Jonathan Frühling, Gruppe Arbeiter:innenmacht, Revolution Deutschland, Fight! Revolutionäre Frauenzeitung 13, März 2025
In den letzten Jahren gab es Frauenstreiks in Europa, Bewegungen für das Recht auf Abtreibung in Argentinien und Polen oder Demos für Gleichberechtigung mit Hunderttausenden bzw. Millionen Frauen in Südkorea und Indien. Sexuelle sowie geschlechtliche Orientierung abseits der Hetero- und Cisnormativität wurden sichtbarer, mit #Metoo auch Debatten über sexuelle Gewalt. Es schien so, dass männliche Machtansprüche stärker infrage gestellt werden.
Doch das alles steht mit dem Erstarken der Rechten international auf der Kippe. Es wird sichtbar, dass, auch wenn die gesellschaftliche Debatte sich verbesserte, die wirtschaftliche Lage meist kaum geändert hat und die rechtlichen Errungenschaften für Queers schnell wieder zurückgenommen werden. Währenddessen steigt die Gewalt. Sexueller Missbrauch und Femizide gehören in Deutschland zum Alltag, Pride-Demonstrationen wurden vermehrt zur Zielscheibe rechten Hasses und offener Gewalt. Das führt uns zu der Frage: Was steckt hinter dem Antifeminismus der Rechten? Welche Rolle spielen Misogynie und Queerfeindlichkeit in ihrer reaktionären Politik – und warum sind sie so erfolgreich damit?
Um sich den aufgeworfenen Fragen zu nähern, muss zunächst einmal einiges Grundlegendes bezüglich des Patriarchats festgestellt werden. Die Ungleichheit zwischen Mann und Frau ist nichts, was der Politik der Rechten eigentümlich ist, sondern überall im Kapitalismus zu finden. Daran ändert auch die formale rechtliche Gleichstellung, die es in den meisten Ländern zumindest für cis Frauen gibt, nichts. Die Ungleichheit drückt sich nämlich besonders ökonomisch aus. Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer, und wenn dann die Frage gestellt wird, wer zu Hause bleibt, wenn Kinder da sind, ist die Antwort einfach. Nicht nur, weil es gesellschaftlich erwartet wird, dass man zu Hause bleibt – aufgrund des Gender Pay Gaps werden sie in diese Situation gedrängt und können aufgrund anderer Verpflichtungen dann häufig nur Teilzeit arbeiten. Das erschwert finanzielle Unabhängigkeit und bindet an die Familie.
Das ist kein Zufall: Für den Kapitalismus hat das Patriarchat einen simplen Vorteil. Die Reproduktionsarbeit wird von den Frauen kostenlos und im Privaten erledigt. Dabei gibt es natürlich Schwankungen. In Zeiten wirtschaftlicher Prosperität sollen sie schnell als billige Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt integriert werden, Kitaplätze werden geschaffen (im Übrigen auch, wenn Krieg ist). Zudem gibt es in keinem Land eine flächendeckende Kinderbetreuung ab dem Kleinkindalter und (ausreichende) finanzielle und gesellschaftliche Unterstützung, die Frauen angemessen entlasten könnten. Eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist also nach wie vor kaum gegeben und kein bürgerlicher Staat ist willens, die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um etwas daran zu ändern (siehe Südkorea).
In Zeiten von Krisen können sie wieder schnell entlassen und mit der Erinnerung an ihre angeblichen Pflichten innerhalb der Familie abgespeist werden – um gesamtgesellschaftlich Kosten zu sparen. Die bürgerliche Familie ist also für das Funktionieren des Kapitalismus unerlässlich und bedeutet für den Großteil der Frauen eine massive Doppelbelastung: unbezahlte Hausarbeit zu leisten und nebenbei einen Job zu machen. Denn einfach so zu Hause zu bleiben, kann sich der Großteil gar nicht leisten.
Bevor wir uns nun den Antifeminismus der Rechten anschauen, wollen wir noch einen Blick auf die Entwicklung des Rechtsrucks der letzten Jahre werfen.
Dessen Ursache liegt dabei in der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus selbst. Seit der Weltwirtschaftskrise 2007/08 hat sich die Konkurrenz zwischen den einzelnen Kapitalist:innen und ihren Staaten verschärft. Gerade die größeren Monopole profitieren, während kleinere Unternehmen nicht mithalten können. Kleinere Unternehmer:innen, auch gerne als Mittelstand bezeichnet, haben Angst, ihre Stellung zu verlieren und pleitezugehen. Getrieben von der Angst vor sozialem Abstieg fangen sie an, laut herumzubrüllen: Protektionismus, Nationalchauvinismus, Standortborniertheit, das sind ihre Argumente, um sich zu schützen. Kurz gesagt: Sie wollen das Rad der Geschichte zurückdrehen, um nicht ihren Reichtum zu verlieren. Sie wollen den globalen Kapitalismus also auf reaktionäre Art bekämpfen. Gleichzeitig kam es auch zu einer wachsenden Verelendung der Arbeiter:innenklasse, da die Kosten der Krise auf diese abgewälzt wurden. Viele wurden entlassen, Löhne sind nicht gestiegen, während zugleich die Lebenshaltungskosten in die Höhe schossen. Proteste dagegen wurden im Namen der Sozialpartnerschaft klein gehalten. Das hat viele enttäuscht und so wendeten sie sich beispielsweise der AfD zu, die sich als Alternative zu den etablierten Parteien mittels Ablehnung der EU und rassistischer Hetze darstellen konnte. Statt dem was entgegenzusetzen, gab es eine Verschiebung nach rechts. Viele Parteien haben sich vor deren Karren spannen lassen. Während Rechtspopulist:innen hetzten, verabschiedeten sie Gesetze und stimmten in den Chor mit ein. Vorbei ist die Willkommenskultur, jetzt haben wir einen Olaf Scholz, der sagt: „Wir müssen endlich konsequent abschieben.“
Doch das allein reicht nicht aus, den Antifeminismus der Rechten zu verstehen. Deswegen müssen wir einen Blick auf die Situation der Familie werfen. Denn eine generelle Tendenz im Kapitalismus ist es, die existierenden Familienstrukturen zu unterhöhlen, da es Zeiten gibt, in denen Frauen in die Produktion einbezogen werden müssen. Dies sorgte für erhöhte ökonomische Unabhängigkeit dieser, die wiederum Selbstständigkeit ermöglichte und war eine der Ursachen für die Entstehung der zweiten Welle der Frauenbewegung und für den Kampf um rechtliche Gleichheit sowie für die Thematisierung häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder ab Ende der 1960er Jahre.
Gleichzeitig unterminiert diese Entwicklung jedoch auch die Rolle des Mannes. Diese Krise der Familie, aus der es aufgrund sinkender Einkommen und der Zerstörung öffentlicher und sozialer Versorgungseinrichtungen kein Entkommen gibt, bildet die strukturelle Basis für die Zunahme häuslicher Gewalt bis hin zum Femizid in der proletarischen Familie oder Partner:innenschaft. Obwohl das bürgerlich-patriarchale Ideal von Lohnarbeiter, Hausfrau und zwei Kindern nie für alle erreichbar war, wird es durch die ökonomische Krise verschärft infrage gestellt. Dies wird von uns als Krise der bürgerlichen Familie bezeichnet und hat sich vor allem seit der Wende zum Neoliberalismus und der kapitalistischen Globalisierung, besonders aber seit der globalen Krise 2008 verschärft. Doch was hat das jetzt mit den Rechten zu tun?
Incels, deren Weltbild alleinig aus Frauenhass bestehen mag; Faschist:innen des III. Weges, die das Ideal der Frau als Hausfrau verklären; Friedrich Merz, der keine Frau als Generalsekretärin hat, weil man „Frauen keinen Gefallen tut, wenn wir Profile entwickeln, denen sie nicht entsprechen“, stehen im Kontrast zu Meloni oder Weidel, die Vorsitzende erfolgreicher rechtspopulistischer Parteien sind. Das zeigt: Auch wenn sich die verschiedenen rechten Strömungen in ihrem patriarchalen Weltbild grundlegend einig sind, gibt es doch unterschiedliche Nuancierungen, die nicht nur rein ideologisch bedingt sind, sondern auch eine materielle Basis haben. Dabei gibt es nicht immer eine scharfe Trennlinie, aber für die Unterscheidung, und um das Wesen ihrer Politik zu verstehen, macht es nicht immer Sinn, alle als „Faschist:innen” in einen Topf zu werfen. Doch was haben sie gemeinsam
Kernelement des Antifeminismus der Rechten ist es, eine Antwort auf die Krise der bürgerlichen Familie zu geben und diese wiederherzustellen. Das Versprechen ist, dass so auf einer in Ungleichgewicht geratenen Welt von fragiler Globalisierung und multiplen Krisen wieder ein stabiler „Urzustand“ von Nation und Familie einkehren soll, der für die einzelnen Menschen beherrschbar ist und von dem beide Geschlechter angeblich profitieren.
Es ist aber kein Zufall, dass dies gerade in Zeiten der ökonomischen Krise besonders stark propagiert wird. AfD & Co. setzen auf massive Kürzungen des Sozial-, Pflege- und Gesundheitssystems, ohne in ihren Wahlprogrammen zu erklären, wie diese Lücken in der Versorgung gefüllt werden sollen. Damit werden diese Tätigkeiten, wie bereits geschrieben, ins Private gedrängt, genauer gesagt in den Raum der Familie, und Pflege- und Sorgearbeit sollen kostenlos verrichtet werden. Deswegen ist es für die Rechtspopulist:innen kein Widerspruch, weibliche Models wie Weidel, Le Pen oder Meloni in den Wahlkampf zu schicken. Auch die republikanische Partei gibt sich (selbst unter Trump) auf regionaler Ebene ein weiblicheres Gesicht und hat so den Wählerinnenschwund umkehren können. Die Message dabei ist klar: Frauen können, wenn sie entsprechende Fähigkeiten haben und die „richtige” politische Linie vertreten, angeblich genauso wie Männer Karriere machen und Heldinnen des Vaterlandes werden. Rechte Vorzeigefrauen tragen so dazu bei, angeblich empowernde Identifikationsfiguren für ihre Wählerinnen zu verkörpern, während sie diesen in Wahrheit nur Ehe, Kinder und Küche zugestehen wollen.
Das zeigt auch noch mal auf, dass nicht alle Frauen die gleichen Interessen haben. Denn die Weidels wie Melonis haben es einfach, sich bezahltes Hauspersonal zuzulegen. Es zeigt den Klassencharakter, für wen sie Politik machen. Denn die Frauen der herrschenden Klasse können sich Angestellte leisten, die Reproduktionsarbeit für diese verrichten.
Darüber hinaus haben alle von ihnen ein essenzialistisches Verständnis von Geschlecht. Das heißt: Schuld daran seien angeblich die Frauen, die heutzutage weniger Kinder bekommen, sowie alle Arten queerer Identitäten und sexueller Orientierungen, mit denen das Idealbild der bürgerlichen Familie nicht aufgeht. Deshalb gehen Homophobie und Trans- immer Hand in Hand mit Frauenfeindlichkeit. Selbst der bürgerliche Mainstream operiert heutzutage mit denselben Argumentationsmustern. Die Begriffe „Genderideologie“ oder „Genderwahn“ werden z. B. von CSU bis zu Faschist:Innen verwendet. Sie sind bis zu einem gewissen Grad Projektionsfläche gekränkter männlicher Dominanz. Denn die anerzogene geschlechtliche Arbeitsteilung entspricht Rollenbildern, in denen die Frauen nicht vollends in die Arbeitswelt einbezogen sind. Diese Entwicklung bedroht die Stellung der Männer in der Familie. Eine Kränkung, die in eine oder die andere Richtung aufgelöst wird – teilweise im Femizid ihren tragischen Ausdruck findet. Die Rechten setzen an dieser Kränkung an, sie verbinden die Krise des Kapitalismus mit dem sozialisierten, zur Natürlichkeit/Naturwüchsigkeit verklärten, tradierten Bild geschlechtlicher Arbeitsteilung.
In zugespitzter Form finden wir das bei der Incel-Bewegung. Diese hat sich im Internet seit ca. 2010 etabliert und definiert sich über Misogynie und enge Kontakte zur organisierten Rechten. Männern wird vermittelt, dass ihnen unabhängig von ökonomischer Lage und Klassenzugehörigkeit Macht und Kontrolle zustehen: nämlich die Verfügungsgewalt über Frauen allgemein und ihre Partnerin speziell. Frauen werden zu Sexobjekten ohne Charakter degradiert, wodurch ihre Unterdrückung gerechtfertigt werden soll. Da Frauen durch sexuelle Anziehung bereits Macht über Männer ausübten, müsse die Vormachtstellung des Mannes aktiv „zurückerkämpft“ werden.
Kombiniert mit Lügen, dass männliche Personen immer mehr unterdrückt und entrechtet werden würden, obwohl das empirisch völlig unhaltbar ist, stellt sich ein Gefühl der gekränkten Männlichkeit ein, welches ein zentrales Mobilisierungselement ist. Sexistische Gewalt wird so zum legitimen Kampfmittel einer angeblichen unterdrückten Minderheit verklärt und gerechtfertigt. Wie erfolgreich diese Narrative mittlerweile sind, zeigt uns z. B. das rasante Anwachsen und die Radikalisierung misogynen Interneträume. Dort besteht das Frauenbild hauptsächlich aus Sexualisierung und Abwertung von Frauen. Hier soll patriarchale Gewalt die angeblich naturgegebenen Machtverhältnisse wiederherstellen. Die Spitze des Eisberges sind dabei misogyne Terroranschläge, wie sie in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Besonders erwähnenswert ist dabei das misogyne Massaker von Eliot Roger in den USA 2014, aber auch der Halle-Attentäter von 2019 war ein Incel und hatte für seine Tat neben rassistischen auch misogyne Motive.
Für ihren Kampf gegen den Feminismus hat die Rechte eine Ideologie entwickelt, die die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme mit Rassismus in Verbindung bringt. Antifeminismus und Rassismus sind dabei zwei Seiten einer Renationalisierung. Der Erscheinung nach gibt es unterschiedliche Programme, sie sind aber allesamt Ausdruck der Krisenhaftigkeit bürgerlicher Ordnung. So gibt es eine Reihe von Argumentationen, die rechte Kräfte auf den Tisch bringen, um ihre eigene Agenda zu stärken. Beim Kampf um Frauenrechte sind sie scheinbar vorne, aber nur wenn es um die Gewalt „fremder” Männer geht, die ein Sicherheitsrisiko darstellen. Dass dies nur plakativer Populismus ist, wird deutlich, wenn man sich die Herkunft und Anzahl der Straftäter in Deutschland tatsächlich anschaut.
Eine andere herangezogene Argumentation ist die „demografische Krise”. Durch ein Ungleichgewicht in der Bevölkerungsstruktur kommt es angeblich zu Fachkräftemangel und die Finanzierung der Renten- und Krankenkassen ist in Gefahr. Während Sozialist:innen wissen, dass das Quatsch ist, da sie durch Besteuerung von Reichen, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und offene Grenzen ausgeglichen werden könnte, legt es die Grundlage für weitaus problematischere Argumentationen, Stichwort: „Bevölkerungsaustausch“. Da „migrantische” Familien mehr Kinder bekommen, führt dies z. B. über die Jahrzehnte zu einem Aussterben der eigenen Nation und damit zu einem Untergang der Kultur. Normalerweise sind diese Narrative noch in einen antisemitischen Background eingebettet, indem von einem gezielten Plan einer (jüdischen) Elite mit dem Ziel der Vernichtung unserer Zivilisation gesprochen wird. Das patriarchale Bild des überlegenen Mannes fügt sich so nahtlos in das rassistische Weltbild der überlegenen „Rasse“ bzw. des überlegenen weißen Mannes (White Supremacy) ein.
Das zeigt eine andere Seite der antifeministischen Propaganda auf: Die Wiederbelebung von traditionellen Rollenverteilungen und der Kampf gegen sexuelle Aufklärung sollen nicht nur Kosten sparen, indem Frauen an den Herd gezwungen werden, sondern auch die Geburtenrate erhöhen. Der Antifeminismus kann auch als ein gesamtgesellschaftliches Modell zur Lösung der demografischen Krise gesehen werden, welches die Rechte dem Kapital anbietet und der Migration und staatlichen Zuwendungen für Kinder (Kitaplätze, Kindergeld usw.) gegenübergestellt wird. Natürlich würden noch mehr Abschiebungen und ein Herausdrängen der Frauen aus dem Arbeitsmarkt die demografische Krise kurz- und mittelfristig verschärfen. Die Strategie der Rechten ist aber langfristig ausgelegt. Das zeigt auch ein Blick in die deutsche Geschichte: Im Nationalsozialismus wurden Frauen in den Haushalt gezwungen und galten im Prinzip als Gebärmaschinen, deren einzige Aufgabe es war, Kinder zur Welt zubringen und großzuziehen. Wer viele Kinder bekam, wurde sogar mit Orden geehrt. Diese Ideen sind also keineswegs neu.
Die Rechte hat diese Ideologie zu ihrem Hauptthema gemacht und bestimmt diesen Kulturkampf als dominanten gesellschaftlichen Widerspruch, von dessen Ausgang der Fortbestand der Gesellschaft abhängt. Durch die Verknüpfung mit absurden Weltuntergangsszenarien wird Antifeminismus nicht nur zum Kampf um männliche Macht, sondern zu einem kollektiven Kampf für die gesamte Gesellschaft. Sexistisches Verhalten erhält eine überindividuelle Begründung als sein Teil.
Zudem dient Antifeminismus als „Einstiegsdroge“ in rechte Ideologie, indem er ein Zusammengehörigkeitsgefühl schafft, das rechte Organisierung erleichtert. Die Rechte nutzt das gezielt, indem sie in misogynen Onlineforen rekrutiert oder entsprechende Videos verbreitet, etwa AfD-TikToks, die suggerieren, Männer müssten sich per rechter Politik „zurückholen“, was ihnen angeblich zusteht. Das lenkt von den eigentlichen gesellschaftlichen Problemen ab: Anstelle des ökonomischen Klassenkampfes tritt der Kampf zwischen liberaler und konservativer Moral. Im US-Wahlkampf 2024 und den Kämpfen ums Abtreibungsrecht wurde das deutlich. Da die Republikaner:innen der US-Bevölkerung wenig bieten, inszenieren sie sich als Retter:innen der Kultur, etwa durch Abtreibungsverbote. Tatsächlich haben die Demokrat:Innen das Spielchen im Prinzip mitgespielt und haben (erfolglos) versucht, mit ihrer progressiveren Position zum Abtreibungsrecht von ihrer genozidalen Außenpolitik abzulenken. Der Wahlsieg Trumps 2016 und sein erneuter Sieg mit Musk 2024 beruhen maßgeblich auf dieser Ideologie.
Das Eintreten gegen das Patriarchat und den Rollback ist einer der zentralen Kämpfe unserer Zeit. Nicht nur, weil die Rechte dies zu einem ihrer Hauptthemen gemacht hat, sondern weil die Frage der Organisation der Reproduktionsarbeit eine Schlüsselfrage im Kapitalismus einnimmt.
Die versuchten Angriffe der Faschos gegen CSD und Zunahme häuslicher Gewalt zeigen, dass es Gegenwehr auf anderer Ebene braucht. Nachbarschaftskomitees können dabei helfen, die im Privaten versteckte häusliche Gewalt öffentlich zu machen und effektiv zu bekämpfen. Um Angriffe von Rechten auf CSDs zu unterbinden, brauchen wir aber vor allem demokratisch organisierte Selbstverteidigungskomitees, organisiert durch Massenorganisationen wie Gewerkschaften. Doch im Kampf gegen rechts können wir uns nicht nur an den Rechten abarbeiten, sondern müssen eine Perspektive aufzeigen, die darüber hinausgeht. Das bedeutet, Forderungen aufzuwerfen, die die bürgerliche Kleinfamilie unnötig machen, wie flächendeckende Kitabetreuung für alle, und die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen zu stärken, bspw. durch ein Mindesteinkommen, angepasst an die Inflation. Da der Kapitalismus dies durch seinen Zwang zur Profitmaximierung aber niemals vollständig ermöglichen kann, muss am Ende dieses Kampfes eine sozialistische Gesellschaft stehen, denn nur diese kann das Patriarchat dauerhaft überwinden und einen erneuten Rollback für immer unmöglich machen.