Arbeiter:innenmacht

Pakistan: Jiand Baloch ist wieder frei – die BelutschInnen nicht!

Liga für die Fünfte Internationale, Infomail 1065, 17. August 2019

Am 2. August konnten wir die Freillasung des Studentenführers der Baloch Students Organization (BSO) Jiand Baloch feiern, die auf der Facebookseite der BSO bekanntgegeben wurde (https://www.facebook.com/bso1967/). Jiand „verschwand“ am 30. November 2018. Einige Tage später „verschwanden“ drei weitere Genossen der BSO, Zareef Rind, Changez Baloch und Aurangzaib Baloch. Während letztere am 5. Januar wieder freigelassen wurden, mussten all jene, die Jiand und seinen Idealen nahestehen, für weitere sieben Monate um sein Leben fürchten.

Die Entführung oder das so genannte „Verschwinden“ von BelutschInnen wie Jiand ist eine gängige Praxis gegen politische AktivistInnen und Angehörige unterdrückter, nationaler Minderheiten in Pakistan. Es trifft die Bevölkerung Belutschistans, Pakistans südwestliche Provinz, besonders hart. Geschätzte 20.000 Menschen sind seit den 1990ern verschwunden. Viele wurden nie wieder gesehen nur als geschundene Leichnahme, die am Straßenrand abgeworfen wurden. Der pakistanische Zentralstaat und die KapitalistInnenklasse, die vor allem im Punjab und in Karachi angesiedelt ist, verfolgen seit jeher eine Agenda der innere Kolonisierung gegenüber den anderen drei Provinzen und weiteren Regionen wie Gilgit-Baltistan. Das belutschische Volk ist am stärksten betroffen, da die Region reich an Ressourcen und von geostrategischer Bedeutung ist, jedoch nur wenige ihrer BürgerInnen in der Position sind, sich der Ausbeutung durch inländisches und internationales Kapital entgegenzustellen. Die brutale Unterdrückung jeglichen Widerstandes hat immer wieder zur Bildung von Guerilla-Kräften geführt. In Reaktion auf eine Wiederbelebung der Guerilla-Bewegung 2018 hat der Staat mit voller Gewalt jedwede Form von Opposition unterdrückt.

Die Liga für die Fünfte Internationale und REVOLUTION standen auf der Seite der belutschischen studentischen AktivistInnen und warben international für ihre unmittelbare und sichere Freilassung. Wir haben das getan, weil wir davon überzeugt sind, dass nur durch die Anerkennung des Rechts auf Selbstbestimmung unterdrückter Völker ein gemeinsamer Kampf gegen den Kapitalismus entstehen kann. Nur durch die Solidarität mit der unterdrückten „Peripherie“ – sei es in Kashmir, Palästina oder Belutschistan – können die ArbeiterInnen in den Metropolen eine Einheitsfront gegen die Unterdrückung und die gemeinsame Ausbeutung mit ihren Brüdern und Schwestern schaffen.

Wir möchten all jenen Menschen, AktivistInnen und Organisationen, danken, die ihre Stimme in Solidarität mit Jiand Baloch und der BSO erhoben haben. Es waren eure Anstrengungen, die das Leben eines Genossen gerettet haben. Anstatt die BSO zu zerstören, hat die staatliche Repression nun zu ihrer größeren Bekanntheit geführt. Neue Schichten der Gesellschaft wurden über die demokratischen und sozialistischen Ziele der jungen belutschischen AtivistInnen aufgeklärt. Wir glauben, dass genau das der Weg ist, wie internationale Solidarität aussehen kann und der Aufbau einer sozialistischen ArbeiterInnen- und Jugendbewegung vorangebracht werden kann. Sie werden nicht durch passives Abwarten auf eine bessere Zukunft entstehen. Sie entstehen durch das mutige und bewusste Eingreifen von SozialistInnen in Kämpfe, wie jenes des belutschischen Volkes für Freiheit.

In diesem Sinn möchten wir nicht nur jenen danken, die Jiand unterstützt haben, sondern alle daran erinnern, dass auch heute noch tausende BelutschInnen vermisst werden. Die Provinz steht immer noch faktisch unter Militärherrschaft. Demokratische Rechte bestehen allenfalls auf dem Papier. Wir möchten euch daher darum bitten, auch in Zukunft eure Stimme zu erheben. Die Linke und ArbeiterInnenorganisationen in Pakistan und international müssen sowohl politische als auch materielle Unterstützung für den Aufbau einer sozialistischen Jugend- und ArbeiterInnenbewegung in Belutschistan leisten.

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