USA am Abgrund: Corona, Krise & ArbeiterInnenklasse

In den USA sind mehr Menschen mit Corona infiziert und daran gestorben als in irgendeinem anderen Land auf der Welt. Die Auswirkungen auf die amerikanischen ArbeiterInnen und besonders ihre unterdrücktesten Schichten sind verheerend. Das privatisierte Gesundheitssystem ist in vielen Bereichen so gut wie zusammengebrochen, und Millionen neue Arbeitslose stehen ohne Nahrungsversorgung und Miete da. Allein in den letzten vier Wochen stieg deren Anzahl um über 22 Millionen. Ein Drittel der AmerikanerInnen unter 34 hat seinen Job verloren, während diejenigen, die trotz „Lockdowns“ in den meisten Bundesstaaten weiterarbeiten, kaum Schutzkleidung zur Verfügung haben. In der Folge kommt es zu einer Reihe von halbwegs spontanen, militanten und oft erfolgreichen Streiks in Krankenhäusern und bei Versanddiensten.

Im Wahljahr 2020 stehen die Gesundheitskrise und die beginnende tiefe Rezession auch inmitten einer politischen Krise. Die regierenden RepublikanerInnen stellen sich teilweise auf die Seite von rechtsradikalen DemonstrantInnen, die Krankenhäuser blockieren und ein Ende des „Lockdown“ fordern. Hilfe aus Bundesmitteln und medizinisches Material wird nach politischem Belieben verteilt, und demokratische Hochburgen werden systematisch unterversorgt. Gleichzeitig haben sich RepublikanerInnen und DemokratInnen auf eine antichinesische Propagandaoffensive geeinigt, die eine weitere Zuspitzung der globalen Spannungen erahnen lässt.

Nach dem vollen Ausbruch der Pandemie hatte sich schließlich der linksreformistische Kandidat und Hoffnungsschimmer vieler Linker, Bernie Sanders, aus den Vorwahlen verabschiedet und hinter seinen Konkurrenten Joe Biden gestellt. Damit bricht der selbsternannte Sozialist (wie schon 2016) mit seinen Versprechen von einer Politik für die ArbeiterInnenklasse und die 99 % und stellt sich hinter das bürgerliche und imperialistische Establishment der Demokratischen Partei. Das zahlenmäßig größte Projekt der amerikanischen Linken bricht damit in dem Moment zusammen, wo massives Chaos und eine reaktionäre Offensive drohen.

Wir wollen uns die Verflechtung der gesundheitlichen, politischen und wirtschaftlichen Krise überblicksmäßig ansehen und gemeinsam herausarbeiten, wie die Linke eine politische Alternative aus den radikalen Arbeitskämpfen heraus, aber auch aus der Asche weitgehender Verwirrung nach Sanders‘ Kapitulation, aufbauen kann. Die historische Aufgabe von RevolutionärInnen in den USA, der Aufbau einer revolutionären ArbeiterInnenpartei, ist so drängend wie kaum je zuvor.

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