Frauenzeitung: Editorial

Redaktion, Frauenzeitung Nr. 4, ArbeiterInnenmacht/REVOLUTION, März 2016

Liebe Leserinnen und Leser!

Dies ist bereits die vierte Ausgabe unserer Frauenzeitung, die wir seit 2013 jeweils zum Internationalen Frauenkampftag herausgebracht haben. Wir freuen uns, dass es zum wiederholten Male eine gemeinsame Ausgabe der Jugendorganisation REVOLUTION und der Gruppe ArbeiterInnenmacht geworden ist.

Der Schwerpunkt liegt auf Flucht und Rassismus, dem Schwerpunktthema des vergangenen Jahres.

Wir befassen uns in dieser Frauenzeitung in den verschiedenen Artikeln mit dem Schicksal geflüchteter Frauen und dem von LGBTIA-Menschen. Ein Artikel beleuchtet das Los syrischer flüchtender Frauen und Kinder in der Türkei. In einem langen Beitrag untersuchen wir die Lage für Frauen in Afghanistan unter dem Besatzungsregime, die Rolle der islamistischen Reaktion in Gestalt der Warlords und der Taliban sowie die Politik der progressiven afghanischen Frauenbefreiungsorganisation RAWA. Wir entwickeln einen in ein Programm der permanenten Revolution für Afghanistan und die Länder des Mittleren Ostens eingebetteten Forderungskatalog für die Befreiung der Frau, insbesondere die der Arbeiterin und armen Bäuerin. In Gestalt der AfD tritt uns nicht nur eine rasch wachsende Partei der rassistischen und sexistischen Reaktion entgegen, sie vertritt auch ein äußerst rückschrittliches Bildungs- und Familienprogramm, das die Ängste des vom sozialen Abstieg bedrohten gehobenen Kleinbürgertums zum Ausdruck bringt. Wir analysieren u.a. ihr Frauenbild, z.B. an der Position zur Abtreibung. Der ausführliche Artikel zum Queerfeminismus untersucht die methodischen Quellen dieser Theorie bei Judith Butler. Der Verbreitung dieser modischen Ideologie innerhalb der radikalen Linken wird eine marxistische Kritik entgegengestellt. „Was ist der Ursprung sexueller Unterdrückung?“ fragt ein weiterer Beitrag und beleuchtet diese Frage vom historisch-materialistischen Standpunkt aus. Last but not least zeigen wir am Beispiel der Heimarbeiterinnengewerkschaft in Pakistan, wie sich Arbeiterinnen in einem bedeutenden halbkolonialen Land zur Wehr setzen und sich über alle Schwierigkeiten hinweg organisieren können. Ihnen und unserer in tätiger Solidarität mit dieser Gewerkschaft stehenden pakistanischen Sektion, der RSM, gebührt unsere besondere Aufmerksamkeit.

Der Kampf der Heimarbeiterinnen Pakistans steht im Geiste der Tradition des 8. März, des internationalen Frauentags, dessen Ursprünge auf die Anstrengungen der ArbeiterInnenparteien der Sozialistischen (II.) Internationale zurückgehen, insbesondere auf ihre Frauen wie z.B. Clara Zetkin. Deshalb fordern wir Euch alle, Frauen wie Männer, auf: beteiligt Euch massiv an den Aktionen zum diesjährigen 8. März! Die GAM und REVOLUTION werden dazu wieder Veranstaltungen abhalten. Ein Veranstaltungsterminkalender ist im Folgenden abgedruckt. Besucht unsere gemeinsamen Veranstaltungen!

Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, dass die letzte Jahreskonferenz der GAM beschlossen hat, den Gruppennamen in Gruppe ArbeiterInnenmacht umzuändern. Die Konferenz davor hatte nach ausführlicher Debatte um die Bedeutung von Sprache und Schreibweise, der gründlichen Auseinandersetzung mit postmodernen, poststrukturalistischen und TheoretikerInnen wie Louis Althusser beschlossen, die Schreibweise mit Innen auch inmitten zusammengesetzter Wortbegriffe zukünftig zu verwenden, die die Betonung beider Geschlechter hervorheben sollen, also v.a. den Zusammenhang mit dem Kampf der ArbeiterInnenklasse und anderer sozial Unterdrückten.

Die möglicherweise benutzten beiden Schreibweisen (z.B. Arbeiter_Innen neben ArbeiterInnen) in dieser Ausgabe sind den geringfügig verschiedenen Praktiken bei GAM und REVOLUTION geschuldet.