Weltwirtschaft vor einer Rezession

Jürgen Roth, Neue Internationale 141, Oktober 2019

Die neuesten Zahlen schrecken auf. Die
kapitalistische Weltwirtschaft steuert auf eine Krise zu. Im verarbeitenden
Gewerbe ist sie bereits ausgebrochen.

Verarbeitendes Gewerbe im Sinkflug

Die Zahlen vom September bringen es an den Tag.
Der Geschäftsmanagerindex (PMI) im verarbeitenden Gewerbe – dazu gehören z. B.
Industrie, Baugewerbe und Handwerk – ist in den größeren Nationalökonomien
unter 50 gefallen. Diese Marke gilt als Schwelle zwischen Expansion und Kontraktion.
Der PMI gilt als ein ziemlich verlässlicher Indikator für den aktuellen Output.

In der Eurozone fiel er auf das niedrigste
Niveau seit der Euroschuldenkrise 2012. In Deutschland steht es am niedrigsten
bei fast 40. Japan macht ähnliches durch. Die Zentralbank des Landes
registrierte im 3. Quartal das niedrigste Level für die Großbetriebe in mehr
als 6 Jahren und fürs gesamte Fertigungsgewerbe liegt er auf Höhe der
Mini-Rezession von 2016. Der Markit-PMI für den entsprechenden US-Sektor liegt
bei knapp über 50 und damit niedriger als 2016. Sein Pendant ISM fiel auf die
Tiefe der Großen Rezession von 2009. Britannien befindet sich laut Boris
Johnson seit Monaten „im Graben“. Auch in Kanada liegt der PMI unter 50.

Auch „kleinere“ Volkswirtschaften erleben
Quartalsabstürze: Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Polen, Russland, Singapur,
Südafrika, Schweden, Schweiz, Türkei, Taiwan. Folgende Länder verzeichnen sogar
einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahresquartal: Australien, Brasilien,
Britannien, Chile, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan,
Niederlande, Portugal, Südkorea, Türkei, USA. Auch die beiden am schnellsten
wachsenden großen Ökonomien – China und Indien – erleben die geringsten
BIP-Wachstumsraten seit über einem Jahrzehnt. Ihr Fertigungssektor-PMI liegt
knapp über 50.

Der Absturz des verarbeitenden Gewerbes ist
teils Resultat nachlassender Investitionstätigkeit, teils des sich
verschärfenden Handelskonflikts zwischen China und den USA. Letzterer diente
als Auslöser der Rezession, doch der Welthandel verlangsamte sich schon zuvor
und führte z. B. in Argentinien und der Türkei zu einem Produktionskollaps,
Abzug ausländischer Investitionen und Währungsverfall. Die Türkei steckt mitten
in einer tiefen allgemeinen Rezession. Argentinien kann seine riesige
Auslandsschuld nicht mehr bedienen.

Ansteckende Krankheit?

Doch das verarbeitende Gewerbe, auf das sich die
Rezession in anderen Staaten bisher beschränkt, macht nur 10-40 % der meisten
Volkswirtschaften aus. Der Dienstleistungsbereich – dazu gehören Handel,
Finanz- und Geschäftsservice, Versicherungen, Banken, Immobilien, Tourismus –
hält noch den Kopf über Wasser. Darum verzeichnet z. B. Griechenland
mittlerweile ein bescheidenes BIP-Wachstum von 2 %. Dies ist allerdings mager
nach einer Schrumpfung von 25 % durch die Eurokrise. Man vergleiche diesen
schwachen Aufschwung mit den USA, die 5 Jahre nach der Talsohle der Großen
Depression 1933 ein um 35 % höheres Pro-Kopf-BIP einfuhren oder mit
Argentinien. Dort stand es 5 Jahre nach dem Zusammenbruch bei 45 % Plus.
Griechenland muss sich mit 6 % begnügen und wird in diesem Tempo seinen
Vorkrisenstand erst 2033 wieder erreichen. Dies auch nur, falls der
Dienstleistungssektor nicht von der Rezession im verarbeitenden Gewerbe
angesteckt wird!

Da dieser in der Regel von der Fertigung
abhängt, ist seine Immunität unwahrscheinlich. Das Überschwappen in eine
verallgemeinerte Konjunkturkrise erfolgt fast immer. Zudem ist die Industrie
Kern aller Nationalökonomien, weil hier der Mehrwert erzeugt wird, der in
andere Branchen umverteilt wird. Sie stellt also den Dreh- und Angelpunkt der
gesamtwirtschaftlichen Profitabilität dar.

Profitentwicklung

AnalystInnen von JP Morgan (JPM) haben vor
kurzem bislang noch nicht veröffentlichte Zahlen über die Entwicklung der
globalen Profite erhoben. Demnach stagnierten diese im 2. Quartal 2019. Jeder
der 10 Sektoren des Gesamtmarktes wies ein stark verlangsamtes Profitwachstum
auf. Die Hälfte sah einen Rückgang im Jahresvergleich (besonders
Zwischenprodukte, Telekommunikation). JPM zieht den für MarxistInnen nicht
überraschenden Schluss, der Rückgang des globalen Wirtschaftswachstums im
letzten Jahr falle mit einer ebenso bemerkenswerten Delle in der
Firmenprofitabilität zusammen. Noch ist die Stagnation bzw. Verlangsamung nicht
so deutlich wie 2016, 2001-2002 oder gar 2009, doch läuft die Entwicklung
darauf hinaus. Die Lohnkosten werden nicht durch gesteigerten Output in Werten
kompensiert, die Mehrwertrate sinkt. Diese Profitklemme ist laut Marx
„Sturmvogel“, Frühwarnzeichen eines Konjunktureinbruchs. JPM tröstet sich und
ihre Klientel mit dem Gedanken, zunehmendes Produktivitätswachstum werde diese
Schere wieder öffnen. Das hängt aber von einer Zunahme der Investitionen ab.
Nach der Großen Rezession erleben wir jedoch das genaue Gegenteil!

Die Firmen des S&P 500 in den USA, dem
Kernstück der Weltwirtschaft, mussten bereits im 1. und 2. Quartal 2019
Umsatzeinbußen melden (Q1: -0,3 %; Q2: -2,8 %). Kleine und mittlere Betriebe
litten unter den größten Gewinneinbrüchen. Selbst der Technologie-Sektor, wo
die Vorzeigestücke der US-Wirtschaft wie Apple, Amazon, Google, Netflix,
Microsoft und Facebook vertreten sind, klagte über Rückgänge (Umsatz -11,9 %;
Gewinn: -1,1 %). Auffällig ist auch die Scheidung zwischen Bereichen, wo die
Arbeitsproduktivität steigt (IT-gestützte Fertigung, Großhandel) und wo sie
stagniert (Transport, Bau, Gesundheitswesen, Bildung).

Die Mittel zur Konjunkturankurbelung der letzten
Jahre stoßen zudem an ihre Grenzen, ja könnten die Krise sogar verschärfen. In
Erwartung niedriger Zinsen und Beibehaltung der Zentralbankpolitik der
Bereitstellung billigen Geldes für die Geschäftsbanken durch Aufkauf „fauler“
Papiere (Quantitative Easing; QE) boomte der Aktienmarkt weiter. Doch gedeckt
durch Profite ist dieser Hype nicht. 83 % der neu emittierter Aktien verhießen
negative Erträge. Mittels unorthodoxen – die orthodoxe ist Leitzinssenkung –
QEs glaubt der monetärpolitische Mainstream die Volkswirtschaften ankurbeln zu
können, indem die Zentralbanken die Geschäftsbanken durch Aufkauf ihrer wenig
Gewinn oder Verluste versprechenden Wertpapiere mit Liquidität ausstatten in
der Annahme, diese als billige Kredite an deren KundInnen auszureichen, dass
diese dann investieren würden.

US-Wirtschaft

Am 26.7. erschienen die Zahlen der US-Wirtschaft
für das 2. Quartal 2019. Das BIP war um nur noch 2,1 % gewachsen (Q1: 3,1 %).
Das Jahresplus verlangsamte sich ebenfalls (Q1: 2,7 %; Q2: 2,3 %). Trumps
Körperschafts- und Einkommensteuerpolitik scheint ihren Zenit überschritten zu
haben. Die USA sind wieder auf ihren 10-Jahresdurchschnitt gesunken mit
Aussicht auf weiteren Tiefflug. Hauptfaktoren dafür sind: schwache
Investitionstätigkeit und Abnahme der Nettoexporte. Der Handelskonflikt mit
China fordert seinen Tribut. Erstmals seit Q1 2016 fielen die
Geschäftsinvestitionen (-0,6 %). Ironischerweise fielen die in Strukturen mit
10,6 % weit drastischer. Gerade sie sollten doch durch Trumps
Steuersenkungsprogramm gefördert werden!

Der interessanteste Teil des BIP-Reports war
aber die Revision der Zahlen der vergangenen 3 Jahre. Das BIP nahm 2018 im
Jahresvergleich im 4. Quartal nur um 2,5 % zu. Statt der zuvor für die letzten
3 Jahre vermuteten Gewinnzunahmen der Firmen von 20 % stellte sich heraus, dass
diese sogar unter den Stand von 2014 gesunken waren. Im 3. und 4. Quartal 2018
hatten sie vor und nach Steuern abgenommen. Die Profite außerhalb des
Finanzsektors waren in den letzten 5 Jahren rückläufig. Trumps Steuersenkungen
haben also lediglich spekulative bzw. fiktive Profite in Finanzanlagen stark
aufgepäppelt.

Wichtig ist der Zusammenhang zwischen Profiten
und Investitionen: Letztere folgen der Profitkurve mit etwa einem Jahr
Verzögerung, so zuletzt 2016. Jetzt scheint es so, als ob Gewinne in
unproduktiven Sektoren wie Finanzanlagen und Immobilien (ca. 25 % aller
Firmenerträge) in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Großen und Ganzen
stagnierten diese im letzten Jahr. Sollten sie ebenso wie die in produktiven
Branchen fallen, könnte im nächsten Jahr ein Kurssturz an den Börsen folgen.

Weitere Parameter neben Profit- und
Investitionskurven deuten ebenfalls auf eine innerhalb eines Jahres eintretende
allgemeine Konjunkturflaute hin. So erleben wir in den USA eine Umkehr der
Erträge bei Wertpapieren seit Mai 2019.

Ein weiterer Frühindikator ist der Preis von
Metallen, insbes. Kupfer. In der Mini-Rezession 2016 stand er auf 200
US-Dollar/lb. (= 454 g), 2009 bei 150, Anfang 2018 bei 320, jetzt ist er auf
250 US-Dollar zurückgefallen. Dieses Metall wird praktisch in allen
Industriezweigen eingesetzt. Sein Fall spiegelt deren nachlassende
Produktionstätigkeit.

Die Unwirksamkeit kapitalistischer
Konjunkturalchemie

So nimmt es nicht wunder, dass Trump und der
Chef der Fed (US-Notenbank), Jay Powell, aneinandergeraten. Trump fordert, die
Fed solle die Leitzinsen weiter senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das
Komitee für Monetärpolitik ist selbst gespalten. Trumps WidersacherInnen sorgen
sich, dass ein zu niedriger Zinsfuß eine Kreditblase anheizt, die unweigerlich
mit großem Knall platzen muss. Zudem, betonen sie, können globale Schocks wie
ein Handelskrieg nicht mit Geldpolitik bekämpft werden.

Andere mahnten, der Einfluss der US-Notenbank
und des Dollars auf schwächere Volkswirtschaften sei so riesig, dass kleinere
Zentralbanken überhaupt nichts monetärpolitisch ausrichten könnten, ohne alles
nur schlimmer zu gestalten. Der Ex-Chef der Bank von England, Mark Carney,
schlug ein Ende der Dollarvorherrschaft auf Finanz- und Warenmärkten vor. Die
USA stemmten nur 10 % des Welthandels und 15 % des Welt-BIP, aber die Hälfte
der Handelsrechnungen und 2/3 aller Versicherungen würden in US-Währung
abgewickelt.

Orthodoxe (Niedrigzinsen) und unorthodoxe (QE)
Mainstreamkonjunkturpolitik liegen sich mit den (Post-)KeynesianerInnen und
AnhängerInnen der modernen Monetärtheorie (MMT) in den Haaren. Letztere
betonen, dass die großen Volkswirtschaften in säkularer Stagnation verweilten
trotz der Rezepte ihrer neoklassischen KontrahentInnen. Darum müsse der Fiskus
ran. Der Staatshaushalt soll sich verschulden und dadurch den Zusammenbruch der
Nachfrage aufhalten. Die AnhängerInnen der MMT favorisieren ein Anwerfen der
Notenpresse ohne Deckung durch Ausgabe von Staatsanleihen.

Beider Grundannahme ist jedoch falsch. Schuld an
der Wirtschaftskrise ist nicht eine schwache Gesamtnachfrage. Die
Haushaltsnachfrage in den meisten Nationalökonomien ist relativ stark. Menschen
geben sogar mehr Geld für Konsum aus, z. T. durch billige Kredite gefördert. Es
ist vielmehr der andere Teil der Nachfrage, die Investitionen ins Geschäft, der
zusehends nachlässt. Doch dafür ist die sinkende Profitabilität verantwortlich,
nicht sinkende Endverbraucherausgaben! Daran können die Verbilligung des
Kredites, Steuergeschenke für die Reichen und Superreichen ebenso wenig ändern
wie Konjunkturprogramme (siehe Japan in den letzten Jahrzehnten).

BRD-Wirtschaft auf der Kippe

Schon heute drückt sich das Problem der
kapitalistischen Weltwirtschaft vielmehr darin aus, dass immer größere Massen
von Kapital nach profitträchtiger Anlage suchen. Inflationsbereinigt bringen
weltweit 25 Billionen US-Dollar keine Rendite mehr. Senkt die Fed ihre
Leitzinsen weiter, dürfte diese Summe auf 30 Billionen steigen.

Sichere risikolose Erträge gibt es also
heutzutage nicht mehr. Mit ihrer Politik zur Stützung der jeweiligen nationalen
Kapitale oder ihres Wirtschaftsblocks versuchen die Zentralbanken, die Risiken
der Einzelkapitale zu reduzieren, was notwendigerweise dazu führt, Anreize für
Geld zu schaffen, in riskantere Anlagen zu gehen. Als solche gilt vorzugsweise
die sog. Realwirtschaft, weil sie die geringsten Renditen abwirft und am Beginn
einer Rezession steht. Das ist auch der Hintergedanke bei Spekulationen der
Europäischen Zentralbank (EZB) um weitere Leitzinssenkungen.
Risikoinvestitionen werden aber v. a. in Aktien getätigt. Selbst China hält
sein (nachlassendes) Wachstum nur durch massive staatliche Kredithilfen
aufrecht. Sein größtes Konjunkturprogramm der Menschheitsgeschichte 2009
katapultierte die Gesamtverschuldung von Staat, Privatleuten und Unternehmen
von 164 % seines BIP (2008) auf 271 %.

Der deutschen Konjunktur haben alle
geldpolitischen Maßnahmen der EU nichts genützt und werden es auch weiterhin
nicht. Ein Ende der Erholung am Arbeitsmarkt ist in Sicht.
Bundesarbeitsminister Heil (SPD) bastelt bereits an einem „Gute Arbeit von
morgen“-Gesetz zur Erleichterung und Umgestaltung von Kurzarbeit.

Exportindustrie

Die Exportindustrie befindet sich in einer
Rezession. Innerhalb weniger Monate wurden die Wachstumsprognosen von über 2
auf 0,7 % gesenkt. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet für 2019 nur noch
mit einem BIP-Plus von 0,5 %. Im Herbst 2018 waren es noch 1,8 %. Zum
Vergleich: 2018 wuchs die Wirtschaft um 1,5 %. Bereits im 3. Quartal 2018 war
das BIP um 0,2 % gesunken, ohne dass es damals schon zu einer Rezession
gekommen wäre. Von dieser spricht man erst, wenn die Wirtschaft in 2 Quartalen
in Folge abnimmt.

Im Juli schrumpfte das verarbeitende Gewerbe so
stark wie seit 7 Jahren nicht mehr. Laut Konjunkturindikator des
gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK)
lag das Rezessionsrisiko im Juli noch bei 36,6 %, Mitte August bereits bei 43
%. Vom 1. zum 2. Quartal 2019 schrumpfte das bundesdeutsche BIP um 0,1 %.
Anfang dieses Jahres stieg es noch um 0,4 %. Die Aktienkurse dagegen befinden
sich in anhaltendem Höhenflug.

Der Handelskrieg, dem voreilig die Schuld für
die Misere in die Schuhe geschoben wird, ist eher ein Zusatzrisiko als
eigentliche Ursuche der Konjunktur abdämpfung. Bislang ist er noch gar nicht
voll ausgebrochen. Die Autoabsatzmärkte wachsen kaum noch, auch nicht in China.
Gleichzeitig wird die Branche durch E-Mobilität und autonomes Fahren
umgekrempelt. Aus dieser Gemengelage – Absatzeinbruch und unsichere
Rentabilitätszukunft – resultiert der Handelskrieg, wo sowohl um Absatzmärkte
wie um technologische Führerschaft (Elektromobilität, Plattformunternehmen,
Daten, Telekommunikation) gekämpft wird. Mit Investitionskontrollen,
Exportbeschränkungen und dem Schutz geistigen Eigentums (Patente) wird darum
gestritten, wo die Zukunftstechnologien angesiedelt sein werden.

Vor diesem Hintergrund droht der BRD-Industrie
auf die Füße zu fallen, was lange als ihr Erfolgsmodell galt: ihre massive
Orientierung auf den Export. Die Autoexporte waren in den ersten 7 Monaten um
14 % rückläufig. Zusätzlich stecken Autoindustrie und Banken in einem tiefen
Strukturwandel. Klar ist auch, die drohenden Verwerfungen und die Unsicherheit
im Zusammenhang mit dem Brexit wirken sich dämpfend auf die Exporte ins
Vereinigte Königreich aus. Auch die Nachfrage aus Italien hat spürbar
nachgelassen – ein/e SchelmIn, wer dabei an die dortigen politischen
Turbulenzen denkt?

Kampf gegen kommende Krise

Im Baugewerbe, bei den Dienstleistungen und im
Einzelhandel läuft es derzeit noch recht gut, doch in der Industrie dafür umso
schlechter. Der Maschinenbau meldet für das 1. Halbjahr 2019 einen
Auftragsrückgang um 9 % gegenüber dem Vorjahrszeitraum und rechnet schon für
2019 mit 2 % Produktionsrückgang, was es seit der Großen Rezession und Finanzkrise
nicht gab. Ähnliches gilt für die Chemieindustrie. BASF will weltweit 6.000
Stellen abbauen, die Hälfte davon in der BRD. Die Deutsche Bank hat das Aus für
Tausende Jobs angekündigt. Abbaupläne im vierstelligen Bereich gibt es auch bei
Bayer, Ford, Siemens, Thyssen-Krupp und VW.

Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit – letztere wohl
verbunden mit Umschulungszwang, wo es doch eine strukturelle Komponente in der
kommenden Rezession geben wird (Banken, Automobil) – drohen drastisch
zuzunehmen. Die Gewerkschaften setzen jedoch weiter auf Sozialpartnerschaft.
Diesmal heißt die Verpackung „Zukunftstarifverträge“. Angesichts  der kommenden Rezession in Deutschland
und weltweit stecken sie den Kopf in den Sand.

Nach der Großen Rezession 2009 und den Kosten
für die Rettungsprogramme von Großkapital und Weltwirtschaft sind die Reserven
der kapitalistischen Staaten und Regierungen zur Gegensteuerung viel geringer,
wenn nicht erschöpft. Die Krise wird außerdem die Konkurrenz weiter verschärfen
– und macht damit eine global koordinierte Politik der Großmächte fast
unmöglich. Wahrscheinlich ist vielmehr die Verschärfung des Kampfes um die
Neuaufteilung der Welt, um die Kosten der Krise auf die jeweilige Konkurrenz
abzuwälzen.

Ganz sicher wird die nächste Rezession die ArbeiterInnenklasse,
die Bauern- und BäuerInnen, die Massen in den vom Imperialismus beherrschten
Ländern treffen. Umweltzerstörung und Kriegsgefahr werden ebenfalls steigen.

Die ArbeiterInnenbewegung muss der Bourgeoisie
ihr eigenes Anti-Krisenprogramm entgegenhalten, den Kampf gegen alle
Entlassungen, die Verkürzung der Arbeitszeit und Aufteilung der Arbeit auf
alle, die Enteignung der Banken und Konzerne und einen Plan nützlicher,
sinnvoller sozialer und ökologischer öffentlicher Beschäftigungsmaßnahmen zu Tariflöhnen
und unter ArbeiterInnenkontrolle.

Vor allem aber bracht sie eine Politik des
Klassenkampfes, von Demonstrationen, Besetzungen, politischen Massenstreiks in
den einzelnen Branchen und Ländern. Vor allem aber müssen die Aktionen von
Beginn an international koordiniert stattfinden. Im Kampf gegen eine globale
Krise hilft nicht der Schulterschluss mit dem „nationalen“ Kapital, sondern nur
Internationalismus!