, dass das Ranking dem Umsatz entsprechend die Rüstungsindustrie natürlich nur näherungsweise und etwas einseitig darstellt. In Flugzeugen und Panzern ist enorm viel Kapital und Arbeitskraft gebunden, in der einzelnen Granate wenig. Der deutsche Handwaffenhersteller Heckler & Koch beispielsweise ist in seinem Bereich einer der größten der Welt, aber selbst Tausende Pistolen stellen noch lange keinen Eurofighter dar. Tschechische Geschosshersteller:innen, die einen guten Teil der Lieferungen an die Ukraine ausmachen, tauchen somit ebenfalls trotz riesiger Mengen, ebenfalls nicht in den Spitzenplätzen auf.

Bemerkenswert ist, dass der Kriegssektor zwar in sich sehr verflochten ist, abgesehen von der zivilen Luft-und Raumfahrt jedoch wenig direkte Vermischung mit anderen Industrien aufweist.

Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht auch die vermeintlich zivilen Produktionen wie etwa die Autoindustrie bis zur Brust in der Aufrüstungswelle mitschwimmen. Straßenfahrzeuge von Daimler und MAN sind genauso Teil der Bundeswehr wie Panzer. Über zahlreiche Zulieferketten sind viele Unternehmen eingebunden. Der Stahl für Rheinmetall kommt noch zu großen Teilen aus Schweden, aber demnächst möchte man wieder mehr in Deutschland kaufen, etwa bei der Dillinger Hütte – natürlich nur, wenn der Preis stimme, der geforderte Industriestrompreis lässt grüßen. Auch dieser wäre somit eine Subvention für die Rüstungsindustrie.

Schließlich fällt bei der Betrachtung der deutschen und tw. auch europäischen Konzerne auf, dass es sich um (noch) nicht führende Großkapitale, sondern um mittelgroße, verniedlichend auch „mittelständisch“ genannte, Unternehmen handelt. Gegenüber der Konkurrenz aus den USA, China oder auch Russland bedeutet diese einen Nachteil und auch ein Hindernis für den Ausbau einer schlagkräftigen europäischen Rüstungsindustrie in allen Bereichen. Der aktuelle Boom in der Branche befördert natürlich die Konzentration des Kapitals (also das massive Anwachsen der Unternehmen) wie auch den Zentralisationsprozess (Zusammenfassung bestehender Kapitale unter einem Dach). Doch die reine ökonomische Bewegung wird hier nicht ausreichen, den Rückstand gegenüber der Konkurrenz aufzuholen, vielmehr werden die imperialistischen Regierungen und die EU versuchen, diesen Prozess wie beispielsweise bei Airbus massiv zu beschleunigen.

Rüstung und Konjunktur

In der Rüstungsindustrie werden aus Produktivkräften Destruktivkräfte. Das ändert natürlich nichts daran, dass ihr Wachstum auch jenes der Gesamtwirtschaft befördert. Da der Staat (bzw. andere Staaten) als zentrale Käufer auftreten müssen, müssen die dazu nötigen Kredite natürlich die Staatsschuld erhöhen – und muss der Rüstungsboom letztlich von der Gesellschaft, vor allem von den Lohnabhängigen bezahlt werden, die schon jetzt die größte Steuerlast tragen.

Hinzu kommt: Ein Panzer oder Kampfflugzeug ist weder Konsumgut zur Reproduktion der Arbeitskraft noch dient er als Produktionsmittel. Anders als meisten anderen Güter (Lebensmittel, Produktionsmittel) fließen Waffen nicht in den Kapitalkreislauf zurück und damit auch nicht in die erweiterte Reproduktion (anders natürlich beim Gewinn der Rüstungsindustrie, der als produktives Zusatzkapital fungieren kann). Ähnlich wie Luxusgüter oder generell Staatsausgaben werden sie dem Kapitalkreislauf entzogen. Einmal in der Armee, verschlingen sie weiter Gelder zu seiner Instandhaltung; auf ihren Einsatz folgen nur Zerstörung und Tod und die Hoffnung des deutschen Imperialismus, sich im möglichen dritten Weltenbrand behaupten zu können.

Bis dahin werden Milliarden ausgegeben – und verdient. Die 800 Milliarden, die die EU ins Militär stecken will, sie landen irgendwo. Ein guter Teil von ihnen als Gewinn in den Taschen von Aktionär:innen, von BlackRock, von Familie Bode – und manchen Staaten. So schließt sich der Kreis fast.

Bleibt nur noch zu sagen, dass dieser Kreis natürlich von der Arbeiter:innenklasse angetrieben wird. Durch die Arbeit in den Panzerschmieden, durch das Zahlen von Steuern, mit denen dann wieder Panzer in den Schmieden gekauft werden. Aber bei 4.000 Euro im Monat spürt man nicht, dass man in einer mörderischen Tretmühle läuft. Hinzu kommt, dass die Rüstungsausgaben eine inflationssteigernde Tendenz haben – und auch auf diese Weise die Lohnabhängigen treffen.

Um so entscheidender wäre es die Aufgabe der IG Metall im Besonderen, aber auch aller anderen Gewerkschaften und der LINKEN wie auch SPD-Linken, ein paar alte und doch hochaktuelle internationalistische Forderungen herauszukramen und damit auf die Arbeiter:innen bei Rheinmetall und Co zuzugehen:

  • Keinen Cent, keinen Menschen ihrem Militarismus.
  • Entschädigungslose Enteignung der Kriegsindustrie und Umstellung der Produktion unter Arbeiter:innenkontrolle.
  • Nein zu allen Entlassungen, Umschulung der Beschäftigten bei vollen Bezügen. 30-Stunden-Woche für alle bei vollem Lohn- und Personalausgleich.

Der Kampf gegen die Aufrüstung wirft jedoch keineswegs nur die Frage auch, was mit den Kapazitäten diese Industrie aufgebaut werden soll. Ihre gesamte Existenz ist wie jene der bürgerlichen Armee untrennbar mit dem kapitalistischen System selbst verbunden. Es ist letztlich eine Utopie, dass eine vollständige Konversion auf Grundlage eines imperialistischen Staates durchgeführt werden könnte. Vielmehr wirft der Kampf um Enteignung und Arbeiter:innenkontrolle über solch entscheidende Branchen notwendigerweise die Machtfrage in der gesamten Gesellschaft auf. Dies sollte uns jedoch nicht davon abhalten, obige Forderungen aufzustellen, wohl aber dazu anstiften, sie als Teil des Kampfes gegen den deutschen Imperialismus und seine herrschende Klasse zu begreifen.

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