Von der Pandemie zur Weltwirtschaftskrise, Teil 1: Der drohende Zusammenbruch des Gesundheitssystems

Markus Lehner, Neue Internationale 245, April 2020

Die derzeitige Krise ist aus ökonomischer Sicht zunächst
eine gewaltige Belastungswelle, die die nationalen Gesundheitssysteme global in
sehr kurzen Abständen und mit enormem Tempo überrollt. Jedes Gesundheitswesen,
in welchem gesellschaftlichen System auch immer, wäre von der explosionsartigen
Verbreitung mit so wenig Vorwarnzeit vor große Herausforderungen gestellt. Im
gegenwärtigen Wirtschaftssystem trifft die Pandemie auf mehrfach überforderte
Strukturen. Sie trifft, wenn auch unterschiedlich, Zentren wie Peripherie.
Zugleich erweist sich die kapitalistische Ordnung als unfähig zur notwendigen
internationalen Reaktion – mit tödlichen Konsequenzen für wahrscheinlich
Millionen von Menschen.

Herausforderung und mögliche Antworten

Die Dramatik der Pandemie ergibt sich aus der exponentiellen
Kurve der Neuinfektion. Zu Beginn der Infektionsexplosion, mit einem Kern von
um die 100 Infizierten, werden Verdoppelungsraten von 2–3 Tagen erreicht. Bei
einer Verdopplung alle 2 Tage werden so aus 100 Infizierten schon nach 14 Tagen
mehr als 12.000. Das Problem stellt einerseits die unscheinbare Symptomatik zu
Beginn der Inkubation (etwa eine Woche lang) dar. In dieser Zeit können schon
2–3 andere Menschen infiziert werden. Dies macht die Eindämmung speziell in den
Frühphasen der Infektion schwierig und befördert die rasche Verbreitung des
Virus.

Andererseits ist der ausgelöste Krankheitsverlauf – einer
schweren Lungenentzündung ähnlich – 
die Herausforderung. Denn etwa 5–10 % der Erkrankten brauchen
intensivmedizinische Behandlung, wenn man sie vor dem Erstickungstod bewahren
will. Mit der exponentiellen Kurve der Neuinfektionen steigt also in gleichem
Tempo der Bedarf an den benötigten intensivmedizinischen Einheiten (ICU =
Intensive Care Units). Bei der erwähnten Verdopplungsrate lässt sich also
einfach ausrechnen, wann die Kapazität an ICUs eines Gesundheitssystems von der
Zahl der schwer Erkrankten überholt wird. Was dann passiert, konnte man aus den
Berichten von den Intensivstationen in Norditalien auf das Grausamste
mitverfolgen. Völlig überlastetes Personal, ohne genügend Gerätschaft, musste
bei Neueinlieferungen zur Selektion schreiten, bei wem sich überhaupt noch die
Verteilung der letzten freien ICUs lohnen würde.

Modelle

In Deutschland beispielsweise gab es vor der Krise 28.000 ICUs, die zu 70-80 % ausgelastet waren. Auch nach der Freimachung von Plätzen (z. B. durch Verschiebung von Operationen) wurde erst eine zusätzliche Kapazität für Infizierte von um die 8.000 ICUs erreicht. Bei einer Verdopplungsrate von 3 Tagen und einem Ausgangspunkt von 115 Infizierten am 1. März hätte man Ende März die Kapazitätsgrenze der Beatmungsplätze erreicht. Die Entscheidung, die daher bei allen Ländern (mit mehr oder weniger Verzögerung) anstand, war die Wahl zwischen den folgenden Modellen der Infektionsbekämpfung:

1. Das Modell der „Herdenimmunität“, in dem das Virus ohne
Gegenmaßnahmen sich ausbreitet. Dabei soll sich bei den Infizierten
natürlicherweise eine Immunität gegen das Virus herausbilden, während die
Risikogruppen isoliert werden. Da weder die Risikogruppen so klar abgrenzbar
sind noch ihre gezielte Isolation praktikabel ist, bedeutet dieses Modell im Wesentlichen,
dass eine große Welle von IntensivpatientInnen auf das Gesundheitssystem
zugerollt wäre. In der Konsequenz bedeutet diese Methode, den Tod aller
Fallzahlen oberhalb der ICU-Kapazitätsgrenze zu riskieren. Dies ist in der
Grafik mit der ausgefüllten Fläche oberhalb dieser Kapazitätsgrenze gemeint.

2. Die von den meisten Regierungen, angefangen mit der
chinesischen, angewendete Reaktion war eine mehr oder weniger konsequente
Kontaktreduzierung ihrer Bevölkerungen, um das Infektionsrisiko zu minimieren
und damit die Wachstumsrate der Neuinfektionen zu bremsen. Verschiedene Formen
von Einschränkungen des öffentlichen Lebens bis hin zur Quarantäne kritischer
Gebiete oder von Risikogruppen wurden angewandt. Dabei wird erhofft, dass die
Rate der gleichzeitig in Intensivstationen eingelieferten Patienten auf
genügend ICUs und Personal trifft – vor allem, da man Zeit gewonnen hat, diese
Kapazitäten auszubauen. Denn mit dem Modell „moderate Kontaktreduzierung“ wird
das Wachstum der Neuinfektion zwar eingebremst, aber die Infektionswelle
zugleich auf einen längeren Zeitraum von mindestens einem Jahr ausgedehnt.

Damit kann zwar ein Kollaps des Gesundheitssystems (wie wir
ihn in Italien gesehen haben) abgewendet werden, aber es wird immer noch eine
hohe Zahl von Toten geben, die jene normaler Grippewellen bei weitem
übersteigt. Bei diesem Modell wurde fast überall versucht, das Schließen nicht
lebensnotwendiger Unternehmen zu verhindern. Es wird auch versucht, die
geschlossenen Betriebe so schnell wie möglich wieder zum Produzieren zu
bringen. Mit der zu erwartenden vorschnellen Aufhebung der meisten Maßnahmen
zur Einschränkung der Produktion oder nicht essentieller Dienstleistungen wird
die Krise nach einer gewissen Pause wiederkehren.

Dies zu verhindern, würde ein drittes Modell erfordern: eine
restriktive Quarantäne-Politik, die auch sofort alle nicht lebenswichtigen
Arbeitsprozesse beendet hätte, verbunden mit einer genügenden Zahl von Tests,
um rasch die Infizierten für die Zeit ihrer Erkrankung zu isolieren. Dies wurde
ansatzweise in China und Südkorea so umgesetzt, wo im Vergleich zur
Bevölkerungszahl die Neuinfektionskurve sehr viel flacher gehalten werden
konnte.

Pandemien und die Pharmaindustrie

Die andere Seite der Bekämpfung von Covid-19 ist die medizinisch-pharmazeutische.
Obwohl corona-artige Viren durchaus schon lange bekannt sind und der jetzt im
Umlauf befindliche Virustyp bei Tieren schon identifiziert wurde, wurde
angesichts der bekannten Gefahr viel zu wenig in die vorbeugende Erforschung
von Impfstoffen und Therapiemöglichkeiten investiert. Dieses Forschungsgebiet
war für die Pharmaindustrie zu wenig Profit versprechend, als dass man die
dafür notwendigen Geldmittel investiert hätte. Ohne die Pharmamillionen waren
die staatlichen Labore, die an diesen Themen durchaus gearbeitet hatten, zu
gering finanziert, um heute mit praktikablen Lösungen parat zu stehen. Mit dem
Ausbruch der Pandemie hat nun ein unwürdiges Schauspiel um die Sicherung von
Patenten und Forschungseinrichtungen durch Regierungen und Konzerne eingesetzt,
das die notwendige, konzentrierte internationale Forschung durch mögliche
Geheimhaltung zu Profit- oder Staatsinteressen noch zusätzlich behindern würde.
Auch wenn ein großes Wettrennen um den ersten Platz bei Impfstoffen und Therapien
begonnen hat, wird so der übliche Entwicklungszyklus derselben von mindestens
einem Jahr kaum beschleunigt werden können – noch dazu, wo die Anforderungen an
Erprobung und unabhängige Tests gerade angesichts eben dieser Profitgier der
Konzerne auch hier nicht verkürzt werden darf.

Tatsächlich zählt das jetzt wirkende SARS-CoV-2-Virus zu
einer Familie von 40 corona-artigen Viren, die zumeist bei Tieren entdeckt
worden sind. Spätestens seit das SARS-CoV-Virus auf den Menschen übersprang und
SARS (Severe Acute Respiratory Syndrom; Schweres akutes Atemwegssyndrom)
ausgelöst hat, war mit weiteren solchen Übergängen, sogenannten Zoonosen, zu
rechnen. Dies verweist auf ein tiefer liegendes Problem: Schon immer waren die
Viehwirtschaft bzw. das zivilisationsbedingte Zusammenleben mit Tieren eine
Quelle verheerender Epidemien. So wurden die Pestbakterien von Ratten, die sich
unter bestimmten hygienischen Verhältnissen in den Städten ballten, über Flöhe
auf Menschen übertragen. Einige bekannte Zoonosen haben erhebliches
Seuchenpotential (z. B. Pocken, Tuberkulose, Ebola), andere sind
chronische Massenkrankheiten (z. B. Malaria). Mit der industriellen
Viehzucht und ihrem massiven Einsatz pharmazeutischer Produkte wurde der Kampf
mit solchen Mikroorganismen auf eine neue Stufenleiter gebracht. Bekanntlich
ist der massive Einsatz von Antibiotika in der Fleischproduktion eine Quelle
der Antibiotikaresistenz von Bakterien. Aber auch die chemischen Keulen gegen
virale Erkrankungen bei Nutztieren tragen zur raschen Mutation der
entsprechenden Viren und zur Tendenz des Wirtswechsels bei. Was genau die
Quelle der Zoonose beim jetzigen SARS-CoV-2-Virus war, ist noch umstritten.
Klar ist, dass nach den Erfahrungen mit dieser Pandemie international sowohl
die Frage des Umgangs mit Tieren (Viehwirtschaft, exotische Tiermärkte, Tiere
in unseren Müllbergen etc.), als auch die konzentrierte Forschung zur
Verhinderung von Zoonosen, nicht nur der Corona-Viren, ganz oben auf der
Tagesordnung stehen müssen.   

Die Grenzen des Kapitalismus werden aufgezeigt

Weiter stellt auch die medizintechnische Produktion unter
kapitalistischen Bedingungen ein Hindernis für die Lösung der derzeitigen
Herausforderungen des Gesundheitssystems dar. Sowohl in den imperialistischen
Ländern als auch in den Halbkolonien ist offensichtlich, dass für die
Bewältigung des Anstiegs an IntensivpatientInnen zu wenig Gerätschaft und
Material zu Verfügung stehen – in den imperialistischen Ländern wegen der
kaputtgesparten, privatisierten Krankenhausbetriebe, in den Halbkolonien wegen
der von vornherein fehlenden finanziellen Mittel. Man könnte meinen, dass bei
den modernen globalen Produktionskapazitäten die Einrichtungen zur Produktion
von Schutzkleidung, Masken oder ICUs rasch zur Verfügung stehen würden. Weit
gefehlt! Die Produktionsketten erwiesen sich einerseits durch die Ausfälle in
China und anderen asiatischen Ländern als unterbrochen, die Lagerkapazitäten in
Zeiten von Just-in-time-Produktion als sehr beschränkt.

Die Produktion der lebensnotwendigen ICU-Einheiten ist gar
auf wenige Unternehmen weltweit konzentriert, die erstmal für den Bedarf ihrer
eigenen Länder herangezogen wurden. So orderte die deutsche Bundesregierung
inzwischen insgesamt über 20.000 Einheiten bei den deutschen ProduzentInnen,
die bisher neben einem schwedischen die einzigen nennenswerten LieferantInnen
für den EU-Raum waren – womit deren Kapazität für die nächsten Monate
ausgelastet ist! Die britische Regierung, der diese Möglichkeiten fehlten, kam
gar auf die wahnwitzige Idee, AutomobilherstellerInnen Anleitungen aus dem
Internet zum Bau solcher Einheiten zu senden. Tatsächlich haben verschiedene
Regierungen begonnen, die medizintechnische Produktion praktisch zu
nationalisieren. Es werden staatlich geplante oder koordinierte Produktionscluster
gebildet, die jetzt für den Bedarf der „eigenen“ Gesundheitseinrichtungen zu
produzieren haben, von Schutzkleidung, Desinfektionsmitteln, Beatmungsgeräten
bis hin zu Testkits.

Schließlich kommen noch die Begrenztheiten der
Krankenhausbetriebe selbst. Nicht nur an Material und Gerätschaft fehlt es,
sondern natürlich besonders an ausgebildetem Personal. Alle Kämpfe um eine
Erhöhung von Personalschlüsseln, um angemessene Arbeitsbedingungen und
Bezahlung wurden auch in Deutschland in den letzten Jahren auf Grund der
Kostendeckelung von der Finanzierungsseite (Krankenkassen) und den
Profitinteressen der privaten EignerInnen der Krankenhauskonzerne
hintertrieben. In Konsequenz stehen in der akuten Krise der exponentiell
ansteigenden Patientenzahlen jetzt die Krankenhäuser mit einer schon an sich
ausgedünnten und überbeanspruchten Zahl an Beschäftigten da. Die nunmehr
entwickelten Notpläne müssen in gerade „nicht so wichtigen“ Bereichen extreme
Lücken schlagen, um bei Anstieg der Fallzahlen das Intensivpersonal aufbauen zu
können. Verzweifelt wird jetzt alles mögliche Personal, z. B. aus der
Rente zurückgeholt, oder werden Auszubildende und StudentInnen vorzeitig „an
die Front“ geschickt.

Notpläne und Kapitalinteressen

Während die Krankenhäuser in der Krise praktisch über
staatlich koordinierte Notfallpläne quasi-verstaatlicht werden, wird ihre
privatkapitalistische Form nicht angerührt. Nichts drückt dies deutlicher aus
als die Tatsache, dass aus den Rettungsmilliarden für die deutsche Wirtschaft,
die im Nachtragshaushalt der Bundesregierung verabschiedet wurden, der für den
Gesundheitsbereich vorgesehene Teil vor allem zur Kompensation des „entgangenen
Geschäfts“ der privaten Krankenhauskonzerne verwendet wird – nicht etwa zur
wesentlichen Verbesserung der Lage derjenigen, die jetzt um unser aller Leben
kämpfen!

Eines ist klar: die gegenwärtige Überlastung des
Gesundheits- und Pflegesystems ist keine kurzfristige Ausnahmesituation, die in
wenigen Wochen wieder vorbei ist. Die „Flatten the curve“-Strategie ist ein
Weg, den Zusammenbruch des Systems zu vermeiden, führt aber auch dazu, dass
sich die Epidemie lange hinzieht und das System mehrere Monate in hoher Last
beansprucht wird. Wahrscheinlich werden die Interessen in Industrie- und
Dienstleistungswirtschaft auf eine rasche Rückkehr zur „Normalität“ drängen.
Dies wird mit Teilquarantänen (für „Risikogruppen“), extensiven Systemen von
Massentests und weiteren repressiv überwachten
„Kontaktvermeidungs“-Vorschriften verbunden sein. All dies wird aber neuerliche
Anstiege von Infektionen nicht verhindern, bis die vielbeschworene etwa
70 % „Durchseuchung“ der Bevölkerung erreicht ist (womit ein Ausmaß an
Immunität erreicht ist, das eine weitere Verbreitung des Virus in seiner
jetzigen Form verhindert – was nicht ausschließt, dass zu einem späteren
Zeitpunkt eine neue Variante diese Immunität wieder überwindet).

Wer zahlt

Jedenfalls wird das Gesundheitssystem sicherlich bis Ende
diesen Jahres, neben seinen sonstigen Problemen, mit dieser besonderen Überlast
zu kämpfen haben. So hat die deutsche Bundesregierung in ihrem „Nothaushalt“
nicht nur Milliarden für die akuten Kosten vorgesehen (z. B. 50.000 Euro
pro neu eingerichtetem Intensivbett), sondern auch den „Sicherstellungsauftrag“
des Krankenhausbetriebs praktisch bis Ende des Jahres in die öffentliche Hand
übertragen. Die Finanzierung läuft über Milliardenzuschüsse an die gesetzlichen
Krankenkassen, die Steuerung jedoch über die staatliche Koordination, der die
Krankenhäuser für den Notfallbetrieb Räumlichkeiten, Personal und Gerätschaft
zur Verfügung stellen müssen.

Weitere Kosten entstehen natürlich durch den starken
Wiederausbau der Gesundheitsämter, die vor der Krise stark zusammengekürzt
waren, jetzt aber als zentrale Organisation für die Seuchenbekämpfung in kurzer
Zeit mit hohen Kosten wieder hochgefahren werden müssen. Schließlich wird auch
der Ausbau der Massentestinfrastruktur zu hohen staatlichen Investitionen
führen, sowohl im Labor- als auch im Bereich der ärztlichen Versorgung. Rechnet
man, dass in den reichen Nationen die Gesundheitsausgaben schon in Normalzeiten
und trotz der Kürzungen der letzten Jahre um die 10 % des
Nationaleinkommens ausmachen, ist klar, dass schon eine Steigerung der Kosten
um 20–30 % im Gesundheitssystem, wie sie jetzt wahrscheinlich ist, einige
Wachstumsprozente im GDP kostet. Man braucht kein/e ProphetIn zu sein, dass die
Regierenden die „solidarische“ Finanzierung der Mehrkosten vor allem über
Massensteuern und Kassenbeiträge einzutreiben versuchen werden.

Halbkolonien

Klar ist auch, dass die Gesundheitssysteme in den
Halbkolonien noch um ein Vielfaches mehr von der Krise überfordert sind. Im
Durchschnitt wurden dort im Gefolge der imperialistischen Nicht-Entwicklung
bzw. der von den Verhältnissen am Weltmarkt geforderten Prioritäten nicht
einmal 5 % des Nationaleinkommens in die Gesundheitssysteme investiert.
Dahinter verbergen sich durchaus große Unterschiede im Grad der neo-kolonialen
Vernachlässigung. In Bezug auf die ICUs z. B. hat Brasilien in etwa so
viele Geräte wie Deutschland, bei einer fast dreimal so großen Bevölkerung –
und natürlich nicht die Möglichkeiten zum Kapazitätsausbau, der in letzterem
zur Verfügung steht. Pakistan dagegen, mit auch weit über 200 Millionen
EinwohnerInnen, steht mit gerade einmal 10 % der deutschen Kapazität der
gerade stark ausbrechenden Epidemie hilflos gegenüber. In afrikanischen Ländern
wie Uganda steht gerade einmal 1 % der deutschen Kapazität zur Verfügung.
Natürlich spricht die Demographie dieser Länder für eine schnellere „Herdenimmunität“.
Aber die dichtgedrängte Lebensweise in den Ballungszentren macht den raschen
Anstieg der Infektionsraten sehr wahrscheinlich. Die geringe Kapazität der
Gesundheitssysteme wird die Kurve der Epidemie-Entwicklung daher stark in den
Bereich der „Herden-Immunitätsstrategie“ verschieben – mit wahrscheinlich
Millionen von Toten. Aufgrund der sehr viel schärfer zu erwartenden
Wirtschaftskrise im Gefolge wird dieses Gesundheitsproblem noch durch
Unterernährung und weitere Seuchen (z. B. Tuberkulose) verschärft werden.

Die Corona-Gefahr bedroht also Millionen Menschenleben. Zugleich erweist sich das kapitalistische System als unfähig, der Pandemie Herr zu werden. Im Gegenteil. Sie wirkt selbst wie ein Katalysator auf die krisenhafte Entwicklung der Weltwirtschaft, mit der wir uns im 2. Teil des Artikels beschäftigen werden.