
Garry Knight from London, England, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons
Jeremy Dewar, Infomail 1299, 13. Dezember 2025
Trotz aller Widrigkeiten war die Gründungskonferenz von Your Party in Liverpool ein Erfolg – nicht nur für die Partei, die zu verschiedenen Zeitpunkten so aussah, als würde sie nicht zustande kommen, sondern auch für den linken Flügel, die Aktivist:innen, die einige bedeutende Siege verbuchen konnten.
Ja, es gab Schlagzeilen, die den Medien und Satiriker;innen reichlich Stoff zum Spott lieferten, aber die Atmosphäre in der Halle, in der über tausend ausgeloste „Delegierte“ über die Anträge debattierten, war sowohl kameradschaftlich als auch begeistert.
Den Kritikern von Your Party sollten wir entgegnen: Welche andere Partei lässt ihre Mitglieder über ihr politisches Programm, ihre Struktur und ihre Strategie entscheiden? Dass die Konferenz ein relativer Erfolg war, lag daran, dass die Mitglieder bereit und willens waren, sich bei Bedarf über die Führung hinwegzusetzen.
Einige der bürokratischen Manöver des Teams von Corbyns Berater:innen und unabhängigen Abgeordneten waren jedoch erfolgreich, obwohl mehrere davon in Liverpool nach hinten losgingen.
Mehrere führende SWP-Mitglieder, darunter Lewis Nielsen, wurden am 28. November, dem Vorabend der Konferenz, ausgeschlossen, während Michael Lavalette, unabhängiger Stadtrat von Preston und Mitglied von Counterfire (SWP-Abspaltung), der Zutritt verweigert wurde, weil „wir wissen, dass Sie vorhaben, die Konferenz zu stören“. Oh, hätte man doch nur eine solche Kristallkugel!
Von der Mehrheit unterstützte Anträge, wie die Forderung, dass Parteifunktionär:innen den Durchschnittslohn eines/r Arbeiter:in erhalten sollten, wurden nicht angenommen. Bei kritischen Reden wurden die Mikrofone abgeschaltet und der Livestream unterbrochen. Zarah Sultana wurden die Ausweise für ihr Team, darunter auch ihr Ehemann, verweigert.
Für diese Entscheidungen werden nie Namen genannt, obwohl jeder weiß, dass Karie Murphy (enge Corbyn-Vertraute) sie genehmigt haben muss. Die Gefahr einer nicht gewählten Bürokratie, wie wir sie immer wieder in der Labour Party und den Gewerkschaften gesehen haben, ist eine Plage für die Arbeiter:innenbewegung. Die Basis muss sich unabhängig organisieren, die Aufhebung der Suspendierungen fordern und wachsam bleiben.
Die mit recht großer Mehrheit angenommenen Beschlüsse, die Partei ausdrücklich als sozialistisch, arbeiter:innenfreundlich, transrechtefreundlich und gegen Unterdrückung zu deklarieren, waren nicht nur symbolisch, auch wenn sie noch nicht in Programm und Praxis umgesetzt wurden. Sie waren ein Schlag für die rechten Abgeordneten der Independence Alliance.
Knapper, mit 52 % zu 48 %, fiel die Abstimmung über eine kollektive Führung und damit über die Abschaffung eines separaten Führungsgremiums neben dem Zentralen Exekutivkomitee (CEC) aus. Das macht die Wahl im neuen Jahr extrem wichtig, nicht nur, um die politischen Erfolge zu festigen, sondern auch, um die Abgeordneten zur Rechenschaft zu ziehen, demokratische Orts- und Regionalverbände aufzubauen und die Ausschlüsse rückgängig zu machen.
Aber es gab auch Rückschläge. Die Abstimmungsmodalitäten wurden in letzter Minute geändert, um die Abstimmung auf alle Mitglieder auszuweiten, nicht nur auf diejenigen, die für die Teilnahme an der Konferenz ausgewählt worden waren. Dies war eindeutig das Ergebnis der Befürchtung, dass diejenigen, die an der Konferenz teilnahmen und die Debatte verfolgten, eher gegen die Wünsche der Führung stimmen würden. Aber das Manöver war nur teilweise erfolgreich.
Es überrascht nicht, dass diejenigen, die über einen gesonderten Zugang und die Website abstimmten, sich für die Onlinevotierung entschieden, also für eine Abstimmung aller Mitglieder statt für eine delegierten- und ortsgruppenbasierte Demokratie.
Dies stellt eine Herausforderung für die Ortsverbände dar, deren Aktivitäten nun möglicherweise von inaktiven Mitgliedern bestimmt werden.
Das CEC wird nicht auf nationaler Ebene, sondern nach Regionen gewählt, was bedeutet, dass seine politische Kohäsion und Rechenschaftspflicht gegenüber der Partei als Ganzes wahrscheinlich geschwächt werden. Auch die „Hexenjagd“-Klausel bleibt bestehen, allerdings entscheidet nun das CEC, welche nationalen „Parteien“ ausgeschlossen werden (die beste der beiden zur Wahl stehenden Optionen).
Ebenso umstritten war die Entscheidung, eine „Arbeitskommission“ einzurichten, um einen Plan zur Stärkung der Verbindungen der Partei zu den Gewerkschaften auszuarbeiten. Die meisten Mitglieder haben dies wahrscheinlich für bare Münze genommen, aber die Gefahr liegt in der Klausel, die „hochrangigen Gewerkschaftsfunktionär:innen“ einen reservierten Platz in dieser Kommission einräumt.
Wenn Leute wie Len McCluskey (ehemaliger Sekretär von Unite the Union, der in Liverpool war) und Mark Serwotka (ehemaliger Generalsekretär der öffentlichen und Handelsdienstleistungssektoren) dabei sind, ist zu erwarten, dass die Interessen der Bürokratie dominieren werden. Keiner von beiden hat sich bisher für demokratische Mitgliederrechte oder gewerkschaftliche Militanz eingesetzt. Die Ortsverbände sollten mit eigenen Arbeiter:innenkommissionen nachziehen, Streikende, Gewerkschaftsverbände und Gewerkschaftsräte einladen und eng mit Basisgruppen wie „NHS Workers Arbeiter:innen im Gesundheitswesen) Say NO“ und „Troublemakers At Work“ zusammenarbeiten.
Einer der wichtigsten Erfolge betraf die Kommunalwahlkampagnen im Mai 2026. Die Konferenz stimmte mit einer Mehrheit von 90 % dafür, dass „die Ortsverbände offene und öffentliche Konferenzen organisieren sollten, an denen Vertreter:innen von Gewerkschaften, Gemeinschaftsorganisationen, sozialistischen Parteien und anderen teilnehmen, um die Bedürfnisse ihrer lokalen Gemeinschaft zu diskutieren und auf der Grundlage dieser Bedürfnisse einen ‚Volkshaushalt‘ ohne Kürzungen aufzustellen“.
Weiterhin wurde gefordert, dass „die Mittel dafür von der Zentralregierung bereitgestellt werden“. Die Ortsverbände sollten dies zum Anlass nehmen, um in Arbeiter:innenvierteln und an Arbeitsplätzen Kampagnen gegen Kürzungen zu starten.
Sie sollten sich gegen alle Versuche wehren, die neu gegründeten Ortsverbände in den Bezirken und Städten aufzulösen, die ideal positioniert sind, um solche Kampagnen zu führen. Ebenso sollten sie sich regional zusammenschließen, um die Einheit rund um ein radikales Programm zu gewährleisten.
Der Erfolg von Your Party hängt davon ab, dass die Basis die Kontrolle über die Organisation übernimmt und sie als Kampfpartei vorantreibt. Initiativen zur Einberufung demokratischer Versammlungen gewählter Ortsverbandsdelegierter und Anträge zur Abstimmung, wie die Londoner Basisversammlung, sind zu begrüßen.
Es ist gut, dass Zarah Sultana ihren Linkskurs weiterverfolgt (sie hat bei der Randveranstaltung die Verstaatlichung der Banken gefordert). Aber sie muss sich noch gegenüber der Linken verantworten und zieht individuelle Gesten vor, wie den „Boykott“ der Konferenz am Samstag. Wenn Zarah aber bereit ist, unter der gemeinsamen Führung des CEC und mit den Ortsverbänden und Regionen zu arbeiten, dann wäre sie natürlich eine Bereicherung.
Wir dürfen jedoch nicht auf solche Entwicklungen warten. Das Wichtigste ist, Your Party auf die Straße, in die Schulen und Hochschulen, an die Arbeitsplätze und in die Gewerkschaftsverbände zu bringen.
Workers Power wird dafür kämpfen, dass YP radikale Kampagnen auf der Grundlage unmittelbarer und übergangsweiser Forderungen durchführt, mit dem Ziel, die Organisation der Arbeiter:innenklasse zu stärken, von Mieter:innenvereinigungen bis hin zu Streikkomitees, und Siege zu erringen.
Trotz beeindruckender 55.000 Mitglieder ist Your Party noch nicht die Massenpartei der Arbeiter:innenklasse und konsequent sozialistische Partei, die viele ihrer Mitglieder sich wünschen. Aber wir sind bereit, gemeinsam mit ihnen dafür zu kämpfen, dass dies geschieht, auch wenn wir offen sagen, dass dies nur als revolutionäre Partei möglich ist und sein muss.