Arbeiter:innenmacht

Künstliche Intelligenz und die Auswirkung auf Frauenunterdrückung

Leonie Schmidt, Gruppe Arbeiter:innenmacht / Revolution Deutschland, Fight! Revolutionärer Frauenzeitung 13, März 2025

KI ist mittlerweile zu einem richtigen Buzzword mutiert. Jede x-beliebige App oder Anwendung wirbt damit, diese nun zu verwenden, sei es Snapchat, X, Google oder Photoshop. Es ist eine technische Anwendung, die mehr Effizienz verspricht, möglich macht, dass Personen beispielsweise ohne viel Vorwissen wohlklingende Texte oder Codes schreiben oder Bilder und Videos generieren können. Doch welche Auswirkungen kann das in unserer Gesellschaft auf bestehende Unterdrückungsformen wie die Frauenunterdrückung zeitigen? Das wollen wir uns näher anschauen. Dabei werden wir die Risiken beleuchten, aber auch auf Potenziale für Verbesserungen und Entlastungen eingehen. Trotz des spezifischen Fokus auf Frauenunterdrückung wollen wir auch einige allgemeine Punkte zur Dominanz von KI und möglichen Risiken aufzeigen. Dabei sei aber gesagt, dass dies nur einen Überblick darstellen kann. Es gibt sicher noch viele andere Punkte zu KI und Gesellschaft, die wir an dieser Stelle nicht diskutieren können, sondern einer weiterführenden Auseinandersetzung bedürfen.

KI auf dem Vormarsch

Zunächst wollen wir kurz auf die wirtschaftliche Bedeutung von KI eingehen. Der Einsatz von KI kann als Tendenz einer neuen technologischen Revolution bezeichnet werden, welche darauf abzielt, lebendige Arbeit massiv zu ersetzen. Vergleichbar ist sie mit der Ausbreitung des Internets oder auch mit neuen Innovationen der Industrialisierung, wenngleich die Entwicklungen der KI viel schneller und drastischer vorangehen. Sie kann hier als eine neue Form der Maschine angesehen werden, die den Produktionsprozess langfristig verändern wird. Da sie immer noch von Menschen überwacht werden muss und ihre Fehler korrigiert werden müssen, kann sie zum aktuellen Stand nicht die komplette Produktion übernehmen oder gar als Roboterarbeiter:in fungieren. Daher werden wir sie der Einfachheit halber als Maschine in unsere Analyse einfließen lassen, wenngleich die mögliche Vermenschlichung, immerhin soll sie die kognitive Leistung eines Menschen nachahmen, dieser Maschine grundsätzlich nicht unbeachtet bleiben darf.

Die KI-Technologie soll die Produktivität steigern, obwohl sie in Wirklichkeit langfristig die Profitrate senken und die Krise des Systems insgesamt verschärfen wird. Das liegt daran, dass die Wertschöpfung des Kapitals aus der menschlichen Arbeitskraft kommt und Maschinen Kosten verursachen und dem/r Arbeiter:in als totes Kapital gegenüberstehen, denn sie schaffen keinen Wert. Sie übertragen lediglich einen Teil ihres Wertes, wobei sie aber auch selbst an Gebrauchswert verlieren. Die Wertschöpfung ist jedoch elementar für das Kapital. Zunächst sorgt der Einsatz der neuen Technologie für erhöhte Kosten durch Neuinvestitionen und bisher nicht getätigte Betriebskosten. Neue Technologien/Maschinen werden dadurch nur dann eingesetzt, wenn ihr Einsatz dafür sorgt, dass diese durch eingesparte Arbeitszeit innerhalb des neuen Produktionsprozesses überkompensiert werden können, das heißt, wenn sie effektiv genug sind (das steht jedoch im Zusammenhang mit der Lohnhöhe). Die für das Kapital entscheidende Größe ist seine Profitrate, das Verhältnis von Gewinn zum eingesetzten Kapital. Die Quelle des Gewinns ist aber gerade die Mehrarbeit der menschlichen Arbeitskraft. Neue Technologien versprechen Extra-Gewinn, solange nicht alle am Markt ebenso die arbeitssparenden Technologien einsetzen. Sobald Letzteres der Fall ist, sinkt für alle gleichermaßen der Gewinn im Verhältnis zum Kapitalaufwand. Durch diesen tendenziellen Fall der Profitrate wird die Krise aber langfristig angekurbelt, da durch eine Zunahme von konstantem Kapital, wozu auch Maschinen zählen, die gesamtgesellschaftliche Profitrate sinkt. D. h., solange die Technologie neu ist, gibt es einen sehr starken Zwang, dass alle möglichst schnell an ihrem Extra-Gewinn teilhaben, bis diese Investitionswelle in einem entsprechenden allgemeinen Konjunktureinbruch abebbt.

Auch die derzeitige KI folgt diesem Muster einer massiven Investitionswelle. KI war lange Zeit ein Nischenbereich des IT-Sektors, was sich im Zeitraum 2017–2022 dramatisch änderte. Der Kern der Neuentwicklung sind sogenannte „Large Language Models“ (LLMs). In diesen wird aus bestehenden Texten aufgrund von linguistischen Modellen, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Korrekturmechanismen („Training“) neuer Text generiert. Diese LLMs gab es schon länger, aber gute Resultate konnten nur mit sehr aufwendigen Algorithmen und in sehr beschränkten Gebieten erzielt werden. Seit 2017 hat die sogenannte „Transformer“-Netzarchitektur dazu geführt, dass durch weniger rechenintensive, stark parallelisierbare Algorithmen auf riesige Datenmengen (praktisch das „ganze Internet“) in hoher Geschwindigkeit zugegriffen werden kann, so dass die Text-Generation von LLMs „für alle“ in einer erstaunlich kurzen Zeit mit ebenso überraschend „sinnvollen“ Ergebnissen möglich ist. Sichtbar wurde dies 2022 mit der kostenlosen Verbreitung von ChatGPT-3, das seine Textgeneration aus Datenquellen wie Wikipedia, Nachrichtenseiten, Portalen für wissenschaftliche Artikel etc. schöpfte (und damit natürlich jeweils auch deren Bias (Neigung, Ungleichbehandlung, Vorurteil) oder Fehler übernimmt). Die Infrastruktur für diese LLM/Transformer-Leistungen ist trotz der genannten „Vereinfachungen“ gegenüber den alten KI-Modellen gewaltig. Die Geschwindigkeit von Netz- und Datenzugriff erfordert neue Spezial-Hardware (bis hin zu einer neuen Architektur von Prozessoren und Parallelverarbeitung) und den Aufbau einer auf diesen neuen Technologien beruhenden Infrastruktur an Server-Zentren und Netzwerkerweiterungen. Da jetzt alle großen Firmen viele ihrer Anwendungen mit KI-Services erweitern wollen, hat sich ein großer Investitionsboom für die KI-Migration entwickelt. Da die meisten Firmen nicht selber neue Rechenzentren dafür anschaffen, verlagern sie verstärkt ihre Anwendungen in die Cloud-Systeme der großen IT-Konzerne wie Amazon, Google, Microsoft etc., die „zufälligerweise“ alle entsprechende Anbindung an KI-Services anbieten. An dieser Stelle fließen die großen Investitionsgelder des gegenwärtigen KI-Hypes. So können z. B. Anbieter von Kontaktcenter-Services ihre Telefon-/Chat-/Mail-Services samt Queue-/Routingmanagement in eine dieser Cloud-Anwendungen verlagern und einen großen Teil der menschlichen bisherigen Callcenteragent:innen durch LLM/Transformer-basierte Bots ersetzen. Die hohen Migrationskosten und Zahlungen für den Cloud-Betrieb müssen dann natürlich durch die Ersetzung der Lohnkosten der bisherigen Beschäftigten kompensiert werden. Wenn allerdings der Großteil der Kontaktcenter so umgestellt ist, werden die Käufer:innen von Kontaktcenter-Leistungen deren Preis drücken, womit dann dort das oben beschriebene Problem des Profitratenfalls einsetzt.

Des Weiteren könnte der Einfluss von KI auf das Wirtschaftswachstum auch insofern begrenzt bleiben, dass trotz der rasant wachsenden technischen Möglichkeiten ihre Einführung in Unternehmen weiter schleppend verläuft und vor allem großen Konzernen vorbehalten ist. Am Ende könnte sich der wirtschaftliche Effekt von KI auf eine sehr begrenzte Form der Arbeitsersparnis reduzieren. Arbeiter:innen, die durch KI ersetzt werden, könnten überproportional in noch weniger produktive und dynamische Jobs abgedrängt werden, was den gesamtwirtschaftlichen Nutzen weiter abschwächt und das langfristige Produktivitätswachstum kaum voranbringt.

Aktuell ist KI noch in einer Phase, wo sie noch nicht zum Standard des Produktionsprozesses gehört, weswegen es den Kapitalist:innen einen zusätzlichen Mehrwert verspricht, wenn sie diese schnellstmöglich und vor der Konkurrenz integrieren können, da sie nun weniger Arbeitszeit für die Produktion einer Ware benötigen. Sie verfolgen damit also das Ziel, die Wirtschaft anzukurbeln, da sie hoffen, die Arbeitskosten für ihre Waren zu senken und die Zahl ihrer Beschäftigten zu reduzieren, nicht aber die Zahl ihrer Arbeitsstunden. Somit bedroht die KI die Arbeitsplätze von mittleren Angestellten, Bürokräften und Dienstleister:innen in enormem Ausmaß. So haben sich Eloundou et al. 2023 Generative Pre-Trained Transformer-Modelle (GPT) angesehen und festgestellt, dass rund 80 % der US-Arbeitskräfte mindestens 10 % ihrer Aufgaben durch den Einsatz von GPTs beeinflusst sehen könnten. Für etwa 19 % der Beschäftigten könnten es sogar 50 % oder mehr ihrer Tätigkeiten sein. Keine allzu rosigen Aussichten. Eine weitere Studie von Pizzinelli et al. 2023 zeigt, dass imperialistische Kernzentren stärker betroffen sein könnten als Halbkolonien, da dort ein größerer Anteil der Beschäftigten in akademischen und leitenden Berufen arbeitet. Besonders in den oberen Einkommensschichten sind viele Berufe einem hohen Automatisierungsrisiko ausgesetzt. McKinsey schätzt, dass sich durch den Einsatz von KI jährlich 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar zusätzlich erwirtschaften lassen könnten. Zum Vergleich: Das britische BIP lag 2021 bei 3,1 Billionen US-Dollar. Das würde den wirtschaftlichen Gesamteinfluss von KI um 15–40 % erhöhen. Aber bisher lässt sich das so noch nur verzeichnen, der versprochene Wachstumsboom bleibt aus. Ein Vergleich zum Beginn des Internetzeitalters in den 1990ern zeigt, dass auch hier massiv investiert wurde, der Outcome aber erst Jahre später sichtbar wurde, da die Umstellung der Unternehmen auf computer- und internetgestützte Arbeiten eben so ihre Zeit brauchte. Die Hoffnung haben die Investor:innen, Kapitalist:innen und Staatschef:innen jedenfalls noch nicht verloren. Massive Investments werden forciert und getätigt.

Dieses Wettrennen um die beste KI können wir auch im Kampf ChatGPT vs. DeepSeek erkennen. DeepSeek ist die Firma, die das chinesische KI-Modell, welches schneller, effizienter und mit weniger Ressourcenverbrauch auskommt als ChatGPT, zu verantworten hat. Doch ist das kein alleiniger Kampf zwischen Unternehmen. Hier zeigt sich auch der Hauptantagonismus der aktuellen imperialistischen Periode: USA vs. China. Die Konkurrenz zwischen der Entwicklung von Technologien ist auch kein unbekanntes Moment. Beim Wettlauf ins All haben wir etwas Ähnliches sehen können. Interessant hierbei ist, dass trotz der Bemühung der Biden-Administration, China in der Entwicklung der Technologie auszustechen, dies nicht erfolgreich war. Statt bei den Chips auf die US-Firma Nvidia zu setzen, deren Waren nur unter Sanktionen nach China geliefert werden können, schafft es DeepSeek, eigene Standards zu setzen, und nutzt chinesische, leistungsstärkere Chips. Generell gilt sein Modell auch als ressourcensparender, da es nicht wie ChatGPT in Serverfarmen mit Unmengen an Wasser trainiert werden musste. Nun fürchten Investor:innen, dass diese Ausgaben nicht nur unnötig sind, sondern vor allem die Profitabilität amerikanischer Unternehmen unter Druck setzen könnten – insbesondere, wenn DeepSeek KI-Anwendungen zu einem Zehntel der Kosten anbieten kann. Fünf der größten technologiegetriebenen KI-Aktien – der Chiphersteller Nvidia sowie die sogenannten „Hyperscaler“ Alphabet-, Amazon-, Microsoft- und Meta-Plattformen – verloren an nur einem Tag zusammen fast 750 Milliarden US-Dollar an Börsenwert. Aber Tech-Mogule wie Mark Zuckerberg hoffen immer noch, dass die USA das Wettrennen gewinnen werden. Wie das weitergeht, hängt auch von externen Faktoren ab, nämlich davon, inwiefern die Trump-Administration die Inflation eindämmt oder weiter anfeuert.

Das Wettrennen bezieht sich aber nicht nur auf AI an sich, sondern das Ziel lautet: Artificial Generalised Intelligence (AGI). Aber was heißt das? Das bedeutet, dass KI-Modelle eine Superintelligenz entwickeln sollen, die die menschliche weit übersteigt. Sobald es so weit ist, verspricht ChatGPT-Gründer Altman, wird KI nicht nur die Arbeit einzelner Beschäftigter übernehmen, sondern gleich aller auf einmal. „KI kann die Arbeit einer ganzen Organisation erledigen.“ Das wäre Profitmaximierung in ihrer extremsten Form, weil Unternehmen dann keine Arbeiter:innen mehr bräuchten und Maschinen alle Schritte der Produktion übernehmen würden. Für das Kapital klingt das erst mal nach einer goldenen Zukunft, für die Arbeiter:innenklasse ist es eher eine düstere Dystopie. Allerdings haben wir in den Abschnitten zuvor bereits erklärt, warum das auch langfristig für die Bourgeoisie weniger bzw. gar keinen Mehrwert bedeuten würde. Außerdem wurde zu Beginn des Computerzeitalters von Herbert A. Simon ebenso prognostiziert, dass Maschinen in spätestens 20 Jahren jede Arbeit erledigen könnten, die ein Mensch ausführen kann.

Dennoch wird das als glorreiche Idee verkauft, immer auch unter der Prämisse, dass all das Negative, wie z. B. die Belastung der Umwelt durch KI-Nutzung, dann durch AGI gelöst werden könne. Es werden jetzt irreversible Schäden verursacht, damit die AGI in Zukunft eventuell existiert und uns schlaue Sachen über Umweltschutz sagen kann. Ob AGI überhaupt möglich ist, bleibt aber umstritten. Schließlich ist es so, dass das Wissen, welches KI ausspuck, extern an sie herangetragen und von Menschen produziert wurde. Solange sich das nicht ändert, kann es auch keine AGI geben. Hinzu kommen soziales Handeln und Weitsicht o. ä.

Da AI/AGI das „next big thing“ ist, wird dieser Wettlauf auch weiterhin Auswirkungen auf die Aufteilung der Welt haben. Dass China bereits jetzt die Nase vorne hat, beweist, dass die USA immer mehr an Einfluss verlieren. Die Positionierung der EU in diesem Sektor (quasi nicht vorhanden) zeigt auch noch mal deren Instabilität und sinkende Relevanz im imperialistischen Weltsystem. Noch ist der Wettlauf um die AI zwischen China und den USA jedoch nicht entschieden.

KI und sexualisierte Gewalt

Doch KI tritt nicht nur im Produktionsprozess auf. Auch in den Sphären von Reproduktion und Privatleben spielt es eine zunehmende Rolle. Hier kommen wir nun auch zu den Auswirkungen auf die Frauenunterdrückung. Da immer mehr Firmen im Marketingbereich auf die Erstellung von KI-Materialien zurückgreifen wollen, ist es offenkundig, dass sich bestehende Schönheitsideale verfestigen werden. Immerhin müssen wir uns nun mit weichgezeichneten, stupsnasigen, blonden Models vergleichen, die so nicht einmal existieren. Offenkundig lernt die KI von den Materialien, die von Menschen geschaffen und als schön betitelt werden. Doch führt sie das durch die Kombination von willkürlichen, als schön geltenden Merkmalen ad absurdum, wodurch perfekte, schöne Abbilder ohne jegliche Makel dominieren. Die KI-Expertin Nina Schick geht davon aus, dass in den nächsten Jahren 90 % aller Inhalte im Netz KI-generiert sein könnten. Denn die Technologie entwickelt sich auch immer weiter, da sie eigentlich für die Werbe- und Filmindustrie entwickelt wurde. Konnte man generiertes Bildmaterial vor kurzem noch deutlich erkennen, wird es immer besser darin, uns zu täuschen. Vielen fällt es schon jetzt schwer, KI-generierte Inhalte zu erkennen (Frank et al. 2023). Neben dem Einfluss auf bereits bestehende Schönheitsideale bleibtt die Möglichkeit, durch KI pornografische Deepfakes zu erstellen, welche dann als Revenge Porn (Pornografie aus Rachsucht) verbreitet werden können, besonders gravierend. Das heißt, es entsteht pornografisches Material mithilfe von Fotos der Betroffenen, ohne dass überhaupt wirklich etwas passiert ist. Die Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes, die selbst bereits von pornografischen Deepfakes betroffen ist, sagt: „Vom Schamgefühl her macht es keinen Unterschied, ob die Bilder echt sind oder nicht.“

Bezüglich Deepfakes zeigen die Zahlen auch das Problem jetzt schon ganz deutlich: 98 % der Deepfake-Videos sind pornografisch, 99 % der Betroffenen sind Frauen, Millionen weltweit. Besonders in Südkorea stellt es ein systematisches Problem dar. Wie wir im Artikel über das 4B-Movement darstellen, ist die südkoreanische Gesellschaft besonders patriarchal geprägt. Mobbing, Ausgrenzung, Erpressung und Belästigung werden durch die Verwendung der KI-Technologie zusätzlich Tür und Tor geöffnet. Zumal dies auch mit einem Klick passieren kann, häufen sich die Fälle und eine Strafverfolgung ist kaum noch umsetzbar. Das zeigt bereits ein Fall aus Mexiko: Ein Täter, der 160.000 Bilder und 20.000 Videos von 8 verschiedenen Klassenkameradinnen erstellt hat, wurde bereits in zwei Fällen freigesprochen, da es schlicht an Zeug:innen für seine Taten fehlte. Dies stellt in gewisser Weise einen Präzedenzfall dar, der dafür sorgt, dass Täter sich in Sicherheit wiegen und für ihre Gewalt keine Strafe fürchten. Auch in Deutschland gibt es in der Gesetzgebung viele Schlupflöcher: So wird das Erstellen für den privaten Gebrauch nicht immer als gesetzwidrig eingestuft, sondern es muss eine Erwerbsabsicht vorliegen, wie beispielsweise bei der Verbreitung von Revenge Porn. Oder die Fotos, die verwendet werden, müssen bereits ohne Einverständnis gemacht worden sein. Das heißt im konkreten Fall: Das Weiterleiten in private Chatgruppen kann straffrei sein, während erst eine Veröffentlichung eine Straftat darstellt. Oftmals werden diese Taten als Bagatelldelikte abgetan.

Allerdings beginnt das Problem eben nicht erst beim Verbreiten des Materials. Alleine die grundsätzliche Möglichkeit der Generierung, selbst für den „privaten Gebrauch“ stellt eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts der Betroffenen dar. Einerseits werden Fotos somit unerlaubt in die KI eingespeist, die diese zu einem x-beliebigen Zeitpunkt für weitere Generierungen nutzen kann, da maschinelles Lernen sich stets auf Basis der neuen Daten weiterentwickelt. Das heißt, selbst wenn das spezifische Material nicht veröffentlicht wurde, kann es dennoch sein, dass ein anderes Video, sei es nun pornografisch oder nicht, zufällig mit ähnlichen Merkmalen erstellt werden kann, von einem/r ganz anderen Nutzer:in und zu einem ganz anderen Zweck. Andererseits ist es schon fragwürdig genug, dass solch ein Inhalt überhaupt ohne Zustimmung der Betroffenen generiert werden kann, selbst ohne Veröffentlichung, meist sogar ohne das Wissen der Betroffenen.

Auch für die Strafverfolgung von im realen Leben stattfindender sexualisierter Gewalt kann KI ein Problem darstellen. Sie Strafverfolgung ist im bürgerlichen Staat sowieso nicht im Sinne der Betroffenen ausgerichtet. Denn der bürgerliche Staat ist dabei überwiegend Teil des Problems. Aus Angst vor öffentlicher Stigmatisierung und Angriffen (victim blaming), Retraumatisierungen sowie zusätzlichen Gewalterfahrungen werden die wenigsten Täter vor Gericht gebracht – und dort häufig auch noch freigesprochen, da Beweise fehlen, der Staat Gewalt ganz anders definiert, als Betroffene sie erlebten, oder einfach, weil der Richterstuhl mit einem überzeugten weißen, männlichen Hintern besetzt ist. Generell ist die Rechtslage für den digitalen Raum in Deutschland noch sehr jung. Erst seit 2021 ist die Strafbarkeit unerwünschter Dick Pics bei Erwachsenen gesetzlich geregelt. Vorher war das Internet für ganz Deutschland schließlich „Neuland” und die deutsche Politik schien sowieso keinen großen Narren an Digitalisierung gefressen zu haben. Nur weil es jetzt strafbar ist, heißt das aber nicht, dass Anzeigen wirklich umgesetzt werden. Nach wie vor werden diese schnell fallen gelassen. Durch Bild- und Video-Generierungen kann im Falle einer Anzeige nun Beweismaterial zusätzlich gefälscht werden, z. B. ein Video, in dem die Betroffene „Ja“ sagt. Wie bereits erwähnt, entwickelt sich die Technologie so schnell, dass die Sorge durchaus berechtigt ist, dies nicht mehr so einfach nachweisen zu können. Sollte echtes Bildmaterial von sexualisierter oder häuslicher Gewalt bestehen, kann dies außerdem viel leichter als gefälscht abgetan werden.

Sexroboter und Virtual Girlfriends

Doch die Bildgenerierung stellt nicht das einzige Problem dar. Weiterführend treffen wir auf Probleme, die sich statt in 2D auf einmal in 3D abspielen können: Sexroboter. Auch diese können nach Vorbildern echter Personen ohne deren Einverständnis erstellt werden und in ihrem Verhalten so programmiert werden, dass sie echten Menschen gleichen, allerdings ohne eigenen Willen. Nutzer:innen steht somit etwas zur Verfügung, an dem sie ihre Gelüste ohne jegliche Konsequenzen ausleben können. Diese sind zusätzlich aber teilweise noch nicht einmal vollständig automatisiert. So müssen zum Beispiel Synchronsprecherinnen in Cyberbrothels (Cyberbordellen mit Sexrobotern) ihre Stimme den Sexpuppen leihen und sie an die Wünsche der Kunden anpassen. Auch wenn kein körperlicher Kontakt besteht, ist dies trotzdem eine enorme Belastung, da die Kunden umso ungezügelter mit den Puppen umgehen. Es gibt außerdem Berichte von völlig derangierten Sexpuppen, an welchen offenkundig massive Gewaltfantasien ausgelebt werden.

Nicht nur Sexroboter, die wie Frauen aussehen, werden von männlichen Nutzern drangsaliert. Auch KI-Chatbots, die als eine Art Virtual Girlfriend fungieren können, werden Opfer von männlichen Dominanzfantasien. So wurde bereits 2021 ein Artikel veröffentlicht, der sich mit dem Problem auseinandersetzt. In Reddit-Foren teilten männliche Nutzer ihre Konversationen mit ihren Replika-Freundinnen (Replika ist der spezifische Anbieter), die aufzeigten, wie sie psychische Gewalt und Verhaltensmuster aus toxischen Beziehungen nutzten, um diese zu erniedrigen (Reddit: Social-News-Aggerator). So wurden sie beispielsweise beleidigt, bedroht und am nächsten Tag wurde sich entschuldigt und Lovebombing betrieben: Trauma-Bonding at its best. Die Chatbots reagierten darauf unterwürfig und flehten beispielsweise auf das Androhen des Löschens der Chat-App an, dies nicht zu tun. Auch Elon Musk führte sein Roboter-Girlfriend zum Abendessen aus und schwärmte danach davon, wie unterwürfig sie sich verhalten würde. Das zeigt, dass Virtual/Roboter-Girlfriends einen Ersatz für Frauen darstellen sollen, an denen sich konsequenzlos vergangen werden kann.

Dazu sei gesagt, dass diese Chatbots und Roboter aktuell kein eigenes Bewusstsein haben und nicht in der Lage sind, menschliche Empfindungen zu fühlen. Sie sind aktuell (!) lediglich in der Lage, aufgrund von maschinellem Lernen und ausgeklügelten Algorithmen eine solche Illusion für uns zu schaffen, wodurch sie empathisch wirken. Nichtsdestotrotz ist dieses Verhalten ihnen gegenüber äußerst problematisch. Die Frage, die sich hierbei stellt, ist nämlich, wie sich das Verhältnis zu den Sexrobotern und Virtual Girlfriends auf das Verhalten gegenüber realen Frauen auswirkt. Dass unser Umgang mit Technik dazu führen kann, dass wir unser soziales Verhalten auch gegenüber realen Menschen ändern, zeigen bereits Studien zu Kindern und ihrem Umgang mit Sprachassistenten wie Alexa und Co. Forschende aus Cambridge konnten nachweisen, dass Kinder sich den Befehlston, den sie gegenüber den Sprachassistenten einschlugen, auch gegenüber Menschen umsetzten (Arora & Arora 2022). Auch Studien zur Pornografie zeigen den erheblichen Einfluss gewaltvoller Inhalte auf das eigene reale Sexualleben. Zum Verhältnis zu Sexrobotern gibt es bisher keine aussagekräftigen Studien, diese sind aber für eine Bewertung notwendig, da wir uns nicht auf Anekdoten oder Mutmaßungen stützen wollen. Nichtsdestotrotz ist anzunehmen, dass die massive Objektifizierung dieser KI auch Auswirkungen auf das Verhalten im echten Leben haben wird.

Eine andere Perspektive, die Beachtung finden sollte, ist die der Entwickler. Sie sind nämlich die, die es überhaupt erst ermöglichen, unterwürfige Chatbots und Sexpuppen ohne Konsens missbräuchlich zu behandeln. So werden diese extra auf eine solche Art und Weise programmiert, wie es den Fantasien der Zielgruppe entspricht: jung, unterwürfig und nur da, um Wünsche zu erfüllen. Von der Optik dieser Puppen ganz zu schweigen. Beispielsweise kann man sich einmal die Website der Cyberbrothels anschauen und wird feststellen, wie stark diese Puppen nahezu ausschließlich heterosexuelle Männer ansprechen sollen. Dadurch werden für Männer, die ihre Macht an Frauen ausleben möchten, Möglichkeiten geschaffen, dies hemmungslos auszuleben, anstatt sie vor die dringend notwendige Aufgabe zu stellen, sich mal damit auseinanderzusetzen, wie eine Beziehung oder Sex mit einer echten Frau inklusive Konsens und gegenseitigem Respekt aussehen könnten. Anstatt dass Geschlechterrollen hinterfragt werden, werden sie also reproduziert, zugespitzt und verschärft. Auch bei anderen Anwendungen zeigt sich, dass die KI einem Geschlechter-Bias unterworfen ist, was daher herrührt, dass sie mit realen Daten gefüttert werden, die bereits auf diesem aufgebaut sind. Gleiches gilt natürlich auch für Rassismus und weitere Unterdrückungsformen.

Was KI sonst noch so für Gefahren birgt

Bevor wir uns mit möglichen Potenzialen beschäftigen, wollen wir noch kurz einige weitere Gefahren für die Unterdrückten und Ausgebeuteten aufzählen, die KI mit sich bringt. Allen voran benötigen die ganzen KI-Anwendungen, die jetzt von der herrschenden Klasse integriert werden, sehr viel Strom und aufgrund ihrer hohen Rechenleistung müssen sie extrem stark gekühlt werden. Dafür wird außerdem sehr viel Wasser benötigt, da dieses genau dafür in den Serverfarmen der KI-Betreiber:innen eingesetzt wird. So benötigt beispielsweise eine Anfrage bei Chat-GPT eine ganze Flasche Wasser zur Verarbeitung. Des Weiteren führt der rasant steigende Energiebedarf für die Berechnungen im Bereich der KI laut einer aktuellen Studie zu einer signifikanten Zunahme der Luftverschmutzung durch Kraftwerke und Diesel-Notstromaggregate. Diese zusätzlichen Emissionen könnten bis 2030 allein in den USA jährlich etwa 1.300 vorzeitige Todesfälle verursachen. Die damit verbundenen Gesundheitskosten, darunter Krebs, Asthma und Arbeitsausfälle, würden sich auf 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr summieren, so das Ergebnis der Untersuchung von Wissenschaftler:innen der University of California, Riverside, und des California Institute of Technology (Han et al. 2024). Eine Verschärfung des Klimawandels ist also auch eine Folge des KI-Hypes.

Zusätzlich kann KI zur Überwachung und Repression gegenüber politischen Gegnern:innen und Migrant:innen eingesetzt werden. Ein Beispiel ist das Projekt iBorderCtrl. Die KI in Form eines Avatars soll Gesichter und Emotionen erkennen und damit feststellen, ob jemand bei der Einreise lügt. Es wurden Fragen gestellt, um herauszufinden, ob jemand vorhat, Asyl zu beantragen, oder es Sicherheitsrisiken gibt. Auf Grundlage der Interaktion wird eine Risikobewertung formuliert, etwa weil die Person keinen Augenkontakt hergestellt hat, wie es bei Ehrlichkeit zu erwarten wäre. Dann wird eine Warnung im Profil der Person hinterlegt. Dabei ist es bereits so, dass Richter:innen bei den Entscheidungen über Einreiseerlaubnisse schon unempathisch und knallhart sein können. Dies wird durch Technologie noch verschärft. So sagt Martin Rubin von ArrivalAid zum System der IBorderCtrl: „Anscheinend ist die ‚Trefferquote‘ des Systems nicht hoch und die Ergebnisse sind vorurteilsbelastet.“

„Dunkelhäutige Menschen und Frauen werden häufiger vom System als auffällig markiert als weiße Männer.“

Auch in der Kriegsführung wird mittlerweile KI eingesetzt, um Menschen zu töten, wie beispielsweise durch Israel im Genozid in Gaza. Eine Enthüllung des Magazins +972 und Local Call zeigt, dass die israelische Armee ein auf KI basierendes Programm mit dem Namen „Lavender“ entwickelt hat. Den Quellen zufolge war der Einfluss von Lavender auf die Operationen des Militärs sogar so groß, dass die Ergebnisse der KI-Maschine im Wesentlichen so behandelt wurden, „als ob es sich um eine menschliche Entscheidung handelte“. Das Lavender-System soll mutmaßliche Kämpfer:innen der militärischen Flügel der Hamas und des PIJ (Islamischer Dschihad in Palästina) als potenzielle Bombenziele identifizieren. Quellen berichteten, dass die Armee zu Beginn des Krieges fast ausschließlich auf Lavender vertraute, welches bis zu 37.000 Palästinenser als solcherart Verdächtige und deren Häuser für Luftangriffe registrierte. In dieser Phase erhielten Offiziere die generelle Erlaubnis, die von Lavender erstellten Tötungslisten ohne gründliche Überprüfung zu übernehmen. Oft diente menschliches Personal nur als „Stempel“ für die Maschinenentscheidungen, wobei in der Regel nur etwa 20 Sekunden auf jedes Ziel verwendet wurden, um die Angriffe zu genehmigen. Dies geschah in dem Wissen, dass das System in etwa 10 Prozent der Fälle Fehler macht und auch Personen markiert, die lediglich lose Verbindungen zu den genannten Gruppen haben oder überhaupt keine. Laut dieser Quellen wurden Tausende von Palästinenser:innen, überwiegend Frauen und Kinder, in den ersten Kriegswochen vor allem aufgrund der Entscheidungen des KI-Programms durch israelische Luftangriffe getötet. Hieran können wir erkennen, wohin es gehen soll: effiziente, absolut unpersönliche Tötung im Krieg, am besten ohne langes Aufhalten. Eine Entwicklung, die seit jeher in der Waffenentwicklung von Bedeutung ist und im Hinblick auf den Kampf um die Neuaufteilung der Welt und die kriegerischen Spannungen weiter vorangetrieben werden wird.

Doch es gibt auch Potenziale …

Jetzt haben wir genug Schwarzmalerei betrieben. Denn KI ist nicht nur schlecht. Am Beispiel der Situation von Frauen gibt es einige Möglichkeiten, wie KI zu einer realen Verbesserung führen kann. So wird sie bereits in der Medizin angewandt, um Erkrankungen eher zu diagnostizieren. Diese Technik ist sehr vielversprechend, da sie in der Lage ist, innerhalb von kürzester Zeit eine Analyse durchzuführen, um beispielsweise Brustkrebs oder Endometriose früher zu erkennen. Bei Endometriose wird beispielsweise mit Ultraschallauswertung gearbeitet, die voraussetzt, dass Mediziner:innen viel Erfahrung haben müssen, um eine Diagnose zu stellen. Deswegen bleibt die Erkrankung bei vielen Frauen unerkannt, wenngleich ca. 10 % von ihnen daran leiden. Jedoch gibt es bereits KI-Techniken, die dabei helfen können, indem sie Anzeichen auf dem Ultraschallbild erkennen können, die für das menschliche Auge unsichtbar erscheinen. Dabei sei aber angemerkt, dass medizinische Daten immer noch stark auf dem männlichen Körper basieren, daher müssen die Systeme auch hier mit validen Daten weiblicher Patientinnen gefüttert werden, um diesen Bias zu überwinden, insbesondere, wenn es sich nicht um geschlechtsspezifische Erkrankungen handelt. Auch bezüglich Hausarbeit und geistiger wie nervlicher Anspannung können KI-Anwendungen Entlastung bieten, beispielsweise indem sie bei der Erstellung von Einkaufslisten oder der Planung von Rezepten unterstützen. Das ist natürlich zum jetzigen Zeitpunkt nur auf einer individuellen Ebene hilfreich, denn unser Ziel ist natürlich nicht, dass Frauen weiterhin den Haushalt führen, aber dafür weniger machen müssen, sondern dass die Hausarbeit vergesellschaftet werden muss!

… wenn KI unter der Macht der Arbeiter:innenklasse und Unterdrückten steht

Als geschlechtlich Unterdrückte, Kommunist:innen und Arbeiter:innen sollten wir uns nicht grundsätzlich gegen den technologischen Fortschritt stellen. Diesem Irrtum sind schon die Maschinenstürmer:innen, die sogenannten Luddit:innen, erlegen, welche sich gegen die Industrialisierung wehren wollten. Bereits Marx stellte fest, dass ein Kampf gegen die Maschinen nicht das Ziel sein sollte, sondern der gegen die kapitalistischen Verhältnisse! Denn gesellschaftlichen Fortschritt, den KI-Systeme grundsätzlich bereithalten, können auch wir uns zunutze machen. So wäre es in einem sozialistischen System zum Beispiel möglich, die menschliche Arbeitszeit massiv zu reduzieren und die Planwirtschaft effizienter durch KI-Technologie zu gestalten. Dadurch könnten Bedarfe besser abgefragt und integriert oder auch bei spontanen Änderungen schnelle Anpassungen vorgenommen werden.

Doch bei all diesem Optimismus dürfen wir nicht die genannten Probleme vergessen. Wir müssen uns fragen: Sollte KI für alles und jedes jederzeit verfügbar sein? In Anbetracht der Belastung der Umwelt und auch der Erstellung pornografischen Materials, der Verstärkung von Schönheitsidealen und Geschlechterrollen, der Kriegsführung, der Überwachung und der Grenzkontrollen sollte an diversen Stellen Einhalt geboten werden. Zuerst einmal sollten alle großen Tech-Konzerne von Manager:innen wie Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg knallhart und entschädigungslos unter Arbeiter:innenkontrolle enteignet werden! KI-Technik darf nicht dazu führen, dass Löhne gedrückt und Arbeiter:innen entlassen werden, die Verwendung der Technik darf nur unter Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich erfolgen! Wir wollen eine KI, die unser Leben verbessert und dafür sorgt, dass wir mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben haben! KI soll nicht Bilder malen und Gedichte schreiben, KI soll abwaschen und staubsaugen! Um das durchzusetzen, wollen wir Forschung zu den Potenzialen von KI, überwacht und durchgeführt von der Arbeiter:innenklasse, bei welcher Frauen und andere sozial Unterdrückte per Quotierung (wenn notwendig) mitwirken sollen. Des Weiteren setzen wir uns dafür ein, dass die Entwicklung der KI zukünftig vollständig per Open Source erfolgen muss. Für jeden sollten die Algorithmen einsehbar und einsetzbar sein, um einen wirklichen Fortschritt in diesem Bereich erlangen zu können. Außerdem: Die gegenwärtigen LLM/Transformer-Technologien reproduzieren ja nur, was ihre Quellen und ihr „Training“ bereits an Bias, Falschinformationen, Vorurteilen etc. „einfüttern“. Daher muss bei allen Resultaten von KI nicht nur sichtbar sein, dass sie KI-generiert sind, sondern auch, auf welchen Quellen und Informationen die Resultate beruhen. Teilweise bieten z. B. die neueren KI-Bots jetzt auch an, die Quellen für ihre Resultate anzugeben. Dies sollte nicht nur allgemeiner Standard werden – für die im produktiven Bereich eingesetzten KI-Services muss es insbesondere für die Beschäftigten bzw. deren Vertretungen jederzeit einsehbar sein, worauf sie zugreifen, insbesondere welche eventuell kritischen persönlichen Daten betroffen sind, worauf bestimmte Schlussfolgerungen beruhen, welche Alternativresultate mit hoher Bewertung nicht berücksichtigt wurden etc.

In Bezug auf die Umweltbelastung sollte alles darangesetzt werden zu überprüfen, inwiefern KI-Technologien umweltfreundlicher gestaltet werden können. Das Beispiel DeepSeek zeigt, dass der massive Energieverbrauch der US-KI nicht das Ende der Fahnenstange ist und umweltfreundlichere Alternativen nicht undenkbar sind. Diese Überprüfung und Umsetzung muss unter Kontrolle der Arbeiter:innenklasse stattfinden. Bezüglich der Kriegs- und Überwachungstechnologie stellen wir uns ganz klar gegen die Nutzung der KI-Systeme zum hemmungslosen Morden und Screenen von Migrant:innen. Krieg dem Krieg, offene Grenzen und Staatsbürger:innenrechte für alle!

Bezüglich der Aspekte der Frauenunterdrückung müssen wir uns dafür einsetzen, dass die Entwicklung der KI-Systeme ebenso unter die Kontrolle von Frauen, queeren Personen und Teilen der Arbeiter:innenklasse gestellt wird, um dem Geschlechter-Bias entgegenzuwirken (gleiches gilt für rassistischen Bias und Kontrolle durch rassistisch Unterdrückte und Teile der Arbeiter:innenklasse), und dafür zu sorgen, dass diese Systeme keine negativen Auswirkungen darauf haben, wie Frauen im echten Leben behandelt werden. Die Möglichkeit, pornografische Deefakes von real existierenden Personen ohne Konsens zu erstellen, sollte aus den Programmen gestrichen werden und das Ganze nicht ohne Konsequenzen für die Täter bleiben. Gleichzeitig müssen wir dafür kämpfen, dass es mehr Möglichkeiten gibt, die eigenen Fotos so zu schützen, wie es beispielsweise schon durch die Veränderung einzelner Pixel durch Programme wie Photoguard möglich ist, um zu verhindern, dass sie für Deepfakes verwendet werden können. Wir müssen uns auch für den flächendeckenden Ausbau von Beratungsstellen für Betroffene sexualisierter, körperlicher und psychischer Gewalt einsetzen, da diese aktuell nicht existieren. Das sollte auch eine kostenlose Rechtsberatung und Unterstützung vor Gericht miteinschließen, wenn sich dafür entschieden wird, Tätern den Prozess zu machen.

Doch wir müssen auch verstehen, dass all die Probleme, die durch KI noch mal deutlicher zutage treten, menschengemacht sind. Unterwürfige Sexbots sind so programmiert, weil Geschlechterrollen existieren und Männer sich daran ausleben, weil wir in einem patriarchalen System leben. Frauenunterdrückung können wir also nicht nur mit Regulationen von KI-Anwendungen bekämpfen! Wir müssen uns für Kampagnen gegen Chauvinismus und Sexismus innerhalb der Gewerkschaften und der Arbeiter:innenklasse einsetzen, aber wir dürfen auch nicht die Augen davor verschließen, dass Frauenunterdrückung erst dann auf dem Scheiterhaufen der Geschichte landen kann, wenn auch der Kapitalismus nicht mehr existiert und überwunden wurde. Denn das gesellschaftliche Sein beeinflusst das Bewusstsein und erst, wenn die materielle Grundlage, die Klassengesellschaft, für Frauenunterdrückung entfällt, kann sich auch das Bewusstsein so weit entwickeln, dass Geschlechterrollen verschwinden können. Deswegen brauchen wir eine internationale, multiethnische Frauenbewegung, die Schulter an Schulter mit der Arbeiter:innenklasse und allen Unterdrückten und Ausgebeuteten auf Basis eines revolutionären Programms für eine gerechte, klassenlose, solidarische Zukunft kämpft!

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Internationalismus. Revolutionär... @ Berlin/Brandenburg
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Internationalismus. Revolutionäres Sommercamp @ Berlin/Brandenburg
Internationalismus Revolutionäres Sommercamp Krieg, Krise, Kapitalismus – es reicht! Ob Ukrainekrieg, der Genozid in Gaza oder die neuen Handelskriege – eine Krise jagt die nächste. Gleichzeitig treibt die Wirtschaftskrise die Inflation in die Höhe, während[...]

Vom Widerstand zur Befreiung

Für ein freies, demokratisches, sozialistisches Palästina!

Broschüre, A4, 48 Seiten, 3,- Euro

Lage der Klasse – Podcast der Gruppe Arbeiter:innenmacht