Die politischen Gefangenen, setzen im iranischen Gohardasht Gefängnis ihren Körper als das letzte Mittel gegen die staatlichen Repressionen ein. Zu diesen staatliche Repressionen gehören Inhaftierungen, Folter und Verhöhungen, Konfiszierung von persönlichen Gegenständen, und Verlegung in abgelegene Gefängnisse. All diese Repressionsformen sind für den iranischen Staatsapparat unverzichtbar, sie werden jedoch mit den Festnahmen nicht gemildert, sondern als Mittel der Unterdrückung der Gefangenen immer massiver eingesetzt. Dies ist vor allem der Fall, wenn es sich um politische Gefangene handelt, die sich prinzipiell vom Staat distanzieren und unter keinen Umständen Teil der politischen Machtverhältnisse sind.
Die Gefangenen leisten in einer Situation Widerstand, in der die gesamte Gesellschaft alten und neuen Formen der Repression ausgesetzt ist. Deshalb sehen wir ihren Widerstand gegen die Gefangenschaft und gegen die Verhältnisse im Gohardasht Gefängnis gleichzeitig auch als eine Antwort auf andere staatliche Repressionen außerhalb des Gefängnisses.
Die fast voyeuristische Form der Beobachtung der Gefangenen seitens der Staatsapparate zeigt, dass sie selbst überrascht sind; überrascht davon, dass sogar in den schwierigsten Lagen und eingeschränktesten Verhältnissen, Widerstand möglich ist. So setzt das hungrige Sein der Gefangenen etwas durch, dass sie mit anderen Unterdrückten verbindet. In diesem Zusammenhang sprechen wir von allen 20 Gefangenen, also sowohl von den vier, welche sich immer noch im Hungerstreik befinden, als auch von den anderen 16, die zum Teil nach über 50 Tagen ihren Hungerstreik beendet haben und nun eine Form des Fastens, das sich “politisches Fasten” nennt, begonnen haben, obwohl ihre körperlichen Konditionen von Schwäche und drastischer Gewichtsabnahme geprägt sind.
Dieses Durchsetzungsvermögen und Widerstand verbindet die Gefangenen mit den 300 afghanischen Kindern, die auf den Straßen Irans festgenommen wurden und abgeschoben werden sollen; mit den Kämpfen der ArbeiterInnen um ihre Rechte auf unabhängige Organisationen; mit den kurdischen Arbeiterinnen, die an der westlichen Grenzen des Irans leben und aufgrund ihrer wirtschaftlichen Armut zwischen den Grenzen, Waren “illegal“ transportieren und an den Grenzen vom iranischen Militär und Paramilitär erschossen werden; mit Lehrerinnen und Rentnerinnen, die in bitterster Armut leben und trotzdem nicht aufgeben, mit den unterdrückten Frauen; mit LGBTQs; mit den sogenannten Kinderarbeitern, also Kindern, die aufgrund der Armut ihrer Familien arbeiten müssen; mit den Unterdrückten aus Belutschistan, mit Kurden, Türken und Arabern; und auch mit Schwarzen, die in der Trump-USA leben und arbeiten müssen; mit den MinenarbeiterInnen in Südafrika; mit den Geflüchteten in allen Flüchtlingslagern der Welt; und allen anderen Unterdrückten.
Die Botschaft der Gefangenen ist bei uns angekommen.
So treffen wir uns in Solidarität mit denjenigen, die ihr wertvolles Leben als Mittel für den Widerstand einsetzen, vor der iranischen Botschaft in Berlin und setzen gegen diesen Staatsapparat ein Zeichen.