Ruben Tzanoff, International Socialist League, Infomail 1292, 22. September 2025
Das Meer ist nur manchmal ruhig, und an Land tobt ein politischer Sturm. Die Global Sumud Flotilla (GSF) segelt im östlichen Mittelmeer und will die Blockade der humanitären Hilfe durchbrechen. Lasst uns ihren Kurs mit Solidaritätsaktionen und Unterstützung für das palästinensische Volk stärken!
Am 14. September legte die GSF vom Hafen von Bizerte (Biserta) im Norden Tunesiens ab und segelte drei Tage lang ohne Probleme. Am 17. September, als die Schiffe auf dem Weg zwischen Italien und Malta waren, mussten sie vor der Küste Siziliens vor Anker gehen, weil das Meer wieder mal seine Bedingungen durchgesetzt hat.
Die Vorhersagen zeigten, dass sie, wenn sie weiterfahren würden, auf die Bora und den Meltemi treffen würden, also Wetterphänomene, die aus verschiedenen Regionen kommen und starke Winde und Wellen verursachen. An der Küste von Barcelona war die Tramontana, ein weiterer Wind, für die Verzögerungen verantwortlich.
Am Mittag des 19. Septembers verbesserte sich die Vorhersage und die GSF segelte in der Hoffnung weiter, bis zum Erreichen von Gaza nicht mehr anzuhalten. Im Bewusstsein, dass die Einfahrt in das östliche Mittelmeer der Beginn der schwierigsten und riskantesten Etappe ist.
Unsere Genossin María Celeste „Cele“ Fierro, die im Namen der MST-Argentinien und der International Socialist League (ISL) mitfährt, hat mit uns vom Deck der „Adara“ aus gesprochen:
„Seit der verspäteten Abfahrt aus Barcelona sind nun 15 Tage vergangen. Das Wetter und der Zustand des Schiffes sowie die Drohungen des Zionismus haben die Mission erschwert. Aber das hat uns nicht aufgehalten, unsere Überzeugung ist unerschütterlich. Unsere Sorge wegen der verspäteten Ankunft ist: Was werden wir angesichts des zionistischen Genozids vorfinden? Es wäre anders, wenn die Seestreitkräfte der Länder, die den Völkermord anprangern oder die Flottille unterstützen, das Mittelmeer befahren würden, um Netanjahu zu stoppen. Aber das werden sie nicht tun, wir Aktivist:innen und Militanten sind es, die sich für diese Sache einsetzen, um diesen humanitären Korridor zu öffnen.“
Cele konzentriert sich voll und ganz auf die Flottille und Palästina, aber sie vergisst nicht die Kämpfe der argentinischen Arbeiter:innen gegen die rechtsextreme Regierung von Milei …
Die Besatzungsmitglieder begeben sich aus Solidarität auf eine lange, anstrengende und gefährliche Reise. Auf den Schiffen und in der kontinentalen Nachhut ist die Aufmerksamkeit zwischen den Wechselfällen der GSF im Mittelmeer und den dramatischen Ereignissen in Palästina geteilt.
Die israelische Offensive zur vollständigen Besetzung des Gazastreifens wurde durch Bodenangriffe, die weitere Todesopfer forderten, Krankenhäuser zum Einsturz brachten und Tausende von Menschen zur Flucht in den Süden des Gazastreifens zwangen, noch krimineller.
Die von Netanjahu angeführte Gewalt motiviert zu Solidaritätsaktionen. Sie sind Ausdruck der bestehenden Wut über die zionistische Barbarei, deren Bilder Erinnerungen an die Verbrechen der Nazis wachrufen.
Die Ablehnung fordert die Mächtigen heraus, zwingt sie zu Kritik, zu Ankündigungen und in einigen Fällen zu Maßnahmen, wie im Fall der Europäischen Union.
Dennoch halten sie weiterhin diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen zu Israel aufrecht. Selbst die spanische Regierung, die als eine der kritischsten gilt, unterstützt Waffenabkommen mit dem Zionismus.
Außerdem stellen sie die Existenz des Staates Israel nicht in Frage und schlagen eine „Zweistaatenlösung“ vor. Der einzige Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden ist die Gründung eines einzigen, säkularen, nicht rassistischen, demokratischen und sozialistischen Palästinas, das durch eine sozialistische Revolution im gesamten Nahen Osten erreicht wird.
Eine unabhängige Untersuchungskommission der Vereinten Nationen ist zu dem Schluss gekommen, dass Israel Völkermord begeht. Premierminister Netanjahu und Präsident Jitzchak Herzog sollen zu diesem Verbrechen angestiftet haben.
Das ist keine große Entdeckung der Institutionen der internationalen bürgerlichen Ordnung. Völkermord, ethnische Säuberungen und territoriale Besetzung sind seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 Teil der DNA des Zionismus.
Genau genommen werden viele politische Aktivist:innen, darunter der Koordinator der International Socialist League (ISL), Alejandro Bodart, unter dem Vorwurf der Befürwortung von Antisemitismus strafrechtlich verfolgt, obwohl sie in Wirklichkeit Antizionist:innen sind, die den Völkermord anprangern. Die Anklagen gegen sie sollten sofort fallengelassen werden.
Diese Entlarvung des Genozids löst Reaktionen aus. Diese sind jedoch nicht radikal genug, da sie nicht der Schwere der Situation gerecht werden, in der anerkannt werden muss, dass es sich um Völkermord handelt. Sie sollten alle ihre Ressourcen einsetzen, um diese Verbrechen sofort zu stoppen, den Opfern zu helfen und die Täter:innen streng zu bestrafen.
Nach dem Waffenstillstand will Trump eine Übergangsregierung einsetzen und dann die Kontrolle an die Palästinensische Autonomiebehörde übergeben. Sein Vorschlag sieht einen Rat mit sieben bis zehn Mitgliedern vor, in dem Muslim:innen vertreten sind und mindestens ein/e qualifizierte/r Palästinenser:in. Die Sicherheit würde durch eine multinationale Zivilpolizei gewährleistet, wobei die israelische Armee an „spezifischen Militäroperationen“ beteiligt wäre. So plant der Imperialismus die Fortsetzung der verschärften kolonialen Unterdrückung.
Als ob all das noch nicht genug wäre, haben Trump und Netanjahu, während sie Gebäude zerstören und ethnische Säuberungen provozieren, ihre Absicht bekundet, die Gaza-Tourist:innenriviera als luxuriöses Immobilienprojekt für Freizeitaktivitäten zu etablieren. Sie verkörpern das elende Dasein derer, die sich auf Barbarei berufen, um eine ungerechte, unterdrückerische und kapitalistische Zukunft zu entwerfen.
Die Flottille segelt in turbulenten Zeiten, aber ihr Kompass hat seine Ausrichtung nicht verloren: Sie steuert trotz aller Widrigkeiten auf Gaza zu.
Die Besorgnis des Zionismus hat sich bereits in Drohungen und Angriffen geäußert und ist auch in den sozialen Medien spürbar. Mit falschen viralen Nachrichten, in denen behauptet wird, dass die Flottille aus „Terrorist:innen“ besteht und dass sie Ibiza, Mykonos und andere Orte besichtigt. Deshalb ist es wichtig, Solidaritätsaktionen aufzubauen.
Sicher ist, dass sie Hoffnung weckt. Sie ist symbolisch auf den Plakaten der durchgeführten Aktionen präsent, erhält Unterstützung und motiviert zur Gründung von Komitees und anderen Initiativen.
Von der ISL rufen wir dazu auf, die Forderungen nach einem Waffenstillstand und dem Ende der Besatzung, dem Bruch mit Israel und der sofortigen Lieferung humanitärer Hilfe zu verstärken.
Auf dem entscheidenden Abschnitt der Reise der GSF fordern wir die Regierungen auf, sie wirksam vor jeglicher zionistischer Aggression zu schützen.