Redaktion, Neue Internationale 252, Dezember 2020/Januar 2021
Der Imperialismus stellt eine schlagende Realität dar. Doch so einfach sein Verständnis auf den ersten Blick erscheint, so verschieden sind die Theorien, die dieses auf den Begriff zu bringen versuchen. Vielfach wurde dieser reduziert auf einige Teilaspekte wie Vorherrschaft von Monopol- und Finanzkapital, Militarismus, Aufteilung der Welt unter Großmächte, Verschmelzung von Monopolen und imperialistischem Staat, Werttransfer von der „abhängig entwickelten“ Peripherie in die Metropolen. Einige behaupteten einen Bruch mit den von Marx beschriebenen Gesetzmäßigkeiten der Kapitalakkumulation, andere versuchten, den Begriff des Imperialismus aus ebendiesen abzuleiten, freilich ohne dies erfolgreich einlösen zu können.
In dieser Ausgabe des Revolutionären Marxismus gehen wir von Folgendem aus: Die imperialistische Epoche lässt sich nur durch die Totalisierung der Gesetzmäßigkeiten der Kapitalakkumulation und ihrer Krisentendenzen auf der Ebene eines die Weltökonomie als Ganzes beherrschenden Kapitalverhältnisses verstehen. Nur so ergibt sich aus den genannten Teilaspekten eine dynamische Einheit, in der einmal dieser oder jener Aspekt in sich verändernden Gestalten in den Vordergrund tritt, ohne das Wesen zu verändern. Auf dieser Grundlage werden die Debatten um die marxistische Imperialismustheorie ebenso entwickelt wie die Kritik der Theorien neokolonialer Verhältnisse nach dem 2. Weltkrieg. Wir präsentieren außerdem eine allgemeine Beurteilung der gegenwärtigen Phase des Imperialismus, in der die Krisenhaftigkeit und Widersprüchlichkeit des globalen kapitalistischen Akkumulationsregimes, als Imperialismus, wieder besonders deutlich hervortritt.
Martin Suchanek, Marxistische Imperialismustheorie: Bestandsaufnahme und Aktualisierung
Markus Lehner, Imperialismustheorie und Neokolonialismus
Moritz Sedlak, US-Imperialismus vor, während und nach Trump
Aventina Holzer, Social Reproduction Theory: moderner Marxismus oder feministische Sackgasse?