Lukas Müller, Infomail 1198, 6. Dezember 2022
Gestern Abend sind in Leipzig ca. 4.000 Menschen dem Aufruf der Linkspartei gefolgt und gegen die Krisenpolitik der Bundesregierung auf die Straße gegangen. Vorher gab es eine Auftaktkundgebung auf dem Augustusplatz, wo Politiker:innen wie Sören Pellmann und Gregor Gysi Reden hielten. Die Opernseite des Platzes war prall gefüllt. Menschen allen Alters hatten sich auf der Kundgebung eingefunden, nur einen kleinen Teil davon konnte man den üblichen linken Gruppen zuordnen. Viele waren sicher das erste Mal in jüngerer Zeit auf einer Demonstration. Wir konnten mit hunderten Menschen ins Gespräch kommen, Flyer und Zeitungen verteilen. Das Interesse an Antworten auf die Krise war groß. Ebenso groß war das mediale Interesse an unserer Kundgebung und Demonstration.
Gleichzeitig hatten verschiedenen rechte bis faschistische Gruppen auf den Augustusplatz mobilisiert, vor allem die sog. „Freien Sachsen“ und Teile der Querdenkerbewegung aber auch faschistische Gruppen. Geladen waren unter anderem die rechte Galionsfigur Jürgen Elsässer und der Ex-AfDler André Poggenburg. Viele weitere bundesweit bekannte Faschist:innen tummelten sich in der Kundgebung, so zum Beispiel der rechte Youtuber Nikolai Nerling. Trotz des Versuchs, die berechtigten sozialen Nöte und Ängste der Menschen für Nationalismus und Spaltung statt Solidarität zu instrumentalisieren, gelang es den Rechten und Faschist:innen bei weitem nicht, so viele Menschen auf die Straße zu bringen wie uns als Linken. Trotzdem ist deren Mobilisierung nicht kleinzureden und stellt nach wie vor eine ernstzunehmende Gefahr da.
Mindestens 1.000 hatten sich auf der Gewandhausseite versammelt. Verschiedene antifaschistische Initiativen konnten den Aufmarsch der Rechten zum Glück mit einer Blockade auf dem Ring stoppen. Später gab es noch eine Reihe von körperlichen Auseinandersetzungen mit Faschist:innen in der Stadt.
Fast gleichzeitig zum Aufmarsch der Rechten auf dem Ring zog unsere Demonstration durch die Innenstadt. Dabei gab es verschiedene größere Blöcke, unter anderem von der Linkspartei, Linksjugend [’solid], dem SDS, SDAJ/DKP und anarchistischen Gruppen. Außerdem gab es einen kraftvollen und lautstarken gemeinsam Block von uns als Revo und GAM mit der internationalen Jugend, dem Solidaritätsnetzwerk und dem Frauenkollektiv unter dem Slogan „Die Reichen solln die Krise zahln – Mieten runter, Löhne rauf!“. Wir haben in der Innenstadt selten so laut linke Parolen durch die Straßen schallen hören. Die Stimmung war aufgeladen und kämpferisch. Dies kann aber nur ein erster Auftakt gewesen, der Startschuss zum Aufbau einer tatsächlichen Bewegung gegen die Krise von links. Wir fordern die Linkspartei und alle anderen linken und Gruppen der Arbeiter:innenklasse auf, ein gemeinsames Bündnis zu schaffen, in welchem die nächsten Schritte zusammen diskutiert und beschlossen werden können.