Vorwort

Redaktion Revolutionärer Marxismus, Oktober 2014

2014 häufen sich die internationalen Krisen und Konflikte derart, dass auch in der bürgerlichen Öffentlichkeit von einer „Welt aus den Fugen“ die Rede ist. Die Erschütterungen der Wirtschaftskrise von 2008/2009 waren in Folge begleitet von Krisenpolitik, Revolutionen, Konterrevolutionen und dem Aufstieg neuer Mächte. Eine neue Periode in den internationalen ökonomischen und politischen Entwicklungen des imperialistischen Kapitalismus hat begonnen.

Die Bezüge zwischen dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren und der gegenwärtigen Krisenperiode sind denn auch zentrales Thema dieser Ausgabe des „Revolutionären Marxismus“. In dem Artikel „100 Jahre Erster Weltkrieg – Am mörderischen Grund der Weltordnung des Kapitals“ geht es denn auch um den grundlegenden Charakter dieses Krieges als imperialistischer Krieg – einem Krieg, der wesentlich verknüpft ist mit dem Kampf um die Aufteilung der Welt zwischen einer kleinen Zahl von Weltmächten im Interesse großer Finanz- und Monopolkapitale, daher auch aufs innigste mit sozialen und nationalen Widersprüchen, die ihn letztlich verbinden mit einer Kette von Regionalkonflikten, Bürgerkriegen und Revolutionen. Aus dieser Analyse ergibt sich die revolutionäre Strategie gegen imperialistische Kriegspolitik, wie sie Lenin und die Dritte Internationale während und nach dem Krieg entwickelt haben und deren Eckpunkte gerade auch heute wieder für SozialistInnen Orientierungspunkt sind.

Die gegenwärtigen Krisenentwicklungen und ihre politischen Verwerfungen werden in einem Artikel zur Weltlage zusammengefasst und für einzelne Regionen genauer behandelt. Der Maidan-Umsturz und der folgende Bürgerkrieg in der Ukraine haben die Linke vor entscheidende Fragen in Bezug auf ihre Stellung zu den in dieser Periode auftretenden neuen Fragen gestellt – in einem Artikel behandeln wir die Antworten einiger wichtiger linker Organisationen auf diese Herausforderung. Nachdem wir uns schon früher mit dem Aufstieg Chinas in der Krisenperiode beschäftigt haben, ist in diesem RM der Wiederaufstieg Russlands zur imperialistischen Großmacht Thema – offenbar wesentlich, um den gegenwärtig neu heraufziehenden kalten Krieg auf Weltebene zu verstehen. Außerdem behandeln wir in diesem RM auch die sich fortsetzende krisenhafte Entwicklung in der Europäischen Union, als einem der zentralen Akteure auf der imperialistischen Bühne. Schließlich setzen wir uns auch mit der Region auseinander, in der sich die Konflikte derzeit am heftigsten äußern: dem Nahen und Mittleren Osten.