China: Die Jahrhundertfeier der Kommunistischen Partei (Teil 2)

Teil 2, Peter Main, Infomail 1154, 4. Juli 2021

Nach Chiangs Putsch vom 20. März zögerte die Führung der KP Chinas, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen und wartete auf eine Antwort aus Moskau auf diesen feindlichen Akt des von der KI (Kommunistische, III. Internationale; Komintern) am meisten umworbenen GMD-Führers (GMD: Guomindang, Kuomintang = Nationale Volkspartei Chinas, Partei der nationalen Bourgeoisie). Intern entschieden sich Chen Duxiu und das Zentralkomitee jedoch dafür, ein Bündnis mit der „Linken GMD“ von Wang Jingwei, die nun in Wuhan ansässig war, und eine Stärkung der von der KP geführten bewaffneten Einheiten der Nationalrevolutionäre Armee (NRA) vorzuschlagen.

Innerhalb weniger Wochen nach dem Putsch, nachdem er seinen Griff auf Guangzhou gefestigt hatte, ordnete Chiang Beschränkungen für die Tätigkeit von KommunistInnen innerhalb der GMD an: Sie durften keine Abteilungen der Partei mehr leiten, konnten nicht mehr als ein Drittel der Plätze in Komitees einnehmen, durften die Werke von Sun Yat-sen nicht kritisieren, keine Einheiten bewaffnen und mussten die Namen aller KP-Mitglieder aushändigen.

Chen forderte nun, dass die KP Chinas aus der GMD austreten und das Bündnis, das immer noch als strategisch notwendig angesehen wurde, als unabhängige Partei eingehen solle. Der KI-Vertreter Michail M. Borodin, der nun seine Befehle aus Moskau erhalten hatte, bestand jedoch darauf, dass dies eine Überreaktion wäre. Stalins Rat folgend, überzeugte er das Zentralkomitee, dass es im Interesse der Einheit und der strategischen Notwendigkeit des Bündnisses Chiangs Befehle lediglich als Klärung der Verantwortlichkeiten akzeptieren sollte, und wies darauf hin, dass dieser auch gegen einige führende Rechte vorgegangen sei.

Im Herbst 1926 begann Chiang die Mobilisierung für die Nordexpedition, den Vormarsch der NRA in 3 Stoßrichtungen, dessen erstes Ziel es war, die KriegsherrInnen zu besiegen, die die Provinzen südlich des Jangtsekiang-Flusses kontrollierten. Nun war alles darauf ausgerichtet, und die KP Chinas stürzte sich in die Unterstützung des Vorstoßes, indem sie ArbeiterInnen, Bauern und Bäuerinnen in Gewerkschaften und Verbänden mobilisierte. In Hunan zum Beispiel wurden 500.000 in die Bauern-/Bäuerinnenorganisationen aufgenommen, von denen viele die Armee mit wichtigen Informationen und Unterstützung versorgten. In ähnlicher Weise wurden in den Städten neue Gewerkschaften gegründet, die nicht nur Streiks um Löhne und Arbeitsbedingungen führten, sondern auch für politische Rechte und gegen die imperialistischen Hinterleute der KriegsherrInnen.

Vor dem Hintergrund dieser rasanten militärischen Fortschritte beschloss die KI, die GMD als „sympathisierende Sektion“ in ihre Reihen aufzunehmen, was den Glauben unterstrich, dass sich die langjährige Strategie der Allianz mit ihr nun auszahlte. Doch vor Ort war die Lage eine andere. In Bezirken, die direkt unter der Kontrolle von Chiangs Truppen standen, gab es Berichte über die Schließung der neu gegründeten Gewerkschaften und Maßnahmen gegen Bauern und Bäuerinnen, die Land besetzten.

Shanghai

Nach zwei gescheiterten Versuchen ergriffen am 21. März 1927 die von der chinesischen KP geführten Gewerkschaften von Shanghai, die insgesamt 800.000 ArbeiterInnen zählten, erfolgreich die Kontrolle über Chinas größte Stadt, vertrieben den Kriegsherren (warlord), der sie mit Hilfe der ausländischen Mächte unterdrückt hatte, und setzten eine provisorische Regierung ein. Im Einklang mit der Parteipolitik wurden mehrere VertreterInnen der Wirtschaft in dieses Gremium aufgenommen, und es beschloss, nicht die Internationale Siedlung zu betreten, aus Angst, einen imperialistischen Gegenangriff zu provozieren.

Angesichts der Erfahrungen in Kanton nur ein Jahr zuvor erkannten die in Shanghai anwesenden Mitglieder des Zentralkomitees die Wahrscheinlichkeit einer Repression durch Chiang, dessen Armee sich schnell der Stadt näherte. Sie schlugen vor, sich auf eine bewaffnete Offensive vorzubereiten, aber auch die Unterstützung der linken GMD in Wuhan zu gewinnen. Noch bevor ihr Vorschlag in Wuhan ankam, schlug Chiang zu.

In einem konzertierten Angriff, an dem nicht nur seine eigenen Truppen, sondern auch Polizei, ausländische Sicherheitseinheiten und die Triaden, Chinas Mafia, beteiligt waren, wurde am 12. April 1927 ein Pogrom gegen die ArbeiterInnenviertel entfesselt. In tagelangen Kämpfen wurden Tausende getötet und alle Gewerkschafts- und Parteibüros geplündert.

Selbst diese Katastrophe führte nicht zu einem grundlegenden Kurswechsel der KI. Als Reaktion auf das Massaker schlossen Wang Jingwei und die Regierung der Linken GMD Wuhan Chiang aus. Der KI-Vertreter, Manabendra Nath Roy, interpretierte dies als Säuberung der Rechten, so dass die linke GMD als nationale revolutionäre Führung übrig blieb. Dies entsprach der in Moskau beschlossenen Linie Stalins, der erklärte, dass die GMD nun zum Organ der „revolutionären demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft“ geraten würde. Dementsprechend rief die KP Chinas am 30. Juni die ArbeiterInnen, Bauern und Bäuerinnen Chinas auf, die Führung der Regierung in Wuhan und der GMD zu akzeptieren.

Trotzki hingegen, der bereits im März eine unabhängige Partei gefordert hatte, kam nun zu dem Schluss, dass die chinesische Revolution nur gelingen würde, wenn sie die Rätemacht der ArbeiterInnen und BäuerInnen etablieren würde – oder sie würde überhaupt keinen Erfolg haben können.

Trotz der Unterstützung durch die internationale Führung der KI entschied sich die „linke“ GMD unter Wang Jingwei tatsächlich dafür, ein Bündnis mit Chiang zu suchen. Am 15. Juli befahl er den Ausschluss aller KommunistInnen aus der GMD. Die gesamte Strategie der KP Chinas war zusammengebrochen, Chen Duxiu übernahm die Verantwortung und trat als Generalsekretär zurück.

Stalins Reaktion auf diese Katastrophe bestätigt Trotzkis Charakterisierung seiner Politik zu dieser Zeit: „bürokratischer Zentrismus“, d. h. in Ermangelung eines wissenschaftlich fundierten Programms die Fähigkeit, unter dem Eindruck der Ereignisse von einem Extrem ins andere zu schwanken, zum Beispiel vom Opportunismus zum Sektierertum. Stalin kam zu dem Schluss, dass der Ausschluss der KP Chinas beweise, dass der Klassenkampf nun ein qualitativ höheres Niveau erreicht habe, so hoch, dass eine militärische und politische Offensive gerechtfertigt sei.

Herbsternte-Aufstand

In den nächsten drei Monaten wurde eine Reihe von Städten und ländlichen Gebieten von KP China-geführten Truppen und den bewaffneten Einheiten der Partei eingenommen. Der erste Aufstand, in Nanchang (Hauptstadt der Provinz Jiangxi in Zentralchina), dauerte drei Tage, bevor reguläre GMD-Truppen angriffen und eine kleine Gruppe von Überlebenden zwangen, in die Berge von Jinggangshan (im Grenzgebiet der Provinzen Jiangxi und Hunan) zu fliehen. Beim „Herbsternte-Aufstand“ in Hunan nahm eine Truppe von 3.000 Personen mehrere Provinzstädte ein, aber auch hier erwies sie sich den regulären Truppen nicht gewachsen und wieder konnten nur kleine Gruppen, darunter Mao Zedong (Mao Tse-tung), in die Berge fliehen. Der „Hailufeng-Sowjet“ unterschied sich dadurch, dass es sich in erster Linie um eine bäuerliche Bewegung handelte, die Ländereien eroberte und etwa 300.000 Menschen mobilisierte, aber sie konnte sich nicht mit städtischen Kräften verbinden und wurde bald von den GMD-Truppen unter großen Verlusten aufgerieben.

Der letzte Akt in dieser schlecht durchdachten und verzweifelten Strategie war die Guangzhou-Kommune im Dezember 1927. Diese stützte sich auf die Organisationen und Kader, die zur Zeit des Generalstreiks in Hongkong gebildet worden waren, konnte aber nur drei Tage lang standhalten. Der GMD-Bericht über ihre Niederschlagung zählte 5.700 Tote. Diese Zahl allein ist schon schrecklich genug, vermittelt aber nicht das ganze Ausmaß der Niederlage für die gesamte chinesische ArbeiterInnenklasse, die diese „Aufstände“ herbeiführten. Nicht nur wurden viele, vielleicht die meisten der erfahrenen politischen und gewerkschaftlichen Kader getötet und ihre Organisationen aufgelöst, sondern auch jegliches Vertrauen, das die ArbeiterInnenklasse insgesamt noch in die Kommunistische Partei, ja in jede politische Organisation gehabt haben könnte, wurde völlig zerstört.

Die Niederlagen in China fielen mit tiefen Spaltungen innerhalb der KI und der sowjetischen Parteiführungen zusammen und trugen dazu bei. Kurz gesagt, der Schwenk vom Opportunismus zum Ultralinkstum, der in China zu beobachten war, wurde auch der sowjetischen Partei und der gesamten Internationale aufgezwungen. Die „Generallinie“ dieser Dritten Periode lautete, dass der Kapitalismus in eine Krisenperiode eintrete, in der es für kommunistische Parteien notwendig sei, sich auf revolutionäre Situationen vorzubereiten und alle Beziehungen zu anderen Parteien zu vermeiden, die sich garantiert auf die Seite des Kapitals stellen würden.

Der Beweis für dieses Szenario in China war die Unfähigkeit von Chiang Kai-shek (Tschiang Kai Schek), die verschiedenen Kriegsherrn zu unterwerfen, die sowohl seine Versuche, das Land unter seiner Herrschaft zu vereinen, als auch die von Gruppen von KommunistInnen in verschiedenen abgelegenen und bergigen Regionen errichteten „sowjetischen Basiszonen“ endgültig zu beseitigen, weiterhin vereitelten.

Der Hauptverfechter der KI-Linie in China sollte Li Lisan sein. Er wurde nach dem sechsten Parteitag, der aus Sicherheitsgründen in Moskau tagte und an dem die FührerInnen der „sowjetischen Basen“ nicht teilnahmen, zum Leiter der Propagandaabteilung ernannt. Lis Gesamtstrategie, die sich aus der Perspektive der KI des aufsteigenden Klassenkampfes ableitete, sah die Umgruppierung der verstreuten Kräfte der Partei zur Vorbereitung einer erneuten Offensive vor, die die Partei in die Städte zurückbringen sollte. In diesem Szenario würde es keine Bündnisse mit anderen Kräften geben, keine Zugeständnisse an die Kleinbourgeoisie, auch nicht auf dem Land.

Aus ganz pragmatischen Gründen lehnten Mao und andere FührerInnen jedes Element dieser „Li-Lisan-Linie“ ab, von der sie glaubten, dass sie nicht nur die militärische Situation falsch einschätzte, sondern auch das Potenzial für Bündnisse mit den „Mittelschichten“, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. In den Basisgebieten zum Beispiel setzten sie zwar eine recht radikale Landumverteilung durch und schafften die Pachtzahlungen ab, konfiszierten aber nur das Land der GroßgrundbesitzerInnen, nicht das der „Mittelbauern und -bäuerinnen“.

Trotz ihrer bösen Ahnungen blieben sie jedoch disziplinierte KP-Mitglieder, und als ihnen befohlen wurde, zur Unterstützung der geplanten Aufstände in Changsha, Nanchang und Wuhan zu mobilisieren, gehorchten sie den Befehlen. Das Ergebnis dieser militärischen Abenteuer war wiederum katastrophal. Changsha wurde zehn Tage lang besetzt, doch dann eroberten Chiangs Truppen die Stadt zurück – und schlachteten alle verbliebenen KommunistInnen ab, die im Untergrund geblieben waren, um den Aufstand vorzubereiten. Der Zusammenbruch in Changsha überzeugte Mao und Zhu De, dass ihr geplanter Angriff auf Nanchang aufgegeben werden sollte, und zusammen mit He Longs Truppen, die ursprünglich Wuhan zugeteilt waren, kehrten sie in ihr „Basisgebiet“ zurück.

Li Lisan

Das Changsha-Debakel erwies sich als ein Wendepunkt in der Entwicklung des Programms der KPCh. Obwohl Li Lisan abgesetzt wurde, blieb die offizielle Parteiführung, gestärkt durch die Rückkehr von StudentInnen aus Moskau, unter der Führung von Wang Ming, an die Analyse der KI gebunden. Mit Sitz in Shanghai wurde sie jedoch in eine Untergrundexistenz gezwungen, während sich im Jiangxi-Sowjet, in den Mao und seine Kräfte von Jinggangshan übergesiedelt waren, de facto eine neue Führung mit einem ganz anderen politischen Programm herausbildete.

Diese lehnte im Wesentlichen die ultralinke Opposition gegen Bündnisse ab und kehrte zur Perspektive einer nationalen demokratischen Revolution zurück, die Verbündete aus der „nationalen Bourgeoisie“ sowie dem städtischen und ländlichen Kleinbürgertum benötigen würde. Eine formale Loyalität zur marxistischen Orthodoxie wurde durch das Beharren darauf aufrechterhalten, dass die führende Rolle vom Proletariat gespielt werden würde, aber in Wirklichkeit hatte diese Partei überhaupt keinen Kontakt zu den Städten oder der ArbeiterInnenklasse – und würde für die meisten der nächsten zwanzig Jahre über keinen verfügen.

Der wahre Inhalt der Formel war, dass die Kommunistische Partei die führende Rolle spielen würde. Hier sehen wir eine Parallele zu Trotzkis durchdringender Einsicht, als er den Fehler aufdeckte, der erklärte, wie es dazu kam, dass die ursprünglich engagierten bolschewistischen RevolutionärInnen die schrecklichsten Verbrechen gegen die ArbeiterInnenklasse  begehen konnten: „Sie dachten, SIE seien die Revolution“. In ähnlicher Weise kamen Mao und seine GenossInnen zu dem Glauben, dass SIE, in Form der Partei, die Revolution seien. Das rechtfertigte jede Taktik und jedes Manöver im Kampf um den Erhalt ihrer Macht.

Dies erlaubte ihnen nicht nur, die offiziellen Perspektiven der Partei aufzugeben, sondern auch ihre Priorität der städtischen Organisation. Von nun an würde die Machtübernahme in den Städten voraussetzen, dass man zuerst die Macht auf dem Lande übernimmt. Diese Strategie, zusammen mit dem Programm, das sie rechtfertigte, und der Taktik, mit der sie umgesetzt werden sollte, wurde jedoch erst nach der endgültigen Niederlage der von der Sowjetunion unterstützten Führung auf der Zunyi-Konferenz im Januar 1935 als offizielle Linie der Partei angenommen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die organisatorischen Techniken und politischen Verfahren, die ursprünglich angenommen wurden, um das Überleben zu sichern, zu einer systematischen politischen Praxis verfestigt.

Zu keinem Zeitpunkt in der Entwicklung oder Konsolidierung des „Maoismus“ gab es jemals eine Anerkennung oder ein Programm für den Aufbau demokratisch kontrollierter ArbeiterInnenorganisationen, die sowohl den Kampf gegen den Kapitalismus führen als auch die Grundlage des zukünftigen revolutionären ArbeiterInnenstaates bilden würden. Tatsächlich spielte der Marxismus – abgesehen von der Anerkennung der Existenz von Klassen und Klasseninteressen innerhalb der Gesellschaft und des Imperialismus als Weltsystem –, verstanden als Analyse des Kapitalismus und als Programm für seinen internationalen Sturz und seine Ersetzung durch eine internationale Planwirtschaft unter der Kontrolle von ArbeiterInnenräten, keine operative Rolle im Maoismus, dessen Programm eine Verschmelzung von Stalinismus und revolutionärem chinesischen Nationalismus darstellte.

Volksfront

Auf internationaler Ebene führte der Aufstieg des nationalsozialistischen Deutschlands dazu, dass die Kommunistische Internationale die ultralinke Politik der Dritten Periode nunmehr ablehnte. Stattdessen übernahm Stalin die Volksfrontstrategie, d. h. eine Politik der Suche nach Bündnissen mit bürgerlichen Kräften auf der Grundlage einer Politik, die nicht mit deren Interessen kollidierte. Für Mao bestätigte diese Politik effektiv seine eigene. So ist seine Annahme der Volksfront in Form der „Zweiten Einheitsfront“ mit der Guomindang im Krieg gegen Japan kein Beweis für eine sklavische Unterordnung unter Moskau, sondern eher eine zufällige Übereinstimmung von Maos bevorzugter Strategie mit der von Stalin.

Mit dem Ausbruch des Krieges 1937 behielt Mao zwar seine eigene geografische Basis in Yenan bei, unterstellte seine Kräfte aber dennoch dem Gesamtkommando von Chiang Kai-shek. Dies nahm zwar die Form der von der KI in ihrer revolutionären Periode entwickelten Taktik der „antiimperialistischen Einheitsfront“ an, unterschied sich aber inhaltlich dadurch, dass Mao mitnichten die ArbeiterInnenklasse und die BäuerInnenschaft Chinas vor der unvermeidlichen Unzulänglichkeit von Chiangs Führung warnte und ihn stattdessen in den Himmel lobte. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass dies eher Naivität als zynisches Kalkül war oder dass Mao nicht immer Verrat von Chiang erwartete und die Absicht hatte, sich gegen ihn zu wenden, wenn die Zeit reif war. Der Fehler lag im Versäumnis, die ArbeiterInnenklasse und die BäuerInnenschaft vor der Notwendigkeit zu warnen, ihre eigenen Kampfkräfte zu entwickeln. Die Kombination von Maos Vertrauen in den Guerillakrieg und die politische Strategie der Volksfront brachte das Konzept des „Volkskriegs“ hervor, das zu einem zentralen Bestandteil des Maoismus werden sollte.

Der Block der vier Klassen beschränkte sich nicht auf den Krieg gegen Japan, sondern erstreckte sich auch auf das vorgeschlagene Regierungsprogramm der „Neuen Demokratie“ – das maoistische Äquivalent der „kapitalistischen“ Entwicklungsstufe, die im stalinistischen Etappe-Modell als notwendig vor der sozialistischen Revolution dargestellt wurde. Es wurde nie ein Zeitrahmen für die Dauer dieser Etappe definiert, aber es sollte angemerkt werden, dass das Modell für den „Sozialismus“, der folgen sollte, von der Sowjetunion geliefert wurde. Nach der Niederlage Japans hielt Mao an seiner Forderung nach einer Volksfrontregierung fest. Als Chiangs Verrat zu Spaltungen in der GMD führte, begrüßte Mao diejenigen, die sich von Chiang loslösten, als „nationale Bourgeoisie“. Dies ebnete den Weg zu einer Koalitionsregierung mit diesen dissidenten Elementen der GMD über ein Programm der kapitalistischen Entwicklung nach der „Befreiung“ von 1949, also einer Volksfrontregierung.

Fazit

Die Jahre bis 1949 einfach als die Periode der „Neuen Demokratie“ zu charakterisieren, verschleiert sowohl die dramatischen Ereignisse dieser Jahre als auch die Konsequenzen, die sie für den Charakter der chinesischen KP hatten, als sie schließlich an die Macht kam. Das Verhältnis zwischen der jungen Partei der frühen zwanziger Jahre und der sich schnell ändernden Politik der Kommunistischen Internationale führte nicht nur zu einer Niederlage, sondern zur physischen Vernichtung der meisten Parteikader und ihrer AnhängerInnen aus der ArbeiterInnenklasse.

Die Partei, die sich schließlich in Yenan etablierte und sich daran machte, den politischen und militärischen Apparat aufzubauen, der sie schließlich an die Macht bringen sollte, unterschied sich qualitativ von der Partei, die unter der irreführenden Leitung der Kommunistischen Internationale die Zweite Revolution von 1925-27 ausfocht und verlor.

Schon vor der endgültigen Niederlage von Chiang Kai-shek war die KP Chinas die Partei einer militärisch-bürokratischen Kaste. Obwohl ihre soziale Basis außerhalb der Städte lag, konnten sowohl ihr Volksfrontprogramm als auch ihre Organisationsstrukturen leicht Elemente des bestehenden bürgerlichen Staatsapparats assimilieren. Im Gegensatz dazu hatte sie fast keine Kontakte oder Wurzeln in der städtischen ArbeiterInnenklasse.

Die spätere Geschichte der Partei und Chinas haben wir an anderer Stelle behandelt. Anlässlich des hundertsten Jahrestags der Gründung dieser Partei ist der Ausgangspunkt für den Aufbau einer neuen Partei der ArbeiterInnenklasse, die nicht dem Großmachtstatus, sondern der internationalen Revolution verpflichtet ist, die Erkenntnis, dass die „Kommunistische Partei Chinas“ jetzt den Regierungsapparat einer imperialistischen Macht verkörpert.

Link zum Teil 1: https://arbeiterinnenmacht.de/2021/07/02/china-die-jahrhundertfeier-der-kommunistischen-partei/