Arbeiter:innenmacht

Internationalismus 2025 – revolutionäres Sommercamp

Jonathan Frühling, Neue Internationale 294, September 2025

Ob Ukrainekrieg, der Genozid in Gaza oder die neuen Handelskriege – eine Krise jagt die nächste. Die Regierungen forcieren den sozialen Kahlschlag und Angriffe auf die Arbeiter:innen und Unterdrückten, die ökologische Katastrophe schreitet voran. Doch die Herrschenden greifen zu Autoritarismus und Militarismus und buttern Milliarden in die Rüstung, um im Kampf um die Neuaufteilung ganz oben zu stehen. Dagegen gilt es, den Widerstand zu organisieren – und zwar international. Doch Widerstand braucht Perspektive!

Deshalb organisierten REVOLUTION, Arbeiter:innenmacht (Deutschland), Arbeiter*innenstandpunkt (Österreich) und Marxistische Aktion (Schweiz) das Sommercamp Internationalismus 2025 vom 12. bis 17. August. In über 60 Workshops analysierten wir die Ursachen von Krieg und Krise sowie ihre Folgen für Arbeiter:innen, Frauen, LGBTIA+ und Unterdrückte weltweit. Wir diskutieren mit mehr als 160 Genoss:innen über die USA unter Trump, die Krise der EU und die Entwicklungen in China, Argentinien, Indien und im Sudan.

Weltlage und Aufgabe der Revolutionär:innen

Das Sommercamp 2025 liegt nun hinter uns. Mehr noch als im letzten Jahr trug es einen ausgesprochen internationalen Charakter. Neben Genoss:innen von anderen Sektionen der Liga in Europa nahmen Genoss:innen der Internationalen Sozialistischen Liga (LIS) aus Spanien, Italien, Frankreich, der Türkei und Argentinien teil.

Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens ist der Klassenkampf selbst und damit revolutionäre Politik seinem Wesen nach international. Zweitens hat sich unsere Umgruppierungsdiskussion mit der LIS in der letzten Periode sehr positiv entwickelt.

Entsprechend standen die Fragen von Umgruppierung, die Analyse der Weltlage und die sich daraus ableitende Politik auf Weltebene, aber auch in einzelnen Ländern, ganz oben auf der Agenda des diesjährigen Programms.

Camp

Revolutionäre Politik bedeutet natürlich keineswegs „nur“ gemeinsame Diskussion und Übereinstimmung in der Analyse und Programmatik. So wie die Ortsgruppen einer Organisation des Austausches bedürfen, so erfordert das Zusammenwachsen verschiedener Organisationen mit verschiedenen Traditionen zu einer internationalen Kampfgemeinschaft diesen erst recht. Auf dem Camp konnten alle ihre Fremdsprachenkenntnisse reaktivieren oder wir haben füreinander die Workshops, aber auch die Gespräche außerhalb ihrer, übersetzt. So haben wir trotz der Sprachbarrieren einen Einblick in die politischen Vorstellungen, Erfahrungen und Lebensrealitäten der Genoss:innen bekommen.

Das Camp würde aber lediglich Sommerschulung und nicht Camp heißen, wenn es nicht auch ein Freizeit- und Kulturprogramm gegeben hätte. Die freie Zeit konnte für ein gemeinsames Baden im nahegelegenen See genutzt werden, während sich andere bei über 30 Grad im Schatten mit Kampfsport die Zeit vertrieben. Außerdem gab es einen sozialistischen Waldspaziergang, Siebdruck, einen Poetry-Workshop, Geländespiele, einen Kurzfilmabend und – last but not least – eine Party am Samstag. Besonders lange in Erinnerung bleiben wird sicherlich das Rap-Battle.

Natürlich gab es auch wieder je ein Caucustreffen von queeren Personen und rassistisch Unterdrückten. Parallel fanden ein antirassistisches und ein antisexistisches Reflexionstreffen sowie ein Konsenstraining statt. Außerdem haben wir uns in den Workshops mit anderen feministischen Theorien, der Geschichte antirassistischer Kämpfe, mit wichtigen Arbeiter:innenkämpfen oder der Transformative Justice auseinandergesetzt.

Besonders erfreulich war es natürlich, viele neue Leute zu treffen. Von den vielen Neuen waren die meisten sehr junge Genoss:innen. Das zeigt, dass wir dynamisch sind und wachsen, trotz des allgemeinen gesellschaftlichen Rechtsrucks. Entsprechend drehten sich einige Workshops auch um die theoretischen Grundlagen unserer Politik, wie z. B. „Historischer Materialismus“ oder „Was ist Kapitalismus?“, Herkunft der LGBTIAQ-Unterdrückung usw.

Auf dem Camp setzten wir uns mit der aktuellen Krise des Kapitalismus und der EU, den Herausforderungen von AI für die Arbeiter:innenklasse, der Entwicklung der Linkspartei(en) in Europa und unserer Intervention auseinander. Eine Reihe weiterer Workshops beschäftigte sich mit dem dramatischen Fortschreiten der Umweltkatastrophe, mit der marxistischen Analyse des Kriegs und der revolutionären Taktik sowie mit der Theorie der permanenten Revolution und ihrer Aktualität. Die Genoss:innen der MST, der argentinischen Sektion der LIS, berichteten über den großen Streik im Garrahan-Krankenhaus in Buenos Aires und über die Politik, die sie innerhalb der FIT-U vertreten, um die Grenzen einer Wahlfront zu überwinden.

Der Arbeit an Schulen, Unis und im Betrieb widmeten wir einen ganzen Tag. Leider können wir hier nicht alle Themen darstellen – aber das mag deutlich machen, wie umfassend das Programm der Schulung war. Wir wollen hier nur noch darauf verweisen, dass unmittelbar vor dem Camp auch die aktuelle Ausgabe unseres theoretischen Journals „Revolutionärer Marxismus“ zum Thema „Russland, Krieg und nationale Frage“ erschien.

Zum Kampf gegen den Genozid in Palästina organisierten wir eine eigene Podiumsdiskussion. Leider ist in Deutschland allein schon zu sagen, was ist, eine revolutionäre Tat. Aber das reicht natürlich nicht. Deshalb ging es konkret um die Frage, wie wir den Genozid stoppen können.

Eine Welt zu gewinnen

Das Camp war sicherlich für uns alle ein besonderer Höhepunkt des Jahres. Nicht nur haben neue Genoss:innen das Camp besucht, eine Reihe ist auch eingetreten oder will das in den nächsten Wochen tun. Jede Person hat dabei ihren Teil beigetragen, damit die sechs Tage des Mitmachcamps gelingen konnten. Diese Zeit hat unseren inneren sozialen Zusammenhalt gestärkt und die teilnehmenden Personen und Organisationen auch politisch weiter zusammenwachsen lassen.

Das Wissen, dass es weltweit Menschen gibt, die unsere Ansichten teilen und praktisch dafür einstehen, ist wohl eine der bedeutendsten Erkenntnisse eines solchen Camps. Wir haben damit wieder einen wichtigen Schritt in Richtung einer größeren internationalen revolutionären Einheit getan. Das alles sind wichtige Voraussetzungen dafür, in unsere Länder und Städte zurückzukehren und mit Motivation den tagtäglichen Klassenkampf wieder aufnehmen zu können. Die Zuversicht, dass wir in den kommenden Kämpfen siegen werden, ist durch das Camp stärker geworden. Also auf zum Kampf! Es gibt eine Welt zu gewinnen!

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