Heile Welt – NI 181

hwHaHo, Neue Internationale 181, Juli/August 2013

Über 20 Jahre lang hatte man den Alptraum der Stasi für uns lebendig gehalten, um zu beweisen, dass einzig allein Mielkes schmierige Schnüffler die DDR zusammengehalten haben. Immer wieder wurde uns das gefährliche Bild des im Halbdunkel hockenden dumpfen Stasi-Büttels vor Augen geführt, der – umwabert von Wasserdampfwolken – heimlich Briefe öffnet. Und nun?! Der Überwachungswahn der Stasi erscheint geradezu als Witz gegenüber dem, was heute üblich ist.

Inzwischen hat sich die Technik nämlich weiterentwickelt, zum Wohle der Menschheit – und zur Freude der Geheimdienste. Ein Klick – und schon kann jeder x-beliebige Agent 008 15 Millionen Telefongespräche, Mails und SMS checken. Es ist ja bekannt, dass potentielle Attentäter vor jedem Anschlag exakte Angaben über Ort, Zeit, Menge des Sprengstoffs und Zahl der auf sie im Paradies wartenden Jungfrauen ins Netz stellen. Wer weiß, ob in Manhattan noch ein einziges Hochhaus stehen würde, wenn nicht CIA, FBI, NSA, ALDI u.a. Sicherheitsdienste auf der Hut bzw. auf dem Schlapphut wären. Ja, ganze Völkerscharen hören unsere Signale ab!

Doch wir sollten froh darüber sein! Stellt sich da nicht ein ganz neues Sicherheitsgefühl beim Bürger ein?! Bisher waren einzig die USA wirklich sicher (von den täglichen Amokläufen abgesehen). Doch zum Glück haben nun auch Briten und Franzosen ihren Abhörskandal und können sich endlich auch ganz sicher fühlen.

Nur wir Deutschen können weiter unsere schwer kranke Oma anrufen, ohne dass ein mitleidendes fremdes Ohr dabei ist. Kein Wunder, wenn Al Quaida, KGB, und Ali Baba hier Anschläge über Anschläge vorbereiten können. Bisher zogen ihre Aktivitäten ja die Berliner S-Bahn, Stuttgarts S21, den Hauptstadtflughafen BER und die Konjunkturaussichten in Mitleidenschaft. Ein Gerücht ist allerdings, dass sie auch für die schlechten Tarifabschlüsse verantwortlich wären. Dafür sind  allein die DGB-Spitzen zuständig.




Heile Welt – NI 180

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HaHo, Neue Internationale 180, Juni 2013

Wir haben es geahnt: Deutschland hat ein Promille-Problem – quer durch alle Klassen. Die einzige Volksfront, die je funktioniert hat. Die Oberschicht kann mit niedrigen Zahlen nicht umgehen. Der Adel ist sowieso verpflichtet. Die Mittelschicht trinkt nur zwischendurch. Und einige trösten sich mit ein paar Promille mehr im Wein über die mageren Prozente in den Umfragen hinweg, nicht wahr, Herr Brüderle?!

Unter 5 Prozent kommt niemand in den Bundestag. Und an die Tröge der Macht wollen ja alle. Obwohl wir bis dahin dachten, die Macht läge nicht in den Parlamentsreden, sondern in den Aufsichtsräten.

Wie man zumindest ins Gerede kommt, demonstriert gerade CSU-Verkehrsminister Ramsauer. Wahrscheinlich, um vom Berliner BER-Desaster abzulenken, das der forsche Bayer mit zu verantworten hat, kümmert er sich nun um die Prozente bei Radfahrern. Bekanntlich sorgen diese mit ihrer Vollrausch-Radlerei ja dafür, dass die Bevölkerungszahl in Deutschland ständig sinkt. Nun ist Deutschland Dank Ramsauer gerettet, weil die Lenker am Lenker nun nüchterner sein müssen als bisher.

Halt! Das ist total inkonsequent, ruft da die Linkspartei. Keine Kompromisse! Und radikal, wie sie nun eben ist, fordert sie: Null Promille für Radler! Das passt insofern, als die Politik der LINKEN ohnehin meist für Ernüchterung bei denen sorgt, die eher Rad als Porsche fahren.

Ernüchtert sind auch viele Gewerkschafter, wenn sie die Tarifabschlüsse sehen. Ein großer Schluck aus der Lohnpulle? Fehlanzeige! Da mag mancher denken: Wenn wir nicht flüssig sind, ist unsre Führung eigentlich überflüssig.

Doch Europa insgesamt ist flüssig. Die Reichen heulen Rotz und Wasser, weil sie – ganz überraschend feststellen, dass sie Steuern zahlen sollen. Für die Armen geht alles den Bach runter. Zeit, dass was in Fluss kommt! In diesem Sinne: Ob Uso, Portwein, Grappa oder Bier – Promillionen aller Länder vereinigt Euch!




Heile Welt – NI 179

hw

 

HaHo, Neue Internationale 179, Mai 2013

Uli Hoeneß ist ein Präsident mit Herz. Er sieht nicht nur seine Kicker ins Abseits rennen –  nein, er hat sich nun selbst dorthin begeben.

Und mit seiner Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung hat er quasi auch selber die Abseitsfahne gehoben. Darin zeigt sich der Uli erneut als ehrlicher, als großer Moralist, der auf Werte wert legt.

Leider hat er seine eigenen materiellen Werte nicht ganz korrekt angelegt. Statt dem Fiskus was abzugeben, hat sie der blau-weiße Bayer auf einem schwarzen Konto geparkt.

Doch wir sollten ihm vergeben, ihm, der so viel verdient – äh, Verdienste hat! Bei so vielen Millionen kann man schon Mal den Überblick verlieren, oder? Ganz anders als etwa die Kaisers-Kassiererin Emely, die wegen eines viele viele Cent schweren Pfandbons ihren Job verlor. Hier wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen: die Großen fängt man, um sie dann laufen zu lassen; die Kleinen müssen gar nicht mehr laufen, weil sie gleich fliegen.

Normalerweise müsste der arme Uli nun in eine Gefängniszelle, um dort auch eine ganz neue Bedeutung des Wortes „Strafraum“ kennenzulernen.

Doch wahrscheinlich gilt er wie die Banken als „systemrelevant“. Ja, der Uli hat Glück, denn im Fußball gibt es nur eine Auswechsel- und keine Strafbank wie beim Eishockey. So wird er wohl glimpflich davon kommen – zudem die deutsche Justiz momentan genug mit Verschiebung, nämlich der des NSU-Prozesses, zu tun hat.

Anlass dafür war ja, dass türkische Medien keinen Platz im Gerichtssaal bekommen hatten. Doch wen wundert´s? Ist der deutsche Staat doch bekanntlich auf dem rechten Auge blind, so dass man gar keinen genauen Überblick über die Bestuhlung im Saal haben kann.

Es ist eben eine Klassenjustiz, würde jetzt Uli frohlocken, eine Justiz für die höchste Spielklasse – sozusagen Champions League.