Erklärung der SOAS-Community vom 16. , Crisis SOAS, Infomail 1054, 17. Mai 2019
SOAS-Community verurteilt Gunnar Becks Kandidatur für die AfD aufs Schärfste und empfindet die Stellungnahme des Universitätsmanagements als unzureichend.
Als Mitglieder der SOAS-Community — Studierende, ArbeiterInnen und akademisches Personal — lehnen wir die reaktionären Ansichten von Gunnar Beck und seine Kandidatur für das Europäische Parlament als Mitglied der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) vehement ab und fordern seine schnellstmögliche Entlassung von der SOAS. Gunnar Beck ist Dozent (eingestellt als “reader in law”) an der juristischen Fakultät der SOAS und lehrt hier seit 2005 Europarecht und Rechtstheorie. Seit 2014 ist er Mitglied der AfD.
SOAS versteht sich als eine offene Gemeinschaft vieler Nationalitäten, Religionen, Sprachen und Kulturen sowie sexueller und geschlechtlicher Identitäten. Die AfD fördert aktiv Hass, Stigmatisierung und Gewalt, die gegen Mitglieder unserer Gemeinschaft gerichtet sind. Wir finden es inakzeptabel, dass die Universität Personen beschäftigt, die diese Agenda befürworten und unterstützen. Gunnar Becks Entscheidung, diese Partei als Kandidat für das Europaparlament zu vertreten, ist ein Affront gegen das, wofür wir als Mitglieder der SOAS-Gemeinschaft stehen. Das wollen und können wir nicht hinnehmen.
Im Laufe seiner Zeit an der Universität haben Studierende immer wieder Vorwürfe gegen Gunnar Beck erhoben, die im Zuge des Bekanntwerdens seiner Kandidatur für die AfD erneut ans Licht kamen. Die Universität hat es versäumt, auf diese Beschwerden zu reagieren.
Die vom Universitätsmanagement veröffentlichte Stellungnahme zu seiner Kandidatur distanziert sich von Becks Ansichten, geht aber nicht weit genug. SOAS hat sich mit ihrer Gesamtstrategie “Decolonising the Curriculum” dazu verpflichtet, ein Umfeld zu schaffen, das frei von Rassismus, Sexismus und anderen diskriminierenden Verhaltensweisen ist.
Wir erwarten, dass SOAS diesem selbst gesetzten Ziel gerecht wird und sich konsequent gegen Rassismus, Sexismus und Faschismus ausspricht. Wir fordern daher, Becks rechtspopulistische Politik nicht weiter unter dem Deckmantel der akademischen Meinungsfreiheit zuzulassen und stattdessen eine sofortige Überprüfung seiner weiteren Beschäftigung einzuleiten. Es gibt Präzedenzfälle im britischen Hochschulsektor für die Entlassung von AkademikerInnen, die rassistische Ansichten vertreten, zuletzt mit dem Eugeniker Noah Carl in Cambridge. Beck und andere, die solche und ähnliche Ansichten unterstützen, sollten weder eine Plattform noch universitäre Ressourcen erhalten, um ihre rechtspopulistische Agenda voranzutreiben.
Morgen, am Freitag, den 17. Mai, um 14:00 Uhr, treffen sich Studierende, ArbeiterInnen und akademisches Personal vor dem SOAS-Hauptgebäude, um gegen die weitere Beschäftigung Becks an der SOAS und die unhaltbare Reaktion des SOAS-Managements zu protestieren. Wir laden UnterstützerInnen und MedienvertreterInnen ein, sich unserem Protest anzuschließen.