Markus Lehner, Neue Internationale 196, Februar 2015
Am 20. Januar ist der ehemalige, lang-jährige ASt-Genosse Alex Mänhardt im Alter von erst 52 Jahren verstorben. Ich habe ihn noch vor kurzem getroffen und kann sagen, dass er bis zum Schluss überzeugter Kommunist war. Trotz seines schweren Krebsleidens hat er noch so viel wie möglich aus seiner verbleibenden Zeit gemacht, war viel auf Reisen und hat dabei auch an zahlreichen Demonstrationen in verschiedenen Teilen Europas teilgenommen. Erst vor kurzem besuchte er Spanien, um sich selbst ein Bild von der Formierung von Podemos zu machen.
Dieser aktive Zugang zu Bewegungen und neuen Entwicklungen war typisch für das politische Selbstverständnis des Genossen in seinem ganzen Leben. Abseits stehend zu kommentieren war seine Sache nie gewesen – vielmehr zog er es sein ganzes Leben lang vor, sich aktiv einzumischen, teilzunehmen, immer versuchend, theoretische Einsichten mit politischer Praxis zu verbinden.
Er hat in den 70er-Jahren im „Verband Sozialistischer Mittelschüler“ (VSM) an der Radikalisierung der SchülerInnenbewegung in Salzburg wesentlichen Anteil gehabt. Später war er an der Gründung der SOAL (Sozialistische Alternative)-Salzburg beteiligt, als einer radikal-sozialistischen StudentInnenorganisation, die bei den ÖH-Wahlen Anfang der 80er-Jahre 30% der Stimmen erlangen konnte – und die Alex lange nach außen vertreten hat. Durch exponierte anti-klerikale Aktionen, z.B. in Zusammenhang mit dem Kampf gegen frauenfeindliche klerikale Abtreibungsgegner, hat Alex auch schwere Zusammenstöße mit der österreichischen Justiz erlebt.
Ende der 80er Jahre war Alex wesentlich an der Fusion von ASt und SOAL-Salzburg beteiligt und war viele Male in der Leitung des ASt vertreten. In den 90er-Jahren haben wir zusammen den Widerstand von migrantischen ArbeiterInnen gegen die rassistische Unterdrückung durch Justiz und Kapital besonders im westösterreichischen Raum organisiert. Viele kurdische, türkische, serbische, bosnische MigrantInnen werden sich an Alex und seinen unermüdlichen Einsatz für ihre Rechte erinnern.
Mit der Krise des ASt Ende der 90er Jahre verließ Alex leider wie viele Salzburger GenossInnen aus Resignation über die Aufbauperspektiven die Organisation, ohne jedoch den Kontakt insbesondere zu seinen ehemaligen GenossInnen in Berlin abbrechen zu lassen. Regelmäßig hat er sich weiter für die Entwicklung des revolutionären Marxismus interessiert und uns in Diskussionen dazu immer wieder wichtige Anregungen gegeben.
Alex war vor allem ein unermüdlicher praktischer Organisator, bei Demos, Veranstaltungen, aber vor allem bei langfristigen Projekten. So wurde er auch zum Urgestein und fast zur Personifizierung der ARGE Kulturgelände Nonntal – auch noch in ihrer heute verbürgerlichten, fast schon kulturoffiziellen Form (eine Kritik die Alex durchaus auch vertreten würde). Seine für einen revolutionären Linken ungewöhnliche Entwicklung zum Familienrichter hat seine Überzeugungen nicht verbogen – nach allem, was ich über seine Handlungen dort erfahren habe, hat er im Rahmen des Möglichen versucht, ungewöhnliche Akte sozialer Gerechtigkeit auch an diesem Ort zu setzen. Dies hat ihn weit über sein Amt bekannt und auch als Gewerkschaftsvertreter zu einem für die Obrigkeit unangenehmen Gegner gemacht.
Seine Tatkraft und sein Optimismus werden uns und der ArbeiterInnenbewegung fehlen. Andere müssen an seine Stelle treten.