Kämpferinnen für die Frauenbefreiung: Angela Davis

Frauenzeitung Arbeitermacht/REVOLUTION, März 2014

Schon in ihrer Jugend war Angela Davis (Geb. 26.1.1944) in der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung aktiv und wurde mit dem US-Rassismus des Klu Klux Klans schon früh in ihrer Heimat Birmingham konfrontiert, so z.B. mit dem Brandanschlag auf eine baptistische Kirche 1963. Danach studierte Angela Davis auch einige Jahre in Frankfurt a.M. Philosophie und Soziologie, war Mitglied des SDS und protestierte gegen den Vietnamkrieg.

1967 kehrte Angela Davis in die USA zurück, war kurze Zeit Mitglied der Black Panther Party und sehr aktiv bei der Unterstützung der politischen Gefangenen. Bei einem Fluchtversuch eines Inhaftierten wurde ihr Unterstützung einer terroristischen Aktion vorgeworfen und sie musste selbst zwei Jahre ins Gefängnis, teilweise wurde die Drohkulisse der Todesstrafe gegen sie aufgebaut. International erregte ihre Inhaftierung viel Aufsehen und aus den Ostblockstaaten und der radikalen Linken Westeuropas gab es große Solidaritätsaktionen, wie „eine Million Rosen für Angela“. Danach näherte sich Angela Davis der stalinistischen KP der USA an und wurde eine bekannte Aktivistin, die auch zweimal als Vize-Präsidentschaftskandidatin für die Partei antrat. Anfang der 1990er trat sie aus der Partei aus und gründete mit anderen (z.B. dem Sänger Pete Seeger) das Commitee for Correspondence for Democracy and Socialism.

Heute ist Angela Davis emeritierte Professorin der University of California in Santa Cruz für Feminismus und Geschichte des Bewusstseins. Sie war auch bei Occupy-Protesten aktiv und beteiligte sich bei deren größter Aktion, dem Generalstreik in Oakland.

Der Name Angela Davis steht auch heute für den Kampf für die Rechte der politischen Gefangenen und für eine mutige Aktivistin gegen den US-Imperialismus.




Frauen in Pakistan – Die vielfache Unterdrückung

Interview mit Shazia Shahzad, Revolutionary Socialist, Unterstützerin der Liga für die Fünfte Internationale in der “Awami Workers Party” (AWP), Frauenzeitung Arbeitermacht/REVOLUTION, März 2014

Frage: Welche sind die bedeutendsten sozialen und politischen Probleme, vor denen Frauen in Pakistan stehen?

Sie sind in jedem Lebensbereich der Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt. Die Gesetze sind parteiisch gegen Frauen: sie besitzen kein Heiratsrecht nach ihrer Wahl oder die Kontrolle über ihren eigenen Körper. Sie unterliegen schlimmster Ausbeutung am Arbeitsplatz und erhalten weniger Lohn als männliche Arbeiter. Das Gros der Tätigkeiten im Niedriglohnsektor wird von Frauen verrichtet.

Frage: Wie ist die Situation der Arbeiterinnen und der Bauersfrauen?

Arbeiterfrauen erleiden Missbrauch, wenn sie außerhalb arbeiten. Sie werden geschlechtsspezifisch benachteiligt und von den Bossen und Managern oft belästigt. Nur 18% sind im formellen Sektor tätig, mehr als 70% Frauen in der Schattenwirtschaft, wo Arbeitsbelastung, Unterdrückung und sexuelle Belästigung für sie die Norm sind. Die Bäuerinnen arbeiten nicht nur im Haus hart, sondern auch auf den Feldern. Ihre Arbeit wird sehr gering bezahlt. Im Fall der Familienarbeit, wird die Tätigkeit der Bäuerin nicht als Arbeit eingeschätzt.

Frage: Wie steht es um die politischen Rechte von Frauen? Was unternehmen die offiziellen bürgerlichen Parteien und die Regierung, um sich der Frauenprobleme anzunehmen?

Sie werden auf gesetzlicher Grundlage benachteiligt. Obwohl sie nun in gesetzgebenden Körperschaften vertreten sind, wird ihr Anteil von den männlich beherrschten Parteien festgelegt. Dort verfügen Frauen über sehr geringe Rechte und werden bei der Entscheidungsfindung weniger einbezogen. Die großen Parteien haben in Wirklichkeit kein Programm zur Frauenbefreiung oder auch nur zum Kampf gegen Diskriminierung.

Frage: Welche spezielle Unterdrückung erleidet die Frau in der Familie? Welche Rolle spielen die islamistischen Kräfte?

Frauen haben kein Heiratsrecht und werden nicht als dem Mann gleich geachtet. Sie dürfen sich ohne Information ihrer Familie und unabhängig von ihr nicht frei bewegen. Die Islamisten sind dafür, dass Frauen zu Hause bleiben und Hausarbeit verrichten, anstatt auch außerhalb des Hauses zu arbeiten und am öffentlichen Leben teilzunehmen. Sie treten gegen das Recht der Frau auf freie Auswahl ihres Ehegatten ein.

Frage: Was wären zentrale Sofortmaßnahmen und Forderungen?

Die alltägliche Benachteiligung von Frauen beenden! Männer und Frauen sollen gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten. Es muss einen Mindestlohn für Alle geben. Frauen sollen über das Recht verfügen, über ihre Zukunft zu bestimmen. Es soll Gesetze gegen Gewalt gegen Frauen geben. Schluss mit Zwangsheiraten! Die Frauen müssen legal über ihren Körper verfügen können, damit sie frei ihre Wünsche ausleben können. Mutterschaftsurlaub vor und nach der Niederkunft bei vollen Bezügen! Stopp der gesetzlich verankerten Frauendiskriminierung!

Frage: In den letzten Jahren gab es bedeutende Frauenkämpfe wie die Aktionen der Gesundheitsarbeiterinnen. Welche Rolle spielen Frauen in sozialen Bewegungen? Gibt es nennenswerte Kampagnen, die Frauenthemen ansprechen?

Frauen sind im Klassenkampf aktiv, nicht nur die im Gesundheitswesen beschäftigten, die zuletzt über mehrere Jahre mutig gekämpft und einige Forderungen durchgesetzt haben. In manch anderen sozialen Bewegungen spielen Frauen eine führende Rolle, aber es gibt keine erwähnenswerte Kampagne, die Frauen zu ihren spezifischen Themen einbezieht. Einige Nichtregierungsorganisationen (NGOs) führen solche durch, aber die sind nicht wirklich politisch.

Frage: Gibt es zum Internationalen Frauentag Aktionen?

Wir treffen uns am 8. März mit Arbeiterinnen. Außerdem gibt es am 2. März eine Frauenkonferenz in Lahore, an der wir teilnehmen werden.




Kämpferinnen für die Frauenbefreiung: Rosa Luxemburg

Frauenzeitung Arbeitermacht/REVOLUTION, März 2014

Rosa Luxemburg (5. März 1871  – 15. Januar 1919) ist die bekannteste revolutionäre Sozialistin des 20. Jahrhunderts. Schon 1893 gründete sie in Polen die SDKP (Sozialdemokratie des Königreichs Polen), war mehrere Male im Züricher Exil und stand schon früh in Verbindung zur damals größten Partei der 2. Internationale, der SPD.

1898 siedelte Rosa Luxemburg endgültig nach Berlin über, zum einen aufgrund der starken Repression gegen die Arbeiterbewegung in Polen, zum anderen sah sie ein größeres Potenzial in der deutschen SPD, die seit 1890 wieder legal arbeiten durfte und große Erfolge und Zulauf hatte. Anfangs galt Luxemburg als Expertin für polnische Angelegenheiten und machte v.a. unter polnischen ArbeiterInnen in Schlesien Wahlkampf, doch schnell wurde sie die Wortführerin des linken Flügels in der SPD. Schon früh kämpfte sie gegen den rechten Parteiflügel um Bernstein und die Reichstagsfraktion. Im „Revisionismusstreit“ verteidigte sie die Notwendigkeit der sozialen Revolution.

Gemeinsam mit Zetkin galt Luxemburg als der linke Flügel in der Partei, nach dem „Mannheimer Abkommen“ von 1907 (Trennung von gewerkschaftlichen und parteipolitischen Kämpfen) und der Ablehnung des Generalstreiks gegen den „Herero-Krieg“ (Kolonialkrieg) 1910, brach Luxemburg endgültig mit dem Zentrum der Partei, zusammen mit Karl Kautsky.

In der SPD und der 2. Internationale kämpfte sie gegen den drohenden Ausbruch des 1. Weltkriegs und rief zum Kampf gegen den imperialistischen Krieg auf. Dies „verhalf“ Rosa Luxemburg erneut zu einigen Gefängnisaufenthalten. Während die SPD und die deutschen Gewerkschaften (ADGB) die Kriegskredite für den 1. Weltkrieg bewilligten, entstand um sie, Zetkin, Liebknecht, Mehring und Jogiches der Kern der späteren KPD, der Spartakusbund.

In der Novemberrevolution von 1918 trat der Spartakusbund unermüdlich für den Aufbau von Räten nach dem Vorbild der Oktoberrevolution ein. Rosa Luxemburg war Chefredakteurin der „Roten Fahne“, Karl Liebknecht rief die sozialistische Republik aus. Die SPD, das Kapital und die Armeeführung nahmen daraufhin den gemeinsamen Kampf gegen die „Spartakisten“ auf. In diesen Revolutionsmonaten radikalisierten sich große Teile der Klasse. Die SPD unterstützte währenddessen eine bürgerliche Übergangsregierung und stellte auch die Mehrheit in den Arbeiter- und Soldatenräten, es gab Abkommen mit Kapital und Armee. Als Folge dessen wurden „Freikorps“ aufgestellt, welche ideologisch reaktionär-nationalistisch eingestellt waren und von diesen Kräften  geführt wurden, um die revolutionären Führer zu töten. So wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht umgebracht.

Noch heute hat die Figur Rosa Luxemburg große Strahlkraft auf die Linke, sowohl als engagierte Kämpferin gegen Imperialismus und Krieg, aber auch als Revolutionärin, die den Kampf gegen den Reformismus in der eigenen Partei aufnahm.

Einige ihrer Werke:

1899 Sozialreform oder Revolution

1906 Massenstreik, Partei und Gewerkschaften

1916 Zur Krise der Sozialdemokratie (Junius-Broschüre)

1918 Unser Programm und die politische Situation (KPD Gründung)




Kapitalismus, Krise, Frauenunterdrückung – Globale Ausbeutung der Frauen

Anne Moll, Frauenzeitung Arbeitermacht/REVOLUTION, März 2014

Seit den 1980ern hat die Globalisierung unter dem Diktat der großen imperialistischen Staaten, das Bestreben, alle Länder vollständig der Dominanz des neoliberalen Wirtschaftsmodells zu unterwerfen, an Expansion und Tempo zugenommen.

Die neoliberale Offensive des Kapitals hat zu einer weiteren Durchdringung der Märkte durch das imperialistische Kapital geführt, zu einer verschärften Konkurrenz zwischen Unternehmen und Staaten.

Die IdeologInnen der herrschenden Klasse versprachen, dass dieses System letztlich zu mehr Wohlstand für alle und zu einem krisenfreien Kapitalismus führen würde.

Dieser immer schon leeren Versprechungen entpuppten sich spätestens seit der großen Krise 2007/08 dann als das, was sie immer schon waren: Sonntagsreden der Herrschenden, von bürgerlichen „ExpertInnen“ und Medien.

Statt besseren Bedingungen gibt es eine erbarmungslose, verschärfte Konkurrenz aller gegen alle. Ein Kampf um die Neuaufteilung der Welt ist unter den führenden Kapitalien und Großmächten entbrannt – die Kosten der Krise werden auf die Massen abgewälzt. Und unter den Auswirkungen leiden Millionen Menschen weltweit.

Ideologie

Erfolgreich wurde hierzulande von Politik und Medien immer wieder die Mär von den immensen Vorteilen der kapitalistischen Globalisierung verbreitet. Die großartige globale Vernetzung, die Bewegungsfreiheit und die Möglichkeiten, von einander zu lernen und zu profitieren.

Doch diese einseitige Propaganda sollte v.a. davon ablenken, dass die Profite in den imperialistischen Ländern auch durch verschärfte Ausbeutung in armen, halbkolonialen Ländern geschaffen werden.

Die bürgerliche Mittelschicht beruhigt ihr Gewissen durch Spenden an Hilfsorganisationen, durch Boykottaufrufe aber auch durch Unterschriften unter Petitionen für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne in den Sweatshops der Armen, vorzugsweise gern durch Kauf von „Fair gehandelten Produkten“.

Die Mehrheit in den „reichen Ländern“ ist jedoch selbst darauf angewiesen, die billig produzierten Güter bei Ikea, Primark, H&M und Co. zu kaufen. Es ist praktisch nahezu unmöglich, auch nur ein Unternehmen zu finden, das seine Produktion nicht in Sonderwirtschafts-, Freihandelszonen o.a.  exportorientierte Regionen verlagert hat, um jedwede Arbeitsrechts- oder Umweltbeschränkungen zu umgehen, immense Profite zu erwirtschaften und obendrein noch billige Produkte auf den hiesigen Markt zu bringen.

Strukturen

Heute gibt es in über 70 Ländern 800 (!) solcher Sonderwirtschafts- und Freihandelszonen, in denen Millionen Menschen beschäftigt sind. Davon sind über 80% Frauen. Diese Zonen sind isolierte zoll- und steuerfreie Wirtschaftsräume, die wie kleine Militärstaaten konzipiert sind und den zuständigen Regierungen nur wenig Eingriffsrechte lassen. Oft sind diese aber auch direkt an der extremen Ausbeutung beteiligt, z.B. als Eigentümer der maroden Fabriken.

Die großen Konzerne – mit ihrem vordergründig sauberen Markenimage –  verstecken ihre Beteiligung an den Bedingungen der Überausbeutung hinter den Geschäften ihren Zulieferbetriebe und versuchen so, jede Verantwortung für gesundheitsgefährdende bis lebensgefährliche Arbeitsbedingungen von sich zu weisen.

Bedingungen

Der Alltag in den Produktionsstätten der großen Markenkonzerne ist von Einschüchterung, Strafarbeiten und Drohungen, von sexueller Belästigung und Misshandlung geprägt. Selbst Toilettengänge werden reglementiert, Pausen willkürlich eingeschränkt, es gibt kaum Krankheits- oder Mutterschaftsurlaub. Wer nicht 6-7 Tage pro Woche bis zu 16 Stunden pro Tag arbeiten kann, fliegt.

Die Fabriken selbst sind oft baufällige Gebäude ohne jede Sicherheitstechnik und Arbeitsschutzvorkehrungen. Oft genug sind solche Gebäude durch Fehler an elektrischen Leitungen abgebrannt oder eingestürzt. So sind 2013 Hunderte ArbeiterInnen einer Fabrik in Savar in Bangladesh ums Leben gekommen, Tausende wurden verletzt. Wie brutal die Betreiber solcher Fabriken agieren, zeigt gerade dieses Beispiel. Die Warnungen der ArbeiterInnen über Risse in dem 8-stöckigen Gebäude wurden nicht nur ignoriert, sondern sie wurden auch zur Arbeit gezwungen und alle Ausgänge verschlossen.

Unter diesen Bedingungen wundert es nicht, das gewerkschaftliche Organisierung verboten oder durch massive Drohungen verhindert wird.

Trotzdem, selbst unter größter Gefahr, gibt es immer wieder Versuche, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Kommt es tatsächlich zu Massendemonstrationen oder Streiks, werden die ArbeiterInnen generell brutal vom Polizeiapparat auseinandergetrieben.

Auch Frauenorganisationen bemühen sich darum, die Frauen in den Produktionsstätten zu unterstützen und gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen und internationalen Gewerkschaften Druck auf die Konzerne auszuüben, indem sie die unerträglichen Arbeitsbedingungen öffentlich machen.

Beispiele

In den vier Hauptbranchen der Überausbeutung von Frauen arbeiten zwischen 30-90% von ihnen.

  • in der Bekleidungsindustrie liegt der Frauenanteil weltweit bei 80-90%;
  • in der Spielzeugindustrie Chinas arbeiten zu 90% Frauen, v.a. im Alter von 18-30 Jahren;
  • in der Elektronik-Fertigung in Rumänien arbeiten 60-70% Frauen;
  • in der Landwirtschaft variiert der Frauenbeschäftigungsteil zwischen 30-90%.

Nach wie vor spielen hier historische, mittlerweile völlig unhaltbare Annahmen eine Rolle: Frauen gelten als „Zuverdienerinnen“ und brauchen daher keinen „Familienernährerlohn“. Ihnen wird also meist deutlich weniger Lohn gezahlt als männlichen Arbeitern. Sie arbeiten befristet, informell und auch in Teilzeit, weil ihre eigentliche „Arbeit“ nach wie vor in der Reproduktionsarbeit gesehen wird – als Mütter, Ehe- oder Hausfrauen und Töchter, die ihre Familienangehörigen versorgen.

Diese Bedingungen sind durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zu erklären, die für die Frauenunterdrückung im Kapitalismus grundlegend ist. Sie bildet eine wesentliche Grundlage der Geschlechterdiskriminierung und die sie reproduzierenden Sozialisationsbedingungen spielen den Konzernen in die Hände. So gelten Frauen als weniger fordernd, als besonders flexibel und verlässlich.

Oft werden sie mit falschen Versprechungen in die Fabriken gelockt, dort unter Druck gesetzt und so massiv eingeschüchtert, dass sie nicht mehr wagen, ihren Vorgesetzten den Rücken zu kehren. Meist ist es aber die fehlende Alternative und tatsächliche Angst vorm Verhungern, der Druck des Elends der Familie, die die Frauen in diese Jobs zwingt und auch dazu, dort zu bleiben.

Diesen Verhältnissen hat der Kapitalismus immer Vorschub geleistet. In der Phase der Globalisierung des Kapitals Ende der 1980er/Anfang der 1990er wurde das besondere forciert. Andere Möglichkeiten der Reproduktion werden weiter sukzessive minimiert. Einheimische Subsistenz- und kleine Landwirtschaftsbetriebe sind durch billige Importe aus den Industrieländern weitgehend zerstört, die größere Landwirtschaft ist meist in der Hand großer Konzerne. Dadurch sind Millionen Menschen gezwungen, in den Industriebetrieben der globalen Konzerne und deren Zulieferbetrieben ihre Arbeitskraft zu verkaufen.

Die Möglichkeiten für die Masse der Frauen, die in die Lohnarbeit drängen, sind aber auch gegenüber der männlichen Bevölkerung stark eingeschränkt. Ohne Schul- und Berufsausbildung haben sie keine Wahlmöglichkeit. Die einzigen Alternativen zur modernen Sklavenarbeit in den Fabriken der Freihandelszonen sind die Arbeit im Haushalt reicher Familien oder in der Sexindustrie – also die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Rollback

Auch nach Jahrzehnten von Protest- und Aufklärungsarbeit durch Hilfsorganisationen oder NGOs ist die Situation nicht besser geworden. Im Gegenteil, die globale, durch sinkende Profitraten getriebene Ausbeutung kehrt mit Leiharbeit, Werkverträgen und illegaler Beschäftigung in die imperialistischen Zentren zurück.

Beispiele dafür gibt es genug: Schauen wir uns nur die Arbeitsbedingungen beispielsweise bei Amazon, in den Fleischfabriken oder die prekären Beschäftigungsverhältnisse in der Pflege oder im Einzelhandel an. So wurden in den imperialistischen Ländern die Produktionen der Textilindustrie, der Spielzeugindustrie und der Elektroindustrie abgebaut und in die Länder der jeweils billigsten Produktionsmöglichkeiten verlagert. Und so werden nun in diesen Ländern v.a. Zulieferer- und Dienstleistungen von Großunternehmen aufgezogen, die immer mehr auch die Standards für Arbeitsschutz und Löhne der imperialistischen Länder selbst unterlaufen. So kommt die moderne Sklavenarbeit von den Halbkolonien zurück in die „reichen Länder“ der Welt. Betroffen vor allem: Frauen!

Was tun?

Da bleiben viele, selbst Linke, einigermaßen ratlos und kommen über Forderungen an die Parlamente einerseits oder die Ablehnung der gesamten Lohnarbeit andererseits kaum hinaus. Die gewerkschaftliche Organisation der prekär Beschäftigten ist katastrophal, stattfindende Kämpfe werden nicht selten dem Primat des Standorts geopfert.

Es ist jedoch auch ein falsches, einseitiges Bild, die Arbeiterinnen nur als „hilflose Opfer“ zu sehen. Unter schwierigsten Bedingungen haben sich auch Millionen von ihnen in den letzten Jahren zu wehren begonnen, oft mit unglaublichem Mut und überaus militant. In Ländern wie Sri Lanka und in Kambodscha z.B. gab es wichtige Fortschritte in der gewerkschaftlichen Organisierung von Arbeiterinnen in der Textilindustrie der Sonderwirtschaftszonen. In China, im Land mit der größten und betrieblich aktivsten Arbeiterklasse der Welt, spielen auch Frauen eine sehr wichtige Rolle bei den oft illegalen oder halb-legalen Streiks.

Gewerkschaftliche Organisierung spielt daher eine zentrale Rolle bei der Organisierung von Frauen und beim Aufbau einer globalen proletarischen Frauenbewegung. Aber zugleich hat die gewerkschaftliche und betriebliche Ebene auch ihre Grenzen, wenn es darum geht, den Kapitalismus als Gesamtsystem anzugehen, also die Wurzel des Problems anzugreifen.

Die Erarbeitung eines politischen Programms für eine internationale Organisation kann hier eine wirkliche politische Alternative bieten. So schreiben wir in unserem Programm „Vom Widerstand zur Revolution“: „Für eine proletarische Frauenbewegung, um Frauen im Kampf für ihre Rechte zu mobilisieren, die Kämpfe der ArbeiterInnen überall zu stärken, den Kampf gegen den Kapitalismus mit dem Kampf für die Emanzipation der Frauen und eine neue Gesellschaftsordnung, die auf wirklicher Freiheit und Gleichheit beruht, zu verknüpfen! Die Aufgabe von KommunistInnen besteht im Aufbau einer solchen Bewegung und in deren Führung entlang des Weges zur gesellschaftlichen Revolution.“

Wesentliche Schritte dahin sind konkrete Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen, die weltweit erkämpft werden müssen:

  • Massive Lohnerhöhungen und Kampf für einen Mindestlohn. Als Richtwerte gelten die Lebenshaltungskosten in den jeweiligen Ländern, also alle Reproduktionskosten, plus der Kosten für Mobilität und Teilnahme an Kultur und Bildungsangeboten. Mindestrenten und Arbeitslosengeld, die vor Armut schützen – festgelegt von der Arbeiterbewegung des jeweiligen Landes.
  • Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit! Abschaffung jeder Lohn- und Gehaltsdiskriminierung von Frauen – kontrolliert von Ausschüssen lohnabhängiger Frauen und den Gewerkschaften!
  • Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, wie sie in den fortschrittlichsten Fabriken Standard sind, deren Entwicklung und Weiterentwicklung muss von den Organisationen der ArbeiterInnen zusammen erarbeitet und überprüft werden.
  • Reduzierung der Arbeitszeit, als ersten Schritt auf 30 Stunden pro Woche weltweit bei vollem Lohnausgleich. Als RevolutionärInnen ist unser Ziel, die Arbeitszeit zu senken und dafür zu kämpfen, dass alle gesellschaftlich notwendige Arbeit auf alle Arbeitsfähigen aufgeteilt wird.
  • Freie Gesundheitsversorgung und bei Erkrankung volle und unbegrenzte Lohnfortzahlung.
  • Für Möglichkeiten der 24-Stunden-Betreuung für Kinder vom ersten Lebenstag an. Qualifizierung und Betreuungsschlüssel unter Kontrolle der Eltern und Beschäftigten nach Richtlinien der fortschrittlichsten Erkenntnisse.
  • Vergesellschaftung der privaten Hausarbeit!
  • Volle rechtliche und politische Gleichstellung der Frauen!
  • Für das Recht auf freie gewerkschaftliche und politische Organisierung weltweit!
  • Für eine proletarische Frauenbewegung!

Wir sind der Meinung, mit diesen Forderungen die Mehrheit aller LohnarbeiterInnen, der Arbeitslosen, Jugendlichen und RentnerInnen für einen gemeinsamen Kampf organisieren zu können. Wir haben nicht die Illusion, dass mit der Durchsetzung dieser Forderungen das Elend von der Welt getilgt werden könnte – aber der Kampf dafür wird das Kräfteverhältnis deutlich verändern.

Das tägliche unerträgliche Leid von Millionen von Frauen und Familien wäre gemildert, die Möglichkeit zur politischen Bildung und Einmischung wären verbessert und damit die beste Voraussetzung für eine weltweite Revolution, die tatsächlich den Kapitalismus überwinden kann und eine neue befreite Gesellschaft aufbaut, geschaffen.

Dafür stehen wir und fordern alle Frauen weltweit auf, sich mit uns zusammen zu schließen und gemeinsam den Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu organisieren.




Editorial: Frauenzeitung 2014 von Arbeitermacht und REVOLUTION

Redaktion,Frauenzeitung Arbeitermacht/REVOLUTION, März 2014

Vor Euch liegt unsere zweite Zeitung, die sich ausschließlich mit Themen beschäftigt, welche die besondere Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen und den Kampf dagegen betreffen.

Im März 2013 erschien die erste Zeitung zu dieser Thematik. Wir haben dafür viel Zuspruch und positive Rückmeldungen erhalten und gemerkt, dass es einen großen Bedarf nach einem speziellen Organ gibt, das sich den Themen der  Geschlechtsdiskriminierung und -unterdrückung widmet, eine Perspektive der Gegenwehr aufzeigt und dabei einen proletarischen Klassenstandpunkt vertritt. Das große Interesse an dieser Sondernummer der Neuen Internationale hat uns sehr gefreut und motiviert, nun eine zweite Nummer zu erstellen.

An der Erarbeitung der vorliegenden Zeitung haben sich vermehrt auch junge Frauen aus der mit der Gruppe Arbeitermacht solidarisch verbundenen Jugendorganisation REVOLUTION beteiligt. So wird diese Ausgabe auch von beiden Organisationen gemeinsam herausgebracht.

Diese zweite „Frauen-Zeitung“ ist nicht nur Ausdruck der Tatsache, dass für beide  Organisationen der Kampf gegen die Unterdrückung kein Lippenbekenntnis ist, sondern ein echtes Anliegen, für das wir auch konkrete Arbeit investieren. Diese Zeitung ist zugleich auch Ausdruck der Kontinuität und Entwicklung unserer Arbeit in diesem Bereich.

In dieser Ausgabe haben wir den Schwerpunkt auf internationale Frauenthemen gelegt. Einerseits gelangen die Probleme von Frauen anderer Länder oder Kontinente durch die Medien immer direkter zu uns. Andererseits sind diese „fernen“ Probleme eben nicht nur Probleme anderer Menschen, sondern sie sind im Zeitalter der Globalisierung alle viel enger als je zuvor miteinander verknüpft.

Das bedeutet auch, dass wir die Erfahrungen des Widerstands von Frauen aus anderen Ländern berücksichtigen und ihren Kampf direkter unterstützen können und müssen. Wir halten es auch deshalb für unabdingbar, eine internationale Organisation, eine neue 5. Internationale und eine Jugendinternationale aufzubauen, um diese Erfahrungen und Potentiale weltweit zu koordinieren und den Kampf für eine andere, kommunistische Gesellschaft effektiver führen zu können.

Wir nehmen in dieser Ausgabe auch Bezug auf die Erfahrungen und Aktivitäten der Sektionen der Liga für die Fünfte Internationale in Pakistan und in den USA. Wir zeigen in einigen Artikeln, dass der Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen schon eine lange Tradition in der Arbeiterbewegung hat und stellen einige dabei herausragende Frauen vor.

Wir hoffen, dass Euch unsere Zeitung gefällt und anregt. Ebenfalls hoffen wir natürlich, neue Mitstreiterinnen und Mitkämpfer zu gewinnen, die sich mit uns gemeinsam für die Befreiung der Frau engagieren.